Primatenlokomotion: Baumschaukeln
Um von Baumkrone zu Baumkrone zu gelangen, nutzen Primaten unterschiedliche Strategien: Der durchschnittliche Homo sapiens hangelt sich ungelenk herab, läuft hinüber und kraxelt drüben wenig behände wieder hinauf. Tarzan schwingt an einer Liane von Baum zu Baum, Bonobos gehören eher zu den Springern. Und Orang-Utans?
Fliegen kann er nicht, der Umweg über den Boden ist zu weit: Wie kommt der durchschnittliche Baumbewohner von einem Baum zum anderen? Oft hilft nur ein beherzter Sprung von einem schwankenden dünnen Ast zum nächsten. Das setzt allerdings ein gewisses Geschick voraus.
Deutlich sichtbar wird das im Freibad: Braungebrannte, athletische Jungs beeindrucken die Mädels, indem sie sich vom Sprungbrett in einen Parabelflug katapultieren, der ihnen nicht nur Zeit für allerlei Kunststückchen lässt, sondern bei Bedarf auch beachtliche Distanzen überbrückt. Kleine Kinder sieht man hingegen immer wieder, wie sie voller Vorfreude auf den großen Satz bis ans Ende des Sprungbrettes vorlaufen, sich mit voller Kraft abstoßen und unversehens nur zwanzig Zentimeter weiter wild mit den Armen rudernd auf die Wasseroberfläche klatschen. Die Energie des Absprungs ist irgendwie ins Brett gegangen, das jetzt lustig vor sich hin vibriert.
Für Orang-Utangs ist das in der Regel nichts. Sie sind so schwer, dass die dünnen äußeren Äste, von denen aus ein Sprung zum nächsten Baum in Frage käme, ihr Gewicht oft gar nicht halten könnten. Aber laut Susannah Thorpe von der Universität Birmingham und ihren Kollegen haben die trägen Menschenaffen andere Methoden gefunden, sich Spannungsenergie zu Nutze zu machen. So berichten sie beispielsweise von einem jungen Orang-Utan-Männchen, das – an einer elastischen Liane hängend – einen tiefer gelegenen Ast ergriff und sich daran nach unten zog, um dann von der zurückschnellenden Kletterpflanze auf eine höhere Geästebene geschleudert zu werden.
An einer Futterplattform für ausgewilderte Orang-Utans im Gunung-Leuser-Nationalpark in Sumatra filmten sie drei Affen – darunter auch ein wildes Männchen – beim Baumschaukeln. Die Menschenaffen nutzten einen jungen Baum, um sich zu einer Liane in der Nähe der Plattform zu befördern. Die aus den Videos abschätzbaren Informationen wie Gewicht des Affen und seine Höhe über Grund nutzten die Wissenschaftler, um die investierte Energie für die Überquerung des Zwischenraums abzuschätzen. Ebenso überschlugen sie die Arbeit für einen Sprung von Baum zu Liane und für das Absteigen, Hinüberlaufen und wieder Hinaufklettern und kamen zu dem Ergebnis, dass die pendelnden Affen echte Energiesparer sind.
Zwei- bis dreimal so viel Kalorien verbraucht ein springender Orang-Utan im Vergleich zu einem gleich schweren schaukelnden Artgenossen. Der Umweg über den Boden verbraucht sogar leicht das Zehn- bis Zwanzigfache an Energie. Damit bestätigen Thorpe und ihre Mitarbeiter die Annahme, dass das geschickte Ausnutzen von Federwirkungen eine erhebliche "Kosteneinsparung" in der Energiebilanz baumbewohnender Spezies bedeuten kann. Ob wie Tarzan von Liane zu Liane zu schwingen vielleicht noch effizienter ist, ließen die Forscher offen.
