Exoplaneten: Benennen Sie einen Exoplaneten und das offiziell!
Bis jetzt heißen sie 16 Cygni B b, HD 128311c oder OGLE235-MOA53b, keine aussprechbaren oder gar schönen Namen für ferne Planeten. Das soll sich nun ändern: Auf der Website NameExoWorlds.org werden Vorschläge gesucht, wie die heißen Jupiter, Supererden und deren Sterne zukünftig heißen sollen. Anders als bei früheren Namensfindungsaktionen steckt diesmal keine kommerzielle Firma dahinter, sondern die einzige Organisation, die für die Benennung von Himmelskörpern zuständig ist: die Internationale Astronomische Union (IAU).
Bei der von der IAU zusammen mit dem Citizen-Science-Portal zooniverse.org initiierten Aktion sind finanzielle Interessen ausgeschlossen. Die Planetennamen werden weder verkauft noch versteigert, auch Firmennamen oder sonstige kommerzielle Bezeichnungen werden nicht zugelassen. Ausgeschlossen sind ebenfalls Namen von lebenden Personen, politisch, militärisch oder religiös verbrämte Bezeichnungen und Haustiernamen. Vorschläge können nur für wohlbekannte und charakterisierte Exoplaneten und deren Heimatsterne gemacht werden.
Die IAU hat eine Liste von 260 Planetensystemen mit insgesamt 305 Planeten zusammengefasst, für die Namen gesucht werden. In der ersten Runde des Verfahrens werden zunächst 20 bis 30 dieser Systeme ausgewählt. Das sollen zuvor von der IAU zugelassene Organisationen (darunter Volkssternwarten, Planetarien, amateurastronomische Vereinigungen und Schulen) übernehmen. Aus dieser "Shortlist" kann sich dann jede der registrierten Organisationen ein System auswählen, und Namensvorschläge für den Stern und die ihn umkreisenden Planeten machen. Da, so hofft die IAU, viele Organisationen teilnehmen werden, dürften für jedes der Systeme etliche Namensvorschläge eintreffen. In einer öffentlichen Abstimmung (an der sich jedermann, nicht nur die teilnehmenden Organisationen beteiligen kann) werden die Vorschläge dann bewertet – die Namen mit den meisten Stimmen gewinnen. Die endgültige Entscheidung über die Namensgebung trifft ein Gremium der IAU – so sollen zum Beispiel alle Kontinente der Erde gleichberechtigt zum Zug kommen.
Zwar werden die Namen die wissenschaftlichen Bezeichnungen der Sterne und Planeten nicht ersetzen, es wird sich jedoch um "offizielle", das heißt international anerkannte und verwendete Namen handeln. Die Aktion beginnt im kommenden September, auf der Generalversammlung der IAU im August 2015 sollen die Gewinnernamen verkündet werden.
Die Teilnahmebedingungen der IAU im Wortlaut, übersetzt von Jan Hattenbach
Der Ablauf:
• Juli 2014: Auf Empfehlung ihrer Arbeitsgruppe Exoplaneten wählt die Internationale Astronomische Union (IAU) 305 wohlbekannte und charakterisierte Exoplaneten für die Namensgebung aus. Alle Planeten wurden vor dem 31. Dezember 2008 entdeckt. Sie gehören zu 260 Planetensystemen, die jeweils neben ihrem Zentralstern zwischen einem und fünf Planeten enthalten. Diese Systeme werden hiernach als "Exowelten" bezeichnet. Die Liste ist auf der Website NameExoWorlds.org veröffentlicht.
• September 2014: Auf der IAU-Website directory.iau.org (noch in Vorbereitung) können sich Astronomievereine und andere interessierte nichtkommerzielle Organisationen registrieren. Die Website ermöglicht es der IAU, die Vorschläge von tausenden erwarteten Gruppen zu verarbeiten. Die Registrierung ist verpflichtend für die Teilnahme.
• Oktober 2014: Die Klubs oder nichtkommerzielle Organisationen suchen 20 bis 30 Exowelten der Liste aus, für die sie Namen vorschlagen möchten. Die endgültige Zahl hängt von der Anzahl der angemeldeten Gruppen ab.
• Dezember 2014: Die Klubs oder nichtkommerziellen Organisationen senden ihre Namensvorschläge, gemäß den Regeln der IAU (www.iau.org/public/themes/naming_exoplanets/) für die ausgewählten Exowelten (einschließlich des jeweiligen Heimatsterns) ein. Zum Vorschlag gehört eine detaillierte Begründung, warum der betreffende Name ausgewählt wurde. Jede Gruppe kann nur eine Exowelt benennen. Weitere Details zu diesem Schritt folgen später.
• März 2015: In einer öffentlichen Abstimmung werden die vorgeschlagenen Namen der verschiedenen Gruppen bewertet und sortiert. IAU und Zooniverse sind bereit, eine Million oder mehr Stimmen zu verarbeiten.
