Beobachtungstipps im Juli: Drei Planeten auf Oppositionskurs
Merkur beendet Anfang Juli seine ungünstige Morgensichtbarkeit, die Mitte des Vormonats begonnen hat. Bei klarem Himmel und mit Glück kann man ihn vielleicht in den ersten drei Julitagen bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung (Sonnenstand –6 Grad, gegen 04:30 Uhr MESZ) extrem tief, zwischen 2 und 2,5 Grad über dem Nordosthorizont aufspüren. Ein Fernglas ist Pflicht; die helle Venus, mehr als 12 Grad westlich, ist beim Auffinden kaum eine Hilfe. Spätestens ab dem 6. Juli verschwindet der flinke Planet vom Morgenhimmel. Am 16. Juli erreicht er seine obere Konjunktion.
Venus ist weiterhin Morgenplanet. Ihre Sichtbarkeit verbessert sich dank der wieder steiler aufragenden Ekliptik minimal: Zu Beginn der Morgendämmerung (04:30 Uhr am 1. Juli, 05:09 Uhr MESZ am Monatsletzten) steigt ihre Horizonthöhe im Lauf des Monats von weniger als 9 auf über 10 Grad. Der zögerliche Beginn einer besseren Sichtbarkeit ist das aber nicht, denn der Winkelabstand zur Sonne nimmt bereits wieder ab. Ab August wird sich Venus langsam vom Morgenhimmel zurückziehen. Ihre scheinbare Helligkeit liegt recht konstant bei –3,9 mag. Vom 26. auf den 27. Juli passiert der abnehmende Mond die Venus nördlich (siehe »Morgenstern mit Begleitung«).
Mars zieht im Juli vom Sternbild Fische in den Widder. Seine Aufgangszeiten verfrühen sich im Monatslauf von 01:40 Uhr auf 00:24 Uhr. Zum Monatsende befindet sich der 0,2 mag helle Planet bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung 43 Grad über dem Südosthorizont – und recht nah bei Uranus: Am 31. Juli steht der ferne Gasplanet rund 1,8 Grad nordöstlich. Das Marsscheibchen wächst bis zum Monatsende auf über acht Bogensekunden. Es ist zu 85 Prozent beleuchtet.
Jupiter setzt am 29. Juli zu seiner Oppositionsschleife an. Der –2,6 mag helle Riesenplanet gerät an diesem Tag im nördlichen Teil des Sternbilds Walfisch, an der Grenze zu den Fischen, in Stillstand und kehrt seine scheinbare Bewegungsrichtung um: Bis zum 24. November bewegt er sich dann von Ost nach West relativ zu den Sternen über den Himmel, man spricht von einer rückläufigen Bewegung. Dieses Phänomen wird durch die Überholbewegung der Erde auf ihrer Umlaufbahn vorgetäuscht. Es entspricht der scheinbaren Bewegung eines überholten Fahrzeugs auf der Autobahn, das aus Sicht des Überholenden zurückfällt, sich aber natürlich weiterhin in Vorwärtsrichtung bewegt. Markiert oder besser fotografiert man den Jupiter vor dem Fixsternhintergrund im Verlauf der kommenden Wochen, kann man den Effekt der Oppositionsschleife gut darstellen. Dass sich Jupiter seinem Oppositionsdatum im September nähert, erkennt man auch an seinem Winkeldurchmesser, der, über den Äquator des Planeten gemessen, bis zum 31. Juli auf 45 Bogensekunden wächst. Jupiters Aufgänge verfrühen sich von 01:06 Uhr MESZ am Monatsersten auf 23:07 Uhr am 31. Juli. Der Planet ist damit Objekt der zweiten Nachthälfte. Zum Monatsende kulminiert er in der Morgendämmerung. Am Morgen des 19. Juli passiert der abnehmende Dreiviertelmond den Jupiter etwa 3 Grad südlich (siehe »Helle Gesellen unter sich«).
Saturn bewegt sich seit dem Vormonat gegenläufig durch das Sternbild Steinbock und nähert sich seiner Opposition, die er am 14. August erreichen wird. Er entwickelt sich vom Planeten der zweiten Nachthälfte zum Objekt für fast die ganze Nacht: Am 1. Juli geht Saturn um 23:41 Uhr MESZ auf und kulminiert um 04:35 Uhr in der Morgendämmerung. Am Monatsletzten erscheint der Ringplanet bereits um 21:39 Uhr und erreicht um 02:27 Uhr seinen höchsten Stand von 25 Grad. Seine scheinbare Helligkeit steigt leicht von 0,6 auf 0,4 mag. Im Teleskop erscheint Saturn Ende Juli als 18,7 Bogensekunden großes Scheibchen. Die Ringe durchmessen fast 44 Bogensekunden. Der Mond passiert Saturn am frühen Morgen des 16. Juli etwa 5 Grad südlich.
Uranus steht im Sternbild Widder. Er macht am Morgenhimmel Boden gut, geht Ende Juli gegen 00:30 Uhr MESZ auf und steht so rund vier Stunden am Nachthimmel. Ohne Mondlicht kann man den 5,8 mag hellen Planeten noch mit bloßem Auge erkennen, allerdings ist seine derzeitige Himmelsgegend nicht gerade mit hilfreichen Sternen gesegnet, welche die Aufsuche erleichtern könnten. Zum Monatsende hilft vorübergehend der helle Mars. Am 31. Juli steht der Rote Planet 1,75 Grad südwestlich von Uranus. Der Winkelabstand verringert sich in den ersten Augusttagen weiter. Im Teleskop erscheint Uranus bei höherer Vergrößerung als 3,6 Bogensekunden große, blassgrüne Scheibe. Zu einer Bedeckung durch den Mond kommt es am 22. Juli – leider unbeobachtbar am Vormittag.
Neptun bewegt sich rückläufig im westlichen Teil der Fische an der Grenze zum Wassermann. Er ist 7,8 mag hell. Für seine Aufsuche braucht man eine detaillierte Sternkarte: Der nächste, gerade mit bloßem Auge sichtbare Stern, 20 Piscium (20 Psc, 5,5 mag), steht rund ein Grad östlich. Neptun ist zum Monatsende den größten Teil der Nacht sichtbar: Er kulminiert am 31. Juli um 04:34 Uhr MESZ zu Beginn der Dämmerung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.