Beobachtungstipps: Zwei auf einen Streich
Merkur steht am 1. August in oberer Konjunktion und damit unbeobachtbar am Taghimmel. Bis zum Monatsende vergrößert sich sein östlicher Winkelabstand zur Sonne zwar, wegen der flach stehenden Ekliptik ergibt sich aber keine Abendsichtbarkeit.
Venus erscheint, –4,0 mag hell, in der Abenddämmerung. Am 1. August findet man sie gegen 21:41 Uhr MESZ, bei Ende der bürgerlichen Dämmerung, rund sechs Grad über dem Westhorizont. Bei dieser Horizonthöhe bleibt es im gesamten August, nur die Zeiten des Dämmerungsendes verschieben sich bis zum 31. August um eine Stunde auf 20:40 Uhr. Im Teleskop zeigt sich die Venus zur Monatsmitte als etwa 14 Bogensekunde großes, zu 78 Prozent beleuchtetes Scheibchen. Die zunehmende Mondsichel steht am Abend des 11. August etwa fünf Grad nordöstlich des Abendsterns (siehe »Scheibchen trifft Sichel«).
Mars steht östlich der Sonne und nähert sich ihr weiter an; er ist mit seinen 1,8 mag am abendlichen Dämmerungshimmel de facto unbeobachtbar. Das gilt auch für eine enge Begegnung mit Merkur (23 Bogenminuten am Abend des 18. August): Bei Ende der bürgerlichen Dämmerung an diesem Tag (21:08 Uhr MESZ) gehen beide Planeten bereits unter.
Jupiter steht am 20. August an der Grenze der Sternbilder Wassermann und Steinbock in Opposition. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von knapp –2,9 mag ist er nach dem Mond das auffälligste Objekt des Nachthimmels und die gesamte Nacht über sichtbar. Um den Oppositionszeitpunkt gut 600 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, erscheint der Riesenplanet im Teleskop als 49,1 Bogensekunden großes Scheibchen. Dabei ist seine Abplattung an den Polen gut zu sehen; der genannte Winkeldurchmesser bezieht sich auf den Äquator des Planeten. Anders als im Jahr 2020 erreicht Jupiter wieder brauchbare Kulminationshöhen: In der Mitte Deutschlands klettert er maximal 26,5 Grad über den Südhorizont. Damit lassen sich bei klarer, ruhiger Luft zahlreiche Details in seiner Atmosphäre entdecken: Wolkenstreifen, Wirbel und Flecken sind schon mit kleineren Teleskopen zu sehen. Aufmerksame Beobachter können verfolgen, wie etwa der Große Rote Fleck, ein mehr als erdgroßer Wirbelsturm, sich auf Grund der schnellen Rotation des Jupiters über die Oberfläche des Planeten bewegt.
Ein kleines Teleskop reicht aus, um den Umlauf der vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto zu verfolgen – inklusive gelegentlicher Bedeckungen, Verfinsterungen, Durchgänge und Schattenwürfe. Diesbezüglich stechen zwei Ereignisse heraus: Am 22. August kann man ab 20:44 Uhr MESZ bis 22:30 Uhr gleichzeitig zwei Monde (Ganymed und Europa) sowie deren Schatten vor dem Jupiter sehen. Am 29. wiederholen die beiden ihre Vorstellung: Allerdings sind es diesmal ab 23:40 Uhr die beiden Monde und ein Schatten (von Europa), um 00:46 Uhr kommt Ganymeds Schatten hinzu, Europa löst sich gleichzeitig von der Jupiterscheibe. Besondere Aufmerksamkeit verdienen vier gegenseitige Jupitermondereignisse (siehe SuW 5/2021, S. 72). In der Nacht vom 1. auf den 2. August 2021 kommt es zur einzigen im Jahr 2021 sichtbaren Bedeckung zweier Jupitertrabanten: Für gut zwei Stunden scheinen Ganymed und Europa einen Doppelkörper zu bilden, dessen keulenförmige Form sich nur langsam verändert Die Bedeckung beginnt um 00:00:49 Uhr, also eine Minute nach Mitternacht am 2. August.
Dreimal verfinstert der Mond Ganymed außerdem den kleineren Europa: Am 8. ab 22:13:42 Uhr (Dauer 65 Minuten), am folgenden Morgen, den 9. August, ab 05:37:08 Uhr (Dauer 67,5 Minuten) und am 30. ab 21:02:52 Uhr (Dauer 12,6 Minuten). Am Abend des 8. August steht der Riesenplanet jedoch recht tief über dem Horizont, am 9. geht zusätzlich vor der maximalen Verfinsterung die Sonne auf. Auch bei der Verfinsterung am 30. August steht Jupiter tief über dem Horizont; zudem streift der Schatten Ganymeds den Mond Europa und verursacht nur einen leichten Helligkeitsabfall. Es sind die letzten gegenseitigen Jupitermondereignisse dieser Tagundnachtgleiche: Wer sie verpasst, muss sechs Jahre auf die nächsten warten!
Saturn erreicht seine Oppositionsstellung am 2. August. Der Ringplanet befindet sich im Sternbild Steinbock und kulminiert in einer Höhe von etwa 21,5 Grad, wobei der Kulminationszeitpunkt zum Monatsbeginn wegen der Sommerzeit auf etwa 01:25 Uhr fällt. Saturn erreicht eine maximale scheinbare Helligkeit von 0,18 mag, das ist deutlich weniger als der etwa 19 Grad östlich stehende Jupiter. Teleskopbeobachter können sich an der 18,6 Bogensekunden großen Planetenscheibchen und dem 43,5 Bogensekunden durchmessenden, weit geöffneten Ringsystem erfreuen. Im Amateurteleskop sind normalerweise nur der äußere A-Ring und der breitere, innere B-Ring zu sehen, die von der rund 5000 Kilometer breiten Cassinischen Teilung getrennt werden. Die Cassini-Teilung ist am besten im Bereich der Ansen, also östlich und westlich des Planeten zu sehen. In größeren Teleskopen kann man bei ruhiger Luft versuchen, noch den feinen C-Ring als Aufhellung innerhalb des B-Rings oder als leichte Abdunklung vor der Planetenscheibe zu erkennen. Auch mehrere Monde sind in der Umgebung des Saturns sichtbar, von denen Titan mit knapp 9 mag der hellste ist. Der Mond passiert Saturn in der Nacht vom 20. auf den 21. August gut vier Grad südlich (siehe »Mond und Gasriesen«).
Uranus kommt am 20. August im Sternbild Widder zum Stillstand und setzt damit zu seiner Oppositionsschleife an. der 5,7 mag helle Planet geht am 1. August um 00:07 Uhr MESZ auf. Am 31. erscheint er bereits zwei Stunden früher, um 22:06 Uhr. In mondlosen Nächten kann man Uranus bereits mit bloßem Auge als schwaches Sternchen ausmachen: Er steht etwa im Mittelpunkt eines ausgedehnten Dreiecks, das von den Sternen Hamal (Alpha Arietis), Menkar (Alpha Ceti) sowie dem Sternhaufen der Plejaden aufgespannt wird. Ein Fernrohr zeigt den Planeten als 3,6 Bogensekunden großes, blassgrünes Scheibchen.
Neptun nähert sich seiner Oppositionsstellung, die er am 14. September erreichen wird. Er bewegt sich rückläufig (westwärts) durch das Sternbild Wassermann und befindet sich in einer an hellen Sternen armen Gegend, etwa 4,5 Grad nordöstlich des 4,2 mag hellen Phi Aquarii. Mit 7,8 mag ist Neptun nur mit optischen Hilfsmitteln zu sehen.
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