Beobachtungstipps im September: Der Planetenkönig trumpft auf
Der Monat September hat in Sachen Planeten einiges zu bieten: Da sind die Oppositionen von Jupiter und Neptun sowie die pittoreske Passage des Mars durch das »Goldene Tor der Ekliptik«. Eine Seltenheit, die man nicht verpassen sollte, ist auch die Bedeckung des Uranus durch den Mond am 14. September 2022.
Merkur erreicht am 23. September seine untere Konjunktionsstellung. Er bleibt den gesamten Monat unsichtbar und wird erst Anfang Oktober am Morgenhimmel erscheinen.
Venus geht am Morgenhimmel die Puste aus – sie ist dort ja auch seit Mitte Januar präsent. Wer den noch –3,9 mag hellen Morgenstern ein letztes Mal sichten möchte, muss sich beeilen: Am 1. September geht sie um 05:15 Uhr MESZ auf und erreicht bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung um 6:01 Uhr gerade noch eine Horizonthöhe von 6,5 Grad. Mit einem Fernglas kann man sie in den ersten Septembertagen noch tief am Osthorizont erwischen. Bis zur Monatsmitte wird dieses Spiel immer schwieriger und in der zweiten Monatshälfte nahezu aussichtslos: Zum Monatsende geht die Venus knapp 40 Minuten vor der Sonne auf und verblasst in Dämmerlicht und Horizontdunst, ehe sie auf ausreichende Höhen klettern kann. Am 25. des Monats steht die extrem dünne Sichel des abnehmenden Mondes etwa zwei Grad nördlich der Venus. Bei sehr klarem Himmel lässt sich das Paar in drei beziehungsweise zwei Grad Höhe gegen 6:40 Uhr vielleicht noch in der Dämmerung aufspüren.
Mars passiert in der ersten Monatshälfte eine der bekanntesten Himmelsregionen: das »Goldene Tor der Ekliptik«. Damit bezeichnet man den Abschnitt der ekliptikalen Ebene im Sternbild Stier, der zwischen den markanten Sternhaufen Plejaden und Hyaden hindurchführt. Am 16. und 17. September gesellt sich auch der abnehmende Mond dazu. Der Rote Planet steigert seine scheinbare Helligkeit von –0,2 mag am Monatsersten auf –0,6 mag am 30. September. Er nähert sich der Erde und seiner Oppositionsstellung, die er im Dezember erreichen wird. Das zeigt sich auch im Teleskop, allerdings noch nicht dramatisch: Sein scheinbarer Durchmesser wächst im Monatsverlauf von 9,8 auf 11,9 Bogensekunden, dazu zeigt sich der Planet zu rund 87 Prozent beleuchtet. Damit erreicht Mars zum Monatsende eine Winkelgröße, mit der auch mit kleineren Teleskopen die Polkappe oder dunkle Albedostrukturen sichtbar werden. Die Mars-Beobachtungssaison ist eröffnet – hoffen wir, dass sie mit klaren Nächten und ruhiger Luft gesegnet sein wird.
Jupiter steht am 26. September im Sternbild Fische in Opposition – und ist mit seiner scheinbaren Helligkeit von –2,9 mag zweifellos das Highlight des Planetenhimmels. Bei der Opposition stehen sich Planet und Sonne am irdischen Himmel genau gegenüber. Geht die Sonne unter, geht der Planet auf, und umgekehrt. Jupiter ist also die gesamte Nacht zu sehen, und steht mit 591,3 Millionen Kilometern so nah wie sonst nie im ganzen Jahr. Im Teleskop zeigt sich das an der derzeit besonders großen Jupiterscheibe: Fast 50 Bogensekunden misst sie am Äquator des Planeten, am Pol etwas weniger. Auch kulminiert der Riesenplanet in diesem Jahr mit 40 Grad wieder in ordentlichen Höhen. Beste Aussichten, um Wolkenbänder, Wolkenstrudel und natürlich den berühmten Großen Roten Fleck zu sehen – dessen Ausdehnung und Farbe jedes Jahr leicht wechselt. Wie sieht der Fleck in diesem Herbst aus? Finden Sie es heraus! Interessant sind auch die vier hellen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto, deren Durchgänge, Schattenwürfe, Bedeckungen und Verfinsterungen auch mit kleinen Fernrohren zu sehen sind (siehe Tabelle »Erscheinungen der Galileischen Jupitermonde«). Dabei kann man verfolgen, dass bei einem Durchgang eines Mondes vor der Jupiterscheibe der Abstand zu seinem eigenen Schatten umso kleiner ist, je näher das Oppositionsdatum rückt – dann nämlich stehen Sonne, Erde und Jupiter (fast) genau in einer Linie. Das gilt besonders für den inneren Mond Io: Am Abend des 25. des Monats bedeckt er bei einem Durchgang sogar einen Teil seines eigenen Schattens. Das gelingt, weil die letzte Tag-und-Nacht-Gleiche auf Jupiter erst anderthalb Jahre zurückliegt. Der Mond stattet Jupiter am 11. September seinen monatlichen Besuch ab.
Saturn stand Mitte August in Opposition. Er bewegt sich im September rückläufig, also westwärts durch das Sternbild Steinbock. Er ist zunehmend am besten vor Mitternacht zu sehen: Am 1. September kulminiert er um 0:09 Uhr in 24 Grad Höhe; am Monatsletzten erreicht er schon zwei Stunden früher, gegen 22:10 Uhr, seinen höchsten Stand. Im Teleskop erscheint der –0,5 mag helle Planet 18 Bogensekunden, mit seinen Ringen knapp 43 Bogensekunden groß. Mit einem kleinen Teleskop kann man in der Umgebung der Ringe mindestens vier Monde erkennen, von denen Titan mit 8,5 mag der hellste und einfachste ist. Dieser Mond passiert Saturn vom 7. auf den 8. September südlich.
Uranus, mit 5,7 mag Helligkeit unter dunklem Himmel gerade mit bloßem Auge zu erkennen, bewegt sich rückläufig durch das Sternbild Widder. Seine Aufgänge verfrühen sich im Monatslauf von 22:12 auf 20:18 Uhr MESZ. Am Monatsletzten kulminiert der Planet um 3:49 Uhr in 57 Grad Höhe. An Aufsuchhilfen mangelt es, und der nächsthellere Stern ist der gut drei Grad nordöstliche Delta Arietis (4,4 mag). In der Nacht vom 14. auf den 15. September sollte es jedoch kein Problem sein, Uranus mit dem Teleskop zu finden: An diesem Abend wird der Planet von 23:22 Uhr am 14. bis 0:20 Uhr am 15. des Monats vom zunehmenden Mond bedeckt: Das Ereignis lässt sich bequem über dem Osthorizont verfolgen. Besonders der Austritt am unbeleuchteten Mondrand ist gut zu sehen, dabei reicht bereits ein Fernglas aus. Da der Planet immerhin 3,7 Bogensekunden groß erscheint, dauert es rund acht Sekunden, bis Uranus vom Mond bedeckt wird beziehungsweise wieder erscheint.
Neptun steht in der Nacht zum 17. September in Opposition. Der ferne Planet, mit 7,7 mag zu schwach für das bloße Auge, steht an diesem Tag 4,3 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Der Gasriese erscheint im Teleskop bei hoher Vergrößerung mit seinen knapp 50 000 Kilometern Durchmesser als 2,4 Bogensekunden großes, blassblaues Scheibchen. Man findet ihn im Grenzgebiet Fische/Wassermann, 6,5 Grad nordöstlich des 4,2 mag hellen Stern Phi Aquarii. Sein hellster Mond, Triton, ist 13,4 mag hell und mit mittleren Amateurteleskopen relativ leicht als schwaches Sternchen wenige Bogensekunden neben dem Planeten zu sehen. Er wurde nur 17 Tage nach Neptun entdeckt.
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