Verhalten: Berechenbare Sippenwirtschaft
Altruismus ist rein biologisch gesehen schwer zu erklären. Sucht man allerdings nur lange genug, findet sich offenbar immer ein Grund, der aus Uneigennutz Eigennutz macht. Selbst Fremdarbeiter, die mit ihren Löhnen ihre Familien zu Hause unterstützen, scheinen demnach - wenn wohl auch unbewusst - knallhart zu kalkulieren.
Die Methode ist so alt wie global: Gibt der eigene Grund und Boden – sofern überhaupt vorhanden – nicht mehr genug für die ganze Familie her, machen sich Angehörige auf, in Städten ihr Glück zu versuchen. Können sie dort Arbeit finden, geht ein meist vom Mund abgesparter Teil der Einkünfte an die Daheimgebliebenen.
Doch wozu? Warum sollte jemand andere unterstützen, wenn er das gesamte Geld doch für sich allein viel besser gebrauchen könnte? Nicht obwohl, sondern gerade weil in jedem Menschen ein kleiner, egoistischer Kern steckt: Kommt die Hilfe insbesondere dem eigenen Nachwuchs zugute, greift wieder der ewige Spruch vom alles beherrschenden Ziel des erfolgreichen Fortbestandes der eigenen Sippe. So lautet zumindest die nüchtern und hart anmutende Erklärung von Verhaltensbiologen, die jenen Ansatz aus zahlreichen Studien an Tieren kennen. Und auch Psychologen können der Theorie vom Sippendenken einiges abgewinnen, offenbart sie sich doch von der Fürsorge für Kinder über die Verteilung von Leckerbissen bis hin zur häuslichen Gewalt und vielem mehr auch beim Tier Homo sapiens immer wieder.
Sollte es daher auch die finanzielle Unterstützung von fernen Familienangehörigen bestimmen? Samuel Bowles vom Santa-Fe-Institut in New Mexico und und Dorrit Posel von der Universität von Kwazulu-Natal in Durban analysierten eine zur Beantwortung der Frage wie geschaffene Datenbasis: 1993 gab es in Südafrika eine umfangreiche nationale Studie zu Migranten, ihren Einkommens- und Familienverhältnissen und die Höhe der Gelder, die sie an ihre Familien schickten. Wenn sich hier kein Muster finden sollte, dann dürfte es wohl keines geben.
Also machten sich Bowles und Posel daran, die einzelnen Nutzensaspekte für den fernen Unterstützer aufzudecken. Und dabei stellte sich schnell heraus, dass der Grad der Verwandtschaft allein noch lange nicht die Höhe der finanziellen Unterstützung erklären konnte. Denn aus Sicht des Verdienenden ist sein Geld erst nach Berücksichtigung verschiedener Faktoren gut angelegt.
So sind beispielsweise Vater und Sohn eines Mannes zwar gleich eng mit ihm verwandt. Investiert er aber in den Vater, bringt ihm das aus Sicht des eigenen Zieles – den gesunden Fortbestand von Trägern der Sippengene – vergleichsweise wenig. Ganz anders der Sohn: Er hat sein Leben samt möglicher Nachkommen noch vor sich. Allerdings darf er nicht zu jung sein, damit das Risiko der Kindersterblichkeit nicht den Aufwand zunichte macht.
Ein ähnlicher Gedanke gilt beim Blick auf die Frauen im Haushalt: Die Ehefrau und damit Mutter der eigenen Kinder ist in der Regel mit dem Migranten nicht verwandt – sie dürfte also, bestimmte allein der Verwandtsschaftsgrad die Höhe der Zuwendung, sogar leer ausgehen. Aber: Sie kann vorhandene Kinder aufziehen und gegebenfalls noch weitere bekommen – und das zählt. Je jünger sie ist, desto mehr lohnt sich damit sogar die Investition in ihre Person.
Andererseits sollte der Spender umso mehr abgeben, je älter er selbst ist, schließlich fällt auch sein eigener Wert für die Weitergabe der Gene mit den Jahren. Dies lässt sich nur ausgleichen, indem er alle anderen Risikofaktoren möglichst entschärft: seiner Familie also eine ausreichende und gesunde Lebensweise bietet, mit seinem Geld Arztbesuche ermöglicht und vieles mehr.
Dies und noch mehr in Formeln gepresst zeigte schließlich: Knapp dreißig Prozent der beobachteten Spanne von Zuwendungen lässt sich mit solchen Faktoren erklären. Oder anders gesagt: Zu fast einem Drittel fließt demnach die biologische Sucht nach dem Fortbestand der eigenen Gene in die Entscheidung ein, wie viel Geld die eigene Familie aus der Ferne bekommt – sagt die nüchterne Auswertung der Wissenschaftler. Das klingt viel. Andererseits aber hängen damit siebzig Prozent von weiteren Einflüssen ab, die sich vielleicht gar nicht derart rational fassen lassen. Wäre doch schön, wenn dahinter beispielsweise ein Gefühl für soziale Verantwortung steckt – ohne verborgenen, wenn auch unbewussten sippenverhafteten Eigennutz.
Doch wozu? Warum sollte jemand andere unterstützen, wenn er das gesamte Geld doch für sich allein viel besser gebrauchen könnte? Nicht obwohl, sondern gerade weil in jedem Menschen ein kleiner, egoistischer Kern