Beobachtungstipps im April: Die Planeten tanzen Ringelreigen
Merkur steht am 3. April in oberer Konjunktion. Danach gewinnt er rasch östlich Abstand von der Sonne. Dank der im Frühjahr steil zum Westhorizont stehenden Ekliptik erscheint der innerste Planet ab der Monatsmitte am Abendhimmel. Es ergibt sich die beste Abendsichtbarkeit des Jahres und auch die beste Merkursichtbarkeit im Jahr 2022: Ungefähr ab dem 21. April und bis zum Monatsende steht der Planet bei Ende der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad, gegen 21 Uhr) mehr als 10 Grad über dem Westnordwesthorizont (siehe »Beste Abendsichtbarkeit von Merkur«). Seine scheinbare Helligkeit nimmt allerdings konstant ab, von –1,2 mag am 15. auf +0,4 mag am 30. April. Grund dafür ist, dass sich Merkur auf den erdzugewandten Teil seiner Bahn bewegt.
Dadurch wird sein scheinbarer Durchmesser zwar größer (8,2 Bogensekunden am Monatsletzten), der zur Erde gewandte Teil seiner beleuchteten Oberfläche nimmt aber ab. Bei ruhiger Luft können Teleskopbeobachter versuchen, in den letzten Apriltagen die zu 35 Prozent beleuchtete Merkursichel zu erkennen. Die größte östliche Elongation von 20,6 Grad erreicht Merkur am 29. April. Leider mangelt es an anderen Planeten als Aufsuchhilfe. Zu einer schönen Begegnung mit dem Mond kommt es erst am 2. Mai.
Venus setzt im April ihre bescheidene Morgensichtbarkeit fort. Zu Monatsbeginn finden wir sie knapp acht Grad über dem Südosthorizont, wenn gegen 06:24 Uhr MESZ die bürgerliche Dämmerung beginnt. Am 1. April steht sie dabei 3,5 beziehungsweise 6 Grad nordöstlich von Saturn und Mars, die sie mit ihrer scheinbaren Helligkeit von –4,3 mag deutlich überstrahlt. Im Monatslauf bewegt sie sich rasch nach Osten. Ihre Sichtbarkeit verändert sich dabei nicht wesentlich, nur der Zeitpunkt des Dämmerungsbeginns verfrüht sich bis zum Monatsende auf 05:22 Uhr. Im Teleskop erscheint Venus als etwas mehr als halb beleuchtetes, knapp 20 Bogensekunden großes Scheibchen. Am 30. April kommt es frühmorgens zu einer bemerkenswert engen Begegnung mit Jupiter mit 43 Bogenminuten Abstand. Die engste Passage von nur 15 Bogenminuten findet gegen 21 Uhr statt und ist damit für uns nicht zu sehen. Eine noch engere Begegnung mit Neptun am 27. April (21 Bogensekunden um 21:15 Uhr) ist ebenfalls nicht beobachtbar.
Mars tritt Mitte April am Morgenhimmel vom Sternbild Steinbock in den Wassermann über und steht zu Monatsbeginn recht nah an Venus und Saturn. Dabei kommt es zu einer sehr engen Begegnung mit dem Ringplaneten: Während die engste Annäherung von 20 Bogenminuten um Mitternacht des 5. April noch unbeobachtbar ist, haben sich die beiden ungleichen Planeten bis zum darauf folgenden Morgen, den 5. April um 06:15 Uhr MESZ, nur um wenige Bogensekunden an der Himmelssphäre voneinander entfernt. Mars, Saturn und das Mondsystem des Ringplaneten passen problemlos in das Gesichtsfeld eines Weitwinkelokulars. Ansonsten bietet der etwa 1 mag helle Mars mit seinem Winkeldurchmesser von gut fünf Bogensekunden für Teleskopbeobachter noch kein lohnendes Ziel. Am Monatsende steht der Nachbarplanet bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 05:22 Uhr neun Grad hoch.
Jupiter stand Anfang März in Konjunktion und meldet sich im April am Morgenhimmel zurück: In den letzten Apriltagen kann der Riesenplanet als –2,1 mag heller Lichtpunkt in der Morgendämmerung ausgemacht werden. So steht er bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (siehe »Parade der Planeten mit dem Mond«) am Monatsletzten immerhin gut fünf Grad über dem Osthorizont. Bei der Aufsuche hilft ein Fernglas – und die helle Venus: Die steht am letzten Aprilmorgen nur 43 Bogenminuten südwestlich und damit am Himmel genau rechts von Jupiter.
Saturn, dessen Konjunktion Anfang April bereits zwei Monate zurückliegt, macht am Morgenhimmel Boden gut. Der Ringplanet geht am 1. April um 05:32 Uhr MESZ, am Monatsletzten bereits um 03:43 Uhr und damit gut zwei Stunden vor der Sonne auf. Damit können Frühaufsteher Ende April schon wieder einen kurzen Teleskopblick auf den 0,8 mag hellen Planeten werfen. Bemerkenswert ist die enge Begegnung mit Mars am Morgen des 5. April. Der Mond passiert Saturn am 25. April südlich (siehe »Parade der Planeten mit dem Mond«).
Uranus kann zum Monatsbeginn noch am Abendhimmel im Sternbild Widder aufgespürt werden. Dort kommt er dem Mond sehr nah (siehe »Günstige Gelegenheit«). Er leuchtet dort 5,9 mag hell rund 11,5 Grad südöstlich des Sterns Alpha Arietis (α Ari). Uranus nähert sich seiner Konjunktionsstellung am 5. Mai und entschwindet daher in der zweiten Monatshälfte in der Abenddämmerung. Am 17. April wird er von Merkur rund zwei Grad nördlich passiert, die Begegnung ist im Dämmerlicht aber schwierig zu verfolgen.
Neptun stand am 13. März in Konjunktion. Im April ist er zwar unweit von Jupiter am Morgenhimmel, doch mit seiner Helligkeit von 7,9 mag in der Dämmerung praktisch noch nicht zu sehen. Leider gilt das auch für eine ausgesprochen enge Begegnung mit der Venus am 27. April.
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