• Juli 2015: Das "Executive Committee Working Group on the Public Naming of Planets and Planetary Satellites" der IAU beaufsichtigt die letzte Phase des Wettbewerbs und ermittelt die Siegernamen anhand der öffentlichen Abstimmung.
• 3. bis 14. August 2015: Das Ergebnis und die endgültigen Namen werden in einer öffentlichen Zeremonie auf der XXIX. Generalversammlung der IAU verkündet. Die Versammlung findet in Honolulu, im US-Bundesstaat Hawaii statt.
Was wird benannt?
1. Benannt werden 305 wohlbekannte und charakterisierte, vor dem 31. Dezember 2008 entdeckte Exoplaneten und deren Heimatsterne. Das Datum bezieht sich auf das Einreichungsdatum bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift. Viele erst vor Kurzem entdeckte Exoplaneten benötigen noch eine unabhängige Bestätigung oder sind noch nicht vollständig charakterisiert.
2. Die zu benennenden Exoplaneten gehören zu 260 Planetensystemen mit einem bis fünf Planeten.
3. Die zu benennenden Systeme wurden von der "Working Group Exoplanets for the Public" der IAU ausgewählt. Sie sind auf der Website NameExoWorlds.org veröffentlicht.
4. Diese Liste wird im Folgenden als "Exoweltenliste" bezeichnet. Sie dient als Basis für die "NameExoWorlds"-Kampagne der IAU-Arbeitsgruppe "Public Naming of Planets and Planetary Satellites".
5. Benennungen für die Exoplanetensysteme der Exoweltenliste werden von der IAU nur anerkannt, wenn sie auf Basis der NameExoWorlds-Kampagne zu Stande gekommen sind.
6. Im Rahmen einer Abstimmung unter registrierten Organisationen (siehe nächster Abschnitt) werden die 20 bis 30 populärsten Exoplanetensysteme der Exoweltenliste für die Benennung ausgewählt.
7. Im Rahmen der ersten NameExoWorlds-Kampagne können registrierte Organisationen Namensvorschläge für die ausgewählten 20 bis 30 Exowelten (Heimatsterne und ihre Planeten) über die Website www.NameExoWorlds.org einsenden.
Wer kann Namen vorschlagen?
1. Namen können nur von astronomischen Organisationen (zum Beispiel Planetarien, amateurastronomischen Vereinen, Online-Astronomieplattformen) oder nichtkommerziellen astronomisch interessierten Organisationen (zum Beispiel Schulen, Kulturvereinen) mit einem nachgewiesenen Interesse an der Astronomie (im Folgenden als "Organisationen" bezeichnet), vorgeschlagen werden.
2. Hierzu müssen sich die Organisationen zunächst über die Website http://directory.iau.org/ registrieren. Dabei müssen die URL der jeweiligen Organisation, einen Beleg für ihren astronomischen/nichtkommerziellen Status und der Name, die E-Mail- und Postadresse einer Kontaktperson angegeben werden.
3. Auf der Website der Organisation sollen ihr Interesse an der Astronomie sowie ihr nichtkommerzieller Status sichtbar sein.
Wie erfolgen die Namensvorschläge?
1. Registrierte Organisationen können nur einen Vorschlag zu einer der 20 bis 30 vorausgewählten Exowelten und unabhängig von der Zahl der zum ausgewählten System gehörenden Exoplaneten in den Wettbewerb einsenden.
2. Es ist den Organisationen untersagt, Vorschläge auf Grund von Verkäufen, Spenden oder anderen finanziellen Transaktionen zu sammeln. Registrierte Organisationen dürfen ihr Recht zur Namensgebung nicht an Dritte oder zur Erzielung kommerzieller oder nichtkommerzieller Vorteile veräußern.
3. Jeder Namensvorschlag soll mit einer detaillierten Begründung (sowohl für den Heimatstern als auch für den/die zugehörigen Planeten) versehen werden (in Englisch, maximal 250 Worte).
Welche Namen sind zulässig?
1. Die vorgeschlagenen Namen sollten:
• höchstens 16 Zeichen lang sein;
• vorzugsweise aus einem einzigen Wort bestehen;
• aussprechbar sein (in irgendeiner Sprache);
• nicht beleidigend oder anstößig sein;
• sich von bereits existierenden Namen astronomischer Objekte ausreichend unterscheiden. Bereits existierende Namen können unter http://cds.u-strasbg.fr/cgi-bin/Sesame (galaktische und extragalaktische Objekte) und der MPC-Datenbank http://www.minorplanetcenter.net/db_search abgerufen werden.
