Fortpflanzung : Baumzwitter sind sich nicht immer selbst genug
Eine Pflanzenart kann auf männliche und weibliche Geschlechter setzen – oder auf beides zugleich in zwittrigen Individuen. Ganz selten kommt nur vor, was Botaniker bei der olivenbaumähnlichen Steinlinde beobachten: Die meisten der Bäumchen sind Zwitter mit männlichen wie weiblichen Fortpflanzungsorganen; ein paar wenige, genetisch defekte Exemplare von Phillyrea angustifolia aber funktionieren ausschließlich männlich. Das dürfte eigentlich nicht sein, denn diese Pflanzen sollten eine nur halb so gute Chance wie ihre zwittrigen Artgenossen haben, Gene an die nächste Generation weiterzugeben. Französische Forscher entdeckten nun aber einen bis dato übersehenen Vorteil der rein männlichen Steinlinden.
Damit tragen die männlichen Pflanzen auch den die weiblichen Blüten sterilisierenden Gendefekt in die nächste Generation. Dies stabilisiert schließlich die Androdiözie von P. angustifolia. Nun suchen die Forscher noch eine Begründung dafür, wie die Inkompatibilität zwischen zwei Zwitterformen entstehen konnte. Die verantwortlichen Allele scheinen sonst keine sichtbaren Folgen für die Steinlinden zu haben – rein äußerlich sind die beiden Typen beispielsweise nicht zu unterscheiden. Wahrscheinlich kommt Ähnliches in der Pflanzengruppe der Oleacea und darüber hinaus häufiger vor, glaubt Saumitou-Laprade – das System könnte eine bislang übersehene Ursache für die Entwicklung reinen Zwittertums hin zu einer noch flexibleren Fortpflanzungsmischform sein. (jo)
Die "androdiözische", also männlich-zwittrige Mischform der Fortpflanzung ist meist nur ein evolutionäres Zwischenstadium, das Pflanzen durchlaufen, bevor sie zum Beispiel rein zweihäusig werden (also getrennte männliche und weibliche Blüten auf unterschiedlichen Individuen entwickeln). Die Androdiözie ist aber nicht stabil, weil die rein männlichen Individuen sich seltener fortpflanzen als zwittrige Pflanzen mit männlichen und weiblichen Blüten. Bei der Steinlinde läuft das anders, so Forscher um Pierre Saumitou-Laprade von der Université des Sciences et Technologies in Lille: Die Zwitter der Art kommen als zwei grundsätzlich inkompatible Varianten daher, die von dem jeweils anderen Zwitter nicht befruchtet werden können. Bei solchen Formen springt nun die rein männliche Pflanze in die Lücke: Sie pflanzt sich problemlos mit beiden Varianten fort und gleicht so aus, dass sie selbst nicht befruchtet werden kann.
Damit tragen die männlichen Pflanzen auch den die weiblichen Blüten sterilisierenden Gendefekt in die nächste Generation. Dies stabilisiert schließlich die Androdiözie von P. angustifolia. Nun suchen die Forscher noch eine Begründung dafür, wie die Inkompatibilität zwischen zwei Zwitterformen entstehen konnte. Die verantwortlichen Allele scheinen sonst keine sichtbaren Folgen für die Steinlinden zu haben – rein äußerlich sind die beiden Typen beispielsweise nicht zu unterscheiden. Wahrscheinlich kommt Ähnliches in der Pflanzengruppe der Oleacea und darüber hinaus häufiger vor, glaubt Saumitou-Laprade – das System könnte eine bislang übersehene Ursache für die Entwicklung reinen Zwittertums hin zu einer noch flexibleren Fortpflanzungsmischform sein. (jo)
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