Wahrnehmung: Beharrliche Fahndung
Nach häufig auftretenden Objekten suchen wir ausdauernder.
Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen entgeht leicht unserer Aufmerksamkeit. Fahnden wir dagegen nach häufig auftauchenden Objekten, finden wir diese besser. Aber auch dabei machen wir Fehler und glauben manchmal, fündig geworden zu sein, obwohl das Gesuchte gar nicht da ist. Entscheiden wir vielleicht generell fahrlässiger, wenn wir erwarten, etwas leicht zu entdecken? Laut Jeremy Wolfe und Michael Van Wert von der Harvard University in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) ist die Sache komplizierter: Wenn wir nach oft vorkommenden Dingen suchen, geben wir zwar häufiger Fehlalarm – dafür sind wir aber auch hartnäckiger und streichen nicht so schnell die Segel, wenn wir etwas nicht auf den ersten Blick sehen.
Die Forscher ließen 13 Probanden in Röntgenbildern von Gepäckstücken nach versteckten Messern oder Schusswaffen suchen. Diese waren entweder nur in jedem zweiten Fall oder in stolzen 98 Prozent der Aufnahmen tatsächlich vorhanden, was die Probanden bald begriffen. Und siehe da: Diejenigen Teilnehmer, die in beinahe jedem Koffer eine Waffe erwarteten, gaben öfter "falschen Alarm". Sie trafen ihre Entscheidung jedoch keineswegs schneller, im Gegenteil: Während sie für ein "Ja, da ist es!" ebenso lange brauchten wie die Versuchspersonen, die nur in jedem zweiten Gepäckstück fündig wurden, ließen sie sich für "Nein"-Antworten ungefähr doppelt so lange Zeit.
Ein zweiter Versuch, bei dem die Waffen zeitweise sehr selten auftauchten, zeigte: Wenn die Probanden erwarteten, ohnehin nichts zu finden, kapitulierten sie rascher und drückten voreilig den "Nein"-Knopf. Offenbar verführt uns eine eigene Erwartungshaltung nicht generell zum Schludern, so die Forscher. Wenn Dinge seltener auftauchen, geben wir schneller auf – sind wir dagegen überzeugt, etwas zu finden, bleiben wir länger am Ball.
Besonders das Sicherheitspersonal an Flughäfen oder Röntgen-Mediziner, die nach Tumoren fahnden, dürfte dieses Ergebnis interessieren, denn ihre Suchobjekte kommen sehr selten vor. Ein Simulationstraining, bei dem die fraglichen Objekte häufig auftauchen, könnte ihnen bei der Arbeit helfen, spekulieren die Forscher. (ja)
Wolfe, J., Van Wert, M. J.: Varying Target Prevalence Reveals Two Dissociable Decision Criteria in Visual Search. In: Current Biology 10.1016/j.cub.2009.11.066, 2010.
Die Forscher ließen 13 Probanden in Röntgenbildern von Gepäckstücken nach versteckten Messern oder Schusswaffen suchen. Diese waren entweder nur in jedem zweiten Fall oder in stolzen 98 Prozent der Aufnahmen tatsächlich vorhanden, was die Probanden bald begriffen. Und siehe da: Diejenigen Teilnehmer, die in beinahe jedem Koffer eine Waffe erwarteten, gaben öfter "falschen Alarm". Sie trafen ihre Entscheidung jedoch keineswegs schneller, im Gegenteil: Während sie für ein "Ja, da ist es!" ebenso lange brauchten wie die Versuchspersonen, die nur in jedem zweiten Gepäckstück fündig wurden, ließen sie sich für "Nein"-Antworten ungefähr doppelt so lange Zeit.
Ein zweiter Versuch, bei dem die Waffen zeitweise sehr selten auftauchten, zeigte: Wenn die Probanden erwarteten, ohnehin nichts zu finden, kapitulierten sie rascher und drückten voreilig den "Nein"-Knopf. Offenbar verführt uns eine eigene Erwartungshaltung nicht generell zum Schludern, so die Forscher. Wenn Dinge seltener auftauchen, geben wir schneller auf – sind wir dagegen überzeugt, etwas zu finden, bleiben wir länger am Ball.
Besonders das Sicherheitspersonal an Flughäfen oder Röntgen-Mediziner, die nach Tumoren fahnden, dürfte dieses Ergebnis interessieren, denn ihre Suchobjekte kommen sehr selten vor. Ein Simulationstraining, bei dem die fraglichen Objekte häufig auftauchen, könnte ihnen bei der Arbeit helfen, spekulieren die Forscher. (ja)
Wolfe, J., Van Wert, M. J.: Varying Target Prevalence Reveals Two Dissociable Decision Criteria in Visual Search. In: Current Biology 10.1016/j.cub.2009.11.066, 2010.
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