Deutlich sichtbar wird das im Freibad: Braungebrannte, athletische Jungs beeindrucken die Mädels, indem sie sich vom Sprungbrett in einen Parabelflug katapultieren, der ihnen nicht nur Zeit für allerlei Kunststückchen lässt, sondern bei Bedarf auch beachtliche Distanzen überbrückt. Kleine Kinder sieht man hingegen immer wieder, wie sie voller Vorfreude auf den großen Satz bis ans Ende des Sprungbrettes vorlaufen, sich mit voller Kraft abstoßen und unversehens nur zwanzig Zentimeter weiter wild mit den Armen rudernd auf die Wasseroberfläche klatschen. Die Energie des Absprungs ist irgendwie ins Brett gegangen, das jetzt lustig vor sich hin vibriert.
Analog zu diesen zwei Freibadspezies gibt es auch unter den baumbewohnenden Tieren unterschiedliche Grade an Expertise, wenn es darum geht, die Spannungsenergie federnder Gewächse gekonnt auszunutzen. Lemuren setzen beispielsweise große Teile der Sprungenergie in den Sand, denn sie verlieren bei ihren Hüpfern den Kontakt mit nachgebenden Ästen schon, bevor diese zurückfedern. Dagegen sind Bonobos, Galagos und einige andere Arten dafür bekannt, die hilfreiche Wirkung flexiblen Holzes erkannt zu haben – sie nutzen die Katapultwirkung von Ästen zu weiten Sprüngen und zum schnelleren Vorankommen.
Für Orang-Utangs ist das in der Regel nichts. Sie sind so schwer, dass die dünnen äußeren Äste, von denen aus ein Sprung zum nächsten Baum in Frage käme, ihr Gewicht oft gar nicht halten könnten. Aber laut Susannah Thorpe von der Universität Birmingham und ihren Kollegen haben die trägen Menschenaffen andere Methoden gefunden, sich Spannungsenergie zu Nutze zu machen. So berichten sie beispielsweise von einem jungen Orang-Utan-Männchen, das – an einer elastischen Liane hängend – einen tiefer gelegenen Ast ergriff und sich daran nach unten zog, um dann von der zurückschnellenden Kletterpflanze auf eine höhere Geästebene geschleudert zu werden.
Viel öfter nutzen Orang-Utans jedoch das so genannte Baumschaukeln. Dabei bringen die Affen einen schlanken Baum durch regelmäßige Gewichtsverlagerung in Schwingungen, die den Primaten schließlich nah genug an einen benachbarten Baum heran bringen, um einen mühelosen Übergang möglich zu machen. Und weil diese Form der Fortbewegung offenbar so beliebt ist – erwachsene Männchen bewegen sich etwa zehn Prozent der Zeit auf diese Wiese fort –, haben die Forscher nun durchgerechnet, ob die Methode denn weniger Energie verbraucht als beispielsweise Springen.
An einer Futterplattform für ausgewilderte Orang-Utans im Gunung-Leuser-Nationalpark in Sumatra filmten sie drei Affen – darunter auch ein wildes Männchen – beim Baumschaukeln. Die Menschenaffen nutzten einen jungen Baum, um sich zu einer Liane in der Nähe der Plattform zu befördern. Die aus den Videos abschätzbaren Informationen wie Gewicht des Affen und seine Höhe über Grund nutzten die Wissenschaftler, um die investierte Energie für die Überquerung des Zwischenraums abzuschätzen. Ebenso überschlugen sie die Arbeit für einen Sprung von Baum zu Liane und für das Absteigen, Hinüberlaufen und wieder Hinaufklettern und kamen zu dem Ergebnis, dass die pendelnden Affen echte Energiesparer sind.
Zwei- bis dreimal so viel Kalorien verbraucht ein springender Orang-Utan im Vergleich zu einem gleich schweren schaukelnden Artgenossen. Der Umweg über den Boden verbraucht sogar leicht das Zehn- bis Zwanzigfache an Energie. Damit bestätigen Thorpe und ihre Mitarbeiter die Annahme, dass das geschickte Ausnutzen von Federwirkungen eine erhebliche "Kosteneinsparung" in der Energiebilanz baumbewohnender Spezies bedeuten kann. Ob wie Tarzan von Liane zu Liane zu schwingen vielleicht noch effizienter ist, ließen die Forscher offen.
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