Direkt zum Inhalt

News: Bei Vollmond unterm Messer

Die Mondphase beziehungsweise das Sternzeichen am Operationstag haben keinen Einfluß auf die Komplikationsrate bei Hüft- oder Kniegelenksoperationen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Orthopäden in Österreich durchgeführt haben. Sie haben ein Jahr lang bei Prothesen-Erstimplantationen genau auf die jeweilige Mondphase und das Sternzeichen geachtet.
Der Autor der Studie, Michael Schardtmüller, der als Assistenzarzt in der von Primarius Wolfgang Ramach geleiteten orthopädischen Abteilung des LKH Kirchdorf arbeitet, war durch seine Patienten auf den angeblichen Einfluß der Mondphasen aufmerksam geworden. Denn immer mehr verlangten unter Berufung auf einschlägige „Mond-Literatur” nach bestimmten Operationsterminen, weil zu anderen Zeitpunkten schwere Komplikationen zu befürchten seien. So wollten sie ihre Hüftprothese nur bei abnehmendem Mond bekommen, wenn er nicht im Sternzeichen der Waage steht. Und bei Knieprothesen sollte der Mond auf keinen Fall im Sternzeichen des Steinbocks stehen.

„Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, denn sollte es tatsächlich für diese Operationen gewissermaßen richtige und falsche Zeitpunkte geben, dann müßte natürlich ein entsprechender Terminplan aufgestellt werden”, erläutert Schardtmüller den Grund für seine Studie. Für sie untersuchte er insgesamt 143 Hüftprothesen- und 87 Knieprothesen-Erstimplantationen. „Wir haben nur die unkomplizierten Erstimplantationen ausgewertet, weil kompliziertere Operationen auf Grund ihrer Individualität keine eindeutige Aussage bezüglich des Operationsrisikos zulassen”, schildert der Arzt.

Für die Untersuchung wurden die Patienten in verschiedene „Risikogruppen” je nach Mondphase am Operationstag eingeteilt. Anschließend wurden ihr Verbrauch an Eigen- und Fremdblutkonserven, die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer nach der Operation und das Auftreten von Komplikationen erhoben und verglichen. Das Ergebnis: Es konnte kein Einfluß der jeweiligen Mondphase auf den Verlauf der Operation oder die Zeit danach festgestellt werden. Die Blutungsgefahr war für alle Risikogruppen gleich hoch, ebenso die durchschnittliche Dauer des Spitalsaufenthaltes und die Komplikationsrate. „Im Gegenteil: Die einzige lebensbedrohliche Komplikation ereignete sich bei angeblich günstigem abnehmendem Mond”, berichtet Schardtmüller, der aus dem Untersuchungsergebnis schließt: „Es ist aus medizinischer Sicht nicht sinnvoll, eine Knie- oder Hüftprothesenimplantation nach dem Kriterium der Mondphase zu planen.”

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.