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Paläontologie: Basilosaurus - der Raubwal aus der Sahara

Basilosaurus war kein sanfter Riese: Der Urwal stand an der Spitze der Nahrungskette - und verschmähte auch verwandte Arten nicht.
Ausgestorbener Urwal

Er war bis zu 18 Meter lang, hatte zehn Zentimeter große Zähne und brachte es auf einen Beißdruck von mindestens 16 400 Newton pro Quadratzentimeter – zum Vergleich: Ein Löwe erreicht gerade einmal knapp 1800 Newton pro Quadratzentimeter, wir Menschen 800. Basilosaurus isis (benannt nach der ägyptischen Göttin von Geburt und Tod) war einer der markantesten Meeresräuber seiner Zeit, des Eozäns vor rund 40 Millionen Jahren. Und er machte Jagd auf allerlei große Beute wie kleinere Wale und Haie, wie Manja Voss vom Museum für Naturkunde in Berlin und ihre Kollegen in »PLoS One« darlegen: Es ist der erste Nachweis, dass Wale andere Wale jagten, so die Wissenschaftler.

Abgesehen hatten es die Raubwale vor allem auf Jungtiere der zeitgleich lebenden, kleineren Art Dorudon atrox, deren Überreste im Bauchbereich eines fossilen Basilosaurus isis in der ägyptischen Fundstätte Wadi al-Hitan gefunden wurden. Die Region war einst Teil eines flachen Schelfmeers, in der beide Walspezies lebten. Heute ist sie eine bedeutende Fossilienfundstätte, in der tausende Überreste von urzeitlichen Meeressäugern, aber auch von Fischen ausgegraben wurden.

Im Gegensatz zu den fossilen Vertretern von Dorudon atrox fanden sich auch die spitzen Zähne ihres Fressfeindes. Viele Überreste der kleineren Wale sowie der Fische wiesen zudem markante Bissspuren auf. Vor allem im Kopfbereich hatten die kleineren Meeressäuger Zahnabdrücke: an Stellen, wo ein Raubwal wohl am ehesten zupacken würde, um sein Opfer zu erlegen. Anhand dieser Indizien schließen Voss und Co, dass Basilosaurus ein Spitzenraubtier war, das in der Region Jagd auf die Verwandtschaft machte – das frühere Schelfmeer könnte eine Art Kinderstube für Dorudon atrox gewesen sein. Auf Grund seiner Größe und Beißkraft stand Basilosaurus isis an der Spitze der Nahrungskette, interpretieren die Wissenschaftler.

Wenige Millionen Jahre später starb der Basilosaurus allerdings aus, als sich die Ozeane abkühlten. Trotz seines Namens war er kein Saurier, sondern bereits ein echtes Säugetier – wie der Fund zeigt allerdings kein sanfter Riese wie der Grauwal, sondern eher ein wendiger Jäger wie der Schwertwal.

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