Beobachtungstipps: Auf Reisen um die Galaxis: Der Kugelsternhaufen Messier 30
Geht es um aktuell sichtbare Kugelsternhaufen, dann geraten am frühherbstlichen Himmel meist nur sehr helle Exemplare wie Messier 15 im Sternbild Pegasus in unseren Blick. Viel weiter südlich, im Tierkreissternbild Steinbock (lateinisch: Capricornus), leuchtet ein zwar lichtschwächerer, aber nicht weniger interessanter Vertreter dieser Gattung: der Kugelsternhaufen Messier 30. Diese unauffällige Sternansammlung finden wir im östlichen Teil des Steinbocks, rund sieben Grad südsüdöstlich des 2,9 mag hellen Sterns Delta Capricorni (δ Cap) und nur 23 Bogenminuten westlich des 5,2 mag hellen 41 Cap, durch behutsames Schwenken mit dem Fernglas. Die Höchststellung über dem Südhorizont erreicht Messier 30 Mitte September kurz nach 23:00 Uhr MESZ.
Messier 30 ist rund 27 000 Lichtjahre von uns entfernt und umläuft das Zentrum unseres Milchstraßensystems innerhalb von 160 Millionen Jahren. Da die Bahn elliptisch ist, schwankt der Abstand des Haufens zum galaktischen Zentrum zwischen 10 000 und 25 000 Lichtjahren. Im Lauf der Zeit hat die 12,9 Milliarden Jahre alte Sternansammlung bereits viele ihrer Mitglieder verloren. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,2 mag und einem Winkeldurchmesser von etwa zehn Bogenminuten besitzt Messier 30 deshalb eine geringere Flächenhelligkeit als die meisten anderen Kugelsternhaufen.
Dennoch sollten Sie mit Ihrem Fernglas einen Versuch wagen, denn unter einem dunklen Himmel sieht dieses Objekt dank des nun besseren Kontrasts größer und heller aus, weshalb sich die Literaturangaben auch unterscheiden. Da Messier 30 zudem recht weit südlich an unserem Himmel steht, bewirkt eine Nacht mit geringem Dunst ebenfalls einen großen Unterschied – aber dafür ist beim Beobachten in den geringeren Höhen keine Nackenstarre zu befürchten. Es empfiehlt sich, das Fernglas auf einem Stativ zu montieren, um den Anblick in Ruhe genießen zu können. Mit einer 10 × 50-Optik ergibt dies eine weitere Verbesserung.
Messier 30 unterscheidet sich erheblich von dem gut bekannten, 35 Grad weiter nördlich im Herbststernbild Pegasus stehenden Messier 15. Dieser Kugelsternhaufen ist trotz seiner ähnlichen Winkelgröße um 2 mag heller als Messier 30. Er besitzt nämlich mindestens sechsmal so viele Sterne – was aber dem Reiz seines blasseren Bruders im Steinbock keinen Abbruch tut.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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