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News: Bedrohtes Erbe

Seitdem sich der Mensch die Erde untertan gemacht hat, bedroht er einen Lebensraum nach dem anderen. Er vernichtet hier nicht nur seltene Arten, sondern auch deren evolutionäres Erbe. Denn auf nur wenigen Gebieten der Erde leben seltene Primaten- und Raubtierarten, die zusammengenommen einen Großteil der Evolutionsgeschichte repräsentieren.
Jahr für Jahr, Tag für Tag verschwindet auf unseren Planeten eine Art nach der andern. Das Artensterben schreitet heute, aufgrund der Eingriffe des Menschen, mit einer vermutlich noch nie dagewesenen Geschwindigkeit voran. Dabei sind die am meisten bedrohten Arten auf nur wenige Gebiete der Erde beschränkt. So leben nicht nur 22 Prozent aller Raubtierarten, sondern auch 55 Prozent aller Primatenarten ausschließlich in 25 so genannten Hotspots, die zusammen nur 1,4 Prozent der Landoberfläche der Erde ausmachen. Vernichten wir diese Lebensräume, dann rotten wir gleichzeitig mit ihnen ein Großteil unserer nächsten Verwandten aus.

Damit droht jedoch nicht nur ein Verlust der Artenvielfalt – der Biodiversität. Denn jede Art steht auch für seine eigene evolutionäre Vergangenheit, die mit ihr verloren geht. Und das genaue Ausmaß dieses bedrohten evolutionären Erbes haben Wes Sechrest und John Gittleman von der University of Virginia jetzt zusammen mit anderen Kollegen näher analysiert. Hierfür schätzten die Wissenschaftler die Zeit ab, die seit der Trennung zweier bedrohter Arten verstrichen ist und werteten diese als Maß für das evolutionäres Erbe.

Ihr Ergebnis ist noch erschreckender als befürchtet. Alle bedrohten Primaten- und Raubtierarten der 25 Biodiversitäts-Hotspost repräsentieren zusammen fast 70 Prozent der Evolutionsgeschichte dieser Säugetierordnungen – aufaddiert ergibt sich ein Zeitraum von 2,6 Milliarden Jahren. So existieren beispielweise auf Madagaskar die akut bedrohten Lemurenarten Lepilemur mustelinus und Varecia variegata hier seit 18,6 beziehungsweise 16,6 Millionen Jahren. Die vielleicht sieben Millionen jährige Geschichte des Homo sapiens wirkt dagegen eher bescheiden.

Die Forscher warnen daher, dass innerhalb der Biodiversitäts-Hotspots nicht nur die Arten an sich, sondern auch ihre Beiträge zur Evolution akut gefährdet sind. Und Russel Mittermeier von Conservation International in Washington, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, ergänzt: "Würde der Pariser Louvre oder die Pyramiden zerstört, dann gäbe es einen öffentlichen Aufschrei. Wenn jedoch ein Regenwald verschwindet, interessiert das niemanden."

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