Beobachtungstipps im Dezember: Der Planetenkönig macht sich breit
Merkur erreicht am 4. Dezember seine größte östliche Elongation. Es ergibt sich eine Abendsichtbarkeit, die allerdings wegen der flach stehenden Ekliptik und Merkurs südlicher Position sehr knapp ausfällt. Mit etwas Glück, klarem Himmel und einem Fernglas kann man den flinken Planeten vielleicht um den 8. Dezember herum ausmachen: Er steht um 16:55 Uhr MEZ, wenn die bürgerliche Dämmerung endet, knapp fünf Grad über dem Südwesthorizont und leuchtet dabei –0,2 mag hell. Am 22. Dezember steht Merkur in unterer Konjunktion. In den letzten Tagen des Jahres taucht er schon wieder am Morgenhimmel auf: Seine beste Sichtbarkeit erreicht er zwar erst Anfang Januar 2024, doch schon am 31. Dezember finden wir ihn um 07:40 Uhr, also bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad), 6,3 Grad hoch im Südosten – und damit höher als zuvor am Abendhimmel. Besser zu sehen ist er dennoch nicht, denn mit +0,7 mag leuchtet er fast eine ganze Größenklasse schwächer als am Monatsbeginn.
Venus ist mit ihrer scheinbaren Helligkeit von –4,1 mag zur Monatsmitte weiterhin strahlender Morgenstern. Sie wandert vom Sternbild Jungfrau in die Waage und geht am Monatsersten um 03:58 Uhr, am 31. Dezember um 05:15 Uhr und damit drei Stunden vor der Sonne auf. Ihre Horizonthöhe bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung sinkt im gleichen Zeitraum von 26 auf 16 Grad. Im Teleskop kann man verfolgen, wie das Venusscheibchen dicker und kleiner wird: Zum Jahresende beträgt sein Beleuchtungsgrad 78 Prozent, bei einem Winkeldurchmesser von nur noch 14 Bogensekunden. Der Mond passiert Venus am Morgen des 9. Dezember südlich.
Mars stand im November in Konjunktion. Er ist weiterhin unbeobachtbar.
Jupiter stand im Vormonat in Opposition. Er erscheint noch in der Dämmerung als –2,8 mag helles Gestirn im Südosten und ist während des Dezembers über weite Teile der Nacht zu sehen. Der Riesenplanet kulminiert am 1. Dezember um 21:58 Uhr MEZ; er erreicht dabei eine Horizonthöhe von fast 53 Grad. Bis zum 31. Dezember verfrühen sich seine Kulminationen auf 19:55 Uhr, am letzten Tag des Jahres geht Jupiter um 03:02 Uhr unter. Für Teleskopbeobachter bietet der 45 Bogensekunden messende Planet ein reiches Programm: Wolkenbänder, Wirbelstürme und natürlich der Tanz seiner vier großen Monde. Zwei Daten sollte man sich vormerken: Sowohl am Abend des 23. als auch am 30. Dezember kann man für einige Minuten zwei Mondschatten sowie einen Mond vor der Jupiterscheibe verfolgen. Am 23. sind ab 20:23 Uhr MEZ die Schatten von Ganymed und Europa zu sehen. Europa selbst löst sich gegen 20:35 Uhr vom Jupiterrand, Ganymeds Schatten verschwindet gegen 20:55 Uhr. Am 30. Dezember wiederholt sich das Spiel – mit leichten Änderungen: Um 22:59 Uhr trifft Europas Schatten den Planeten, gleichzeitig löst sich der Mond vom gegenüberliegenden Jupiterrand. Ganymeds weit größerer Schatten kommt ab 23:09 Uhr dazu. Bis 01:00 Uhr des darauf folgenden Morgens kann man miterleben, wie beide Mondschatten um die Wette über den Jupiter huschen. Europas Schatten ist schneller – der Mond kreist schließlich näher am Planeten.
Saturn, 0,9 mag hell im Sternbild Wassermann, ist Planet des Abendhimmels. Am Monatsanfang erreicht der Ringplanet bei Beginn der dunklen Nacht gerade seinen höchsten Punkt im Süden. Ende Dezember finden wir ihn zum gleichen Zeitpunkt schon auf dem absteigenden Ast seiner Himmelsbahn im Südwesten. Seine Untergangszeiten verfrühen sich im Monatslauf von 22:55 Uhr MEZ am 1. Dezember auf 21:09 Uhr am Monatsletzten. Der Mond passiert Saturn vom 17. auf den 18. Dezember südlich.
Uranus ist fast die gesamte Nacht im Sternbild Widder als 5,7 mag helles Sternchen zu sehen. Man findet ihn südlich der Verbindungslinie von Jupiter zum Sternhaufen der Plejaden, rund 2,5 Grad südlich des 4,4 mag hellen Sterns Delta Arietis (Botein) im Widder. Am besten schaut man sich den fernen Planeten mit dem Fernrohr an: Bei schwacher Vergrößerung bemerkt man am besten seine grüne Farbe; eine höhere Vergrößerung zeigt ein 3,8 Bogensekunden großes Planetenscheibchen.
Neptun steht am 6. Dezember an der Grenze der Sternbilder Wassermann und Fische still und kehrt danach seine Bewegung auf rechtläufig um, das heißt, bewegt sich wieder von West nach Ost relativ zu den Fixsternen. Wie im Vormonat helfen die Sterne Lambda und Kappa Piscium in den Fischen bei der Aufsuche. Sie bilden mit Neptun ein Dreieck, mit dem Planeten als Südspitze. Neptun ist nur 7,8 mag hell. Er geht zur Monatsmitte kurz nach Mitternacht unter.
- Kurz erklärtWas ist eine Bogenminute? Wann spricht man von einer Konjunktion? Und wie gibt man die Helligkeit von Sternen an? Ein kleiner Überblick über die wichtigsten astronomischen Begriffe.
- BogenminuteDie Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.
- EkliptikDie scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.
- ElongationWinkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.
- Helligkeit (mag)Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das für astronomische Beobachtungen sicherlich nicht voll ausgereift ist. Die hellsten Sterne definierte man als Sterne 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).
- KonjunktionGleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde–Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht, und zu einer unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.
- KulminationDurchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.
- MeridianMittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.
- OppositionGegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne–Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.
- SeeingDas durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.
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