Jerusalem: Bau von Herodes' Tempel dauerte länger als angenommen
Eines ist gewiss: Herodes der Große begann 22 v. Chr. mit dem Bau eines Tempels in Jerusalem. Als der Vasall Roms 4 v. Chr. starb, war die Errichtung des Heiligtums auf dem Tempelberg jedoch – anders als bislang vermutet – noch nicht vollendet. Darauf weisen zumindest neueste Funde am Fuß der Umfassungsmauer hin.
Bei Grabungen nahe dem einstigen Robinson-Bogen, einer langen Treppe, die von der Altstadt auf den Tempelberg führte, stießen die Archäologen Eli Shukron von der Israel Antiquities Authority und Ronny Reich von der University of Haifa auf römische Bronzemünzen und Öllampen aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Die Forscher entdeckten die Stücke unterhalb der westlichen Umfassungsmauer des damaligen herodianischen Tempels – und zwar innerhalb eines älteren rituellen Bads, das aus dem anstehenden Gestein gehauen worden war. Während des Tempelbaus wurde das Bad mit Erde und Steinen verfüllt, um darüber die Westmauer zu errichten.
Doch wie es die ältesten Münzfunde vorgeben, entstand dieser Bauabschnitt nicht mehr unter König Herodes – die Nominale wurden nämlich im Jahr 17/18 n. Chr. geprägt, und zu diesem Zeitpunkt war der Herrscher bereits etwa 20 Jahre tot. Die Funde bestätigen damit auch die Überlieferung des jüdischen Historikers Flavius Josephus, dem zufolge erst Herodes' Großenkel, Herodes Agrippa II., den Tempel 63 n. Chr. fertig gestellt hatte.
Das herodianische Heiligtum wurde 70 n. Chr. von den Römern zerstört. Heute stehen auf dem Tempelberg der muslimische Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee. Die jüdische Klagemauer ist ein Abschnitt der damaligen Westmauer. Sie war dem sakralen Zentrum des Tempels am nächsten gelegen.
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