News: Bei genauem Hinsehen...
Drinkwater machte seine Entdeckung zusammen mit amerikanischen und britischen Kollegen mit Hilfe eines Instrumentes, das 2dF (two degree Field) genannt wird und zur Ausstattung des 3,9-Meter-Teleskops am Siding Spring Observatory gehört. Während es normalerweise zwei Stunden dauert, um Aufnahmen eines lichtschwachen Objektes – wie einer kleinen Galaxie – zu machen, nimmt das 2dF bis zu 400 Objekte gleichzeitig auf. Das Wissenschaftlerteam untersuchte so 1000 Lichtquellen, die über einen Himmelsausschnitt verteilt waren, der so groß wie 16 Vollmonde war.
"Ausgehend von photographischen Übersichten des Himmels haben die Leute angenommen, es handle sich um Sterne", erzählt Drinkwater. "Bisher hatte niemand die Zeit, das genau nachzuprüfen." Indem sie die Spektren analysierten, konnten die Forscher die Distanzen der Objekte ermitteln und stellten fest, daß sieben von ihnen 0,5 bis zwei Milliarden Lichtjahre entfernt waren, sich also deutlich außerhalb der Milchstraße befanden, die 100 000 Lichtjahre mißt.
Die komplexen Verläufe der Spektren erinnern zudem stark an sogenannte blaue Galaxien, die aus heißen, jungen Sternen bestehen, welche bläulich-weißes Licht ausstrahlen. "Sie zeigen auch sehr aktive Sternenbildung. Es kann also sein, daß in der jüngeren Geschichte des Universums mehr Sterne gebildet wurden, als wir bisher annahmen", sagt Drinkwater.
Nach den Meßergebnissen zu urteilen, sind einige der Galaxien deutlich kleiner als die Milchstraße. Während die meisten von ihnen etwa 10 000 Lichtjahre Durchmesser zu haben scheinen, sind einige wohl nur 5 000 Lichtjahre groß.
Die Entdeckung könnte helfen, ein altes Problem bezüglich der Verteilung von Galaxien im Weltall zu lösen: Schon früher haben die Astronomen blaue Galaxien entdeckt, doch waren diese stets weit entfernt – etwa fünf Milliarden Lichtjahre. Ihre nähergelegene Verwandtschaft war dagegen nicht aufzuspüren. Drinkwater und seine Kollegen schätzen, daß in einem Radius von zwei Milliarden Lichtjahren rund 150 000 bis 200 000 ähnliche Galaxien zu finden sein sollten, die sich noch erfolgreich als Sterne tarnen. Mit diesen Galaxien könnte die rätselhafte Lücke aufgefüllt werden.
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