2. Zusätzlich werden folgende Namen nicht berücksichtigt:
• Namen von Haustieren,
• Namen von rein oder vorwiegend kommerzieller Natur;
• Namen von Personen, Orten oder Ereignissen, die hauptsächlich aus politischen, militärischen oder religiösen Gründen bekannt sind;
• Namen von lebenden Personen.
3. Es können nur Namen vorgeschlagen werden, die nicht durch das Markenrecht oder anderer Formen als geistiges Eigentum Dritter geschützt sind.
4. Die Entscheidung der IAU, durchgeführt von ihrem Executive Committee Working Group on Public Naming of Planets and Planetary Satellites, hinsichtlich der Annahme oder Ablehnung der vorgeschlagenen Namen basiert auf dem IAU Exoplanet Naming Theme und ist endgültig.
5. Die am Ende des Abstimmungsprozesses angenommenen Namen ersetzen nicht die wissenschaftlichen Bezeichnungen, werden aber von der IAU als öffentlich gebräuchliche Namen für das Objekt/die Objekte anerkannt und als solche veröffentlicht wie auch die Namen der Organisationen, die sie vorgeschlagen haben. Der Name kann dann international mit oder ohne der zugehörigen wissenschaftlichen Bezeichnung frei und ohne Beschränkungen verwendet werden.
Wer stimmt ab?
1. Um an der Abstimmung teilzunehmen, muss sich jede Person zunächst auf der NameExoWorlds-Plattform registrieren.
2. Jeder Abstimmende wählt aus dem Satz der von den Organisationen vorgeschlagenen Namen für jede der 20 bis 30 Exowelten unter Berücksichtigung der Begründungstexte auf der NameExoWorld-Plattform seinen Favoriten.
3. Jeder Abstimmende hat eine Stimme pro Exowelt.
4. Nicht teilnehmen an der Abstimmung können Mitglieder der IAU Public Naming of Planets and Planetary Satellites Working Group und der IAU Exoplanets for the Public Working Group.
Die Exowelten
Die Exoweltenliste der zur öffentlichen Benennung stehenden Exoplaneten und ihrer Heimatsterne wurde aus verschiedenen Explaneten-Datensätzen zusammengestellt, darunter exoplanet.eu [2] und exoplanets.org [3]. Diese Liste enthält wohlbekannte Exoplaneten, die in den letzten 20 Jahren, aber vor dem 31. Dezember 2008 entdeckt wurden. Um als gesichert zu gelten, galt eine Zeitspanne von mindestens fünf Jahren als einfaches und zufrieden stellendes Kriterium. Die Planeten wurden mit verschiedensten Methoden entdeckt, darunter der Radialgeschwindigkeitsmethode, Transits, Microlensing und direkten bildgebenden Verfahren.
Die wissenschaftliche Nomenklatur dieser Planeten folge den anerkannten Regeln der astronomischen Gemeinschaft. Sie ist abgeleitet von der Nomenklatur zur Benennung binärer Sterne. Für jeden Exoplaneten wird zunächst der Name des Heimatsterns genannt (den der Planet umrundet), gefolgt von einem kleinen Buchstaben: b für den ersten entdeckten Planeten des Systems, c für den zweiten und so weiter. (Im Fall von Binärsystemen verwendet man Großbuchstaben, A für den Primärstern, B für den ersten Begleitstern, C für den zweiten und so weiter.)
Vier Sterne der Exoweltenliste haben Eigennamen: Fomalhaut (alpha Piscis Austrini) ist einer der vier "Königssterne" des alten Persiens, mit Aldebaran, Antares und Regulus. Pollux (beta Geminorum) ist der Zwillingsbruder von Castor, Sohn des Zeus (Jupiter) und Leda aus den antiken Mythologien der Griechen und Römer – das Sternbild Zwillinge (Gemini) ist nach ihnen benannt. Zwei weitere Sterne haben ebenfalls Eigennamen: gamma Cephei (Errai, arabisch für Schafhirte), und iota Draconis (Edasich, ebenfalls arabisch). Auch in anderen Kulturen tragen diese Sterne Eigennamen [1]. Aus diesem Grund können diese Sterne nicht neu benannt werden.
Quellen
[1] Allen, R.H., 1899, "Star Names: their lore and their meaning" (Dover Publications, rev. ed. 1963)
[2] Schneider, J., Dedieu, C., Le Sidaner, P., Savalle, R., and Zolotukhin, I. 2011, "Defining and cataloging exoplanets: the exoplanet.eu database", Astronomy & Astrophysics, vol.532, id.A79, 11 pp.
[3] Wright, J. T., Fakhouri, O., Marcy, G. W., Han, E., Feng, Y., Johnson, John Asher, Howard, A. W., Fischer, D. A., Valenti, J. A., Anderson, J., Piskunov, N. 2011, "The Exoplanet Orbit Database", Publications of the Astronomical Society of the Pacific, Vol.123, issue 902, pp.412-422.
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