Fortpflanzung: Bei den Bonobos mischt Mutti mit
So manche Mutter liegt ihrem Sohn mit dem Wunsch nach Enkelkindern in den Ohren. Bonobo-Mütter gehen einen Schritt weiter und nehmen die Sache selbst in die Hand: Sie schaffen ihre Söhne in die Nähe fruchtbarer Weibchen, bewachen etwaige Schäferstündchen vor Störenfrieden und unterstützen, wenn das nicht hilft, bei Konkurrenzkämpfen. Mit all dem fördern die Bonobo-Mütter offenbar die Weitergabe ihres eigenen Genpools, meint ein internationales Forscherteam um Martin Surbeck vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig nun in der Fachzeitschrift »Current Biology«.
Aufschlussreich war für die Forscher der Vergleich von Bonobo- und Schimpansen-Söhnen. Beide bleiben gerne bis ins Erwachsenenalter bei ihrer Mutter, zwischen den beiden nah verwandten Menschenaffenarten gibt es jedoch einen wesentlichen Unterschied: Bei den Bonobos kann die Mutter auch ein dominantes Oberhaupt der Gruppe sein, während bei den Schimpansen stets männliche Tiere in der Rangordnung dominieren. Bonobo-Mütter nutzen einen hohen Rang offenbar, um ihren Söhnen Zugang zu besonders beliebten, »weibchenreichen« Plätzen zu verschaffen. Dort greifen sie auch aktiv in die Paarungsversuche anderer Männchen ein. Ob das aufdringliche Verhalten der Bonobo-Mütter wirklich zu mehr Nachkommen führt, war bislang unklar.
Das Team um Surbeck analysierte dies nun anhand von vier Bonobo- und sieben Schimpansen-Sippen. Als Nachwuchs kam, wurde zurückgerechnet, wann der jeweilige Vater ihn gezeugt hatte – und ob dessen Mutter in der Affengruppe lebte. Tatsächlich waren die »Muttersöhnchen« unter den Bonobos häufiger Papa geworden. Bei Schimpansen hatte die Anwesenheit der Mutter keinen wesentlichen Unterschied auf den Fortpflanzungserfolg ihrer Söhne. Bonobo-Mütter greifen demnach durchaus aktiv ein, um die Fortpflanzung der Söhne sicherzustellen – ein offensichtlich effektiver Weg zu mehr Enkelkindern.
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