Beobachtungstipps: Das »E« in der Milchstraße
Ein Fernglas ist ein idealer Reisebegleiter: Gerade jetzt, am Urlaubsort, zeigt dieses kompakte Gerät, was es kann, und dies nicht nur bei der irdischen Naturbeobachtung. Nehmen Sie Ihr Fernglas mit ans Meer oder in die Berge, und entfliehen Sie dort dem Licht der Hotels, denn nun lockt die prächtige Sommermilchstraße. Oft genügt ein kleiner Fußweg, die handliche Optik über die Schulter gehängt.
Achten Sie auf die dunklen interstellaren Wolken, die besonders im südlichen Teil der Milchstraße einen deutlichen Kontrast zu den hellen Partien aus unzähligen Sternen bilden – im Fernglas ein unvergleichlicher Anblick. Wandert der Blick weiter nordwärts, dann wird dieser Kontrast zwar geringer, aber im Sternbild Adler (lateinisch: Aquila), rund 1,3 Grad nordwestlich des 2,7 mag hellen Sterns Gamma Aquilae (γ Aql) erwartet uns eine kleine Überraschung: eine zweiteilige Dunkelwolke, katalogisiert als Barnard 142/143 (siehe »Das dunkle E im Adler«).
Selbst wenn der Schimmer der umgebenden Milchstraße hier kaum zu sehen ist, verraten sich die Wolken aus kaltem Gas und Staub durch das scheinbare Fehlen von Sternen in dieser Gegend. Die südwestliche der beiden Teilwolken, B 142, ist diffuser als die nordöstlich davon gelegene Wolke B 143. Schaut man aber eine Weile hin, dann kommt dank der niedrigen Vergrößerung des Fernglases der Eindruck auf, dort stehe schräg gekippt ein fett gedrucktes, dunkles »E« am Himmel. Diese Figur assoziierte auch schon ihr Entdecker, der US-amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard (1857–1923).
Im Vergleich zu einem Teleskop spielt das Fernglas bei dieser Beobachtung seine Vorteile aus: ein großes Gesichtsfeld und das beidäugige Sehen, das hier die Wahrnehmung subtilerer Kontraste erlaubt.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.