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Biologie des Schlafens: Was schaukelt uns in den Schlaf?

Forscher finden heraus: In den Schlaf wiegen funktioniert echt. Und das bei Mäusen, kleinen und großen Menschen. Nur warum eigentlich?
In den Schlaf geschaukeltes Kleinkind

Hängematten, sanft schaukelnde Boote und natürlich jede Babywiege machen unfehlbar eines: schläfrig. Warum das so ist, kann nie gut genug untersucht sein, meinten eidgenössische Wissenschaftler, bevor sie zuletzt einige Freiwillige zu einem Test auf einer kontrolliert schaukelnden Bettstatt im Schlaflabor baten. In »Current Biology« berichten sie jetzt von den wichtigsten Erkenntnissen ihrer Mühen: Wer in den Schlaf gewiegt wird, schläft besser – und stärkt nebenbei seine Gedächtnisleistungen nach dem Nickerchen. Das, so eine zweite Studie, gilt im Übrigen für Mäuse ebenso wie für Menschen.

Auch die Forscher der Universität Genf hatten schon in früheren Versuchen herausgefunden, dass Probanden besser schlafen, wenn sie sanft hin- und hergeschaukelt werden. Nun testeten sie die Folgen eines besonders erholsamen Nickerchens noch einmal gründlicher an 18 jungen Erwachsenen, deren Schlafqualität im Uniklinikum nach einer Eingewöhnungszeit an die Umgebung über zwei Nächte hinweg mit allerlei Geräten überwacht wurde. Die eine Hälfte der Kandidaten nächtigte dabei in einem normalen, die zweite in einem sanft schaukelnden, sonst aber identischen Bett. Das Ergebnis war erwartbar: Gewiegte Probanden schliefen schneller ein, blieben dann länger in Tiefschlafphasen und hatten mit selteneren Kurzzeitaufwachereignissen zu tun, die normalerweise einen subjektiv als schlecht empfundenen Schlaf charakterisieren.

Offenbar synchronisiert das Schaukeln auf recht direktem Weg den über Wachen und Schlaf entscheidenden Regulator der Hirnwellenaktivität im so genannten thalamo-kortikalen System des Hirns. Die in den Schlaf gewiegten Thalamusneurone fungieren dabei als Auslöser. Sie bringen dort die thalamo-kortikalen Aktivitätsmuster in Übereinstimmung, was dann im EEG an typischen oszillierenden Deltawellen zu erkennen ist, die mit einer drastischen Reduktion der sensorischen Antwortbereitschaft des Gehirns einhergehen: Man schläft ein. Dieselben thalamo-kortikalen Systeme spielen aber auch eine Rolle bei der Konsolidation von Gedächtnisinhalten, und so lag ein Zusammenhang von Gedächtnisleistung und gutem Schlaf nahe. Dies bestätigte sich in den Versuchen der Forscher am Tag nach der Nacht im Schlaflabor. Die besonders ausgeschlafenen Probanden verbesserten ihre Leistung in Gedächtnistests stets deutlich.

Der Zusammenhang zwischen Hirnsynchronisator und Wiegefrequenz war damit aber noch ungeklärt. In Versuchen mit Mäusen gingen die Forscher der Hypothese nach, dass das Gleichgewichtsorgan im Innenohr die Wiegereize direkt über den Vestibularnerv zu den Hirnneuronen leitet. Dies untersuchten die Forscher mit in den Schlaf geschaukelten Mäusen – wobei sie zunächst konstatierten, dass Mäuse offenbar eine viermal höhere Schaukelgeschwindigkeit zum Einschlafen goutieren als Menschen, die in Versuchen gerne mit 0,25 Hertz in den Schlaf gewiegt werden. Dann stellte sich heraus, dass auch Mäuse auf der Wiege besser und tiefer schlafen – nicht aber solche Tiere, denen das Gleichgewichtsorgan fehlte: Diese reagieren überhaupt nicht auf den Schlafschaukeleffekt.

Am Ende könnten nun weitere Versuche einen ganz praktischen Nutzwert haben und vielleicht so etwas wie eine optimale Wiegegeschwindigkeit für den Einzelfall berechenbar machen. Womöglich erklären sich damit auch unterschiedliche Resultate aus früheren Experimenten, bei denen oft unterschiedliche Schaukel- und Wiegeparameter mit mehr oder weniger Erfolg getestet wurden. In den neuen Versuchen deutet sich an, dass womöglich weniger die Schaukelfrequenz über den Einschlafeffekt entscheidet als die lineare Beschleunigung, die im Innenohr ankommt: Sie ergibt sich aus der Frequenz, aber auch aus der Amplitude des Schaukelns – beide kombiniert sorgen dann für einen maximalen Effekt, der die weiterleitenden Neuronen optimal aktivierte. Deutlich wurde in Vorversuchen übrigens auch, wie man es übertreiben kann: Ein Schaukeln mit einer nochmals doppelt höheren Frequenz sorgte nicht für noch besseren Schlaf, sondern, so die Studie, nur »für sichtbares Unwohlsein« der Versuchstiere.

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