Beobachtungstipp: Kleinplanet Leona huscht an Beteigeuze vorbei
Sternbedeckungen sind ein spannendes Ereignis am Nachthimmel. Für einen kurzen Moment zieht ein scheinbar größerer Himmelskörper an einem anderen vorbei und bedeckt ihn teilweise oder auch vollständig. Am bekanntesten ist wohl die Sonnenfinsternis – wenn sich der Mond zwischen Sonne und Erde schiebt. Am 12. Dezember 2023 gibt es eine Sternbedeckung einer anderen Art. Dann nämlich huscht der Schatten des Kleinplaneten (319) Leona am hellen Riesenstern Beteigeuze im Sternbild Orion vorbei. Zu sehen ist das Spektakel von der Türkei (Bedeckung um 2:16 Uhr MEZ) über Griechenland, Süditalien, Südspanien und Portugal (2:10 Uhr MEZ) bis nach Nordamerika.
Leona ist ein dunkler, sehr langsam rotierender Asteroid des äußeren Hauptgürtels mit einer scheinbaren Helligkeit von 14,2 mag. Viermal konnte bislang eine durch ihn verursachte Sternbedeckung beobachtet werden, eine davon erst kürzlich am 13. September 2023. Bei dieser Beobachtung wurde eine Größe von (79,6 ± 2,2) Kilometern und (54,8 ± 1,3) Kilometern ermittelt. Leona ist also elliptisch geformt.
Allerdings war die Rotationsphase des Asteroiden zum Zeitpunkt der Beobachtung unbekannt. Beteigeuzes Größe beträgt – ebenfalls nur ungefähr – 760 Sonnenradien, sein Winkeldurchmesser etwa 48 Millibogensekunden. Beide Himmelskörper erscheinen demnach fast gleich groß: Anders als die meisten Sternbedeckungen durch Asteroiden ähnelt diese also einer Sonnenfinsternis! Die Zone der partiellen Bedeckung ist 150 Kilometer breit, die der vollständigen Bedeckung nur knapp 4 Kilometer.
Wenn Leonas Durchmesser am größeren Ende der Wahrscheinlichkeiten liegt, kommt es zu einer totalen Verdeckung des Sterns. Dabei wird Beteigeuze auf die Helligkeit des Asteroiden gedimmt, verschwindet folglich für das bloße Auge. Ist Leona kleiner, ergibt sich eine ringförmige Verfinsterung. Die Abdunklung fällt schwächer aus, wobei unklar ist, ob sie dann noch mit bloßem Auge zu sehen ist. Weitere Unsicherheiten in Bezug auf den Orbit des Asteroiden sowie die exakte Position von Beteigeuze – bei hellen Sternen sind die Daten des Astrometriesatelliten Gaia ungenau – können die Bedeckungszone verschieben. Auch wer sich außerhalb des Schattenpfads aufhält, sollte also das Fernglas oder Fernrohr auf Orion richten und die Okkultation beobachten!
Bedeckungen heller Sterne sind sehr selten. Die europäische Sektion der International Occultation Timing Association (IOTA) koordiniert mehrere Beobachtungskampagnen. Auf ihrer Website finden sich aktuelle Informationen zu diesem Ereignis. Mit genauem Timing der Bedeckung durch viele weit verstreute Beobachter erhofft IOTA, Form und Größe von Leona noch besser bestimmen zu können und Erkenntnisse über die ausgedehnte Atmosphäre von Beteigeuze zu gewinnen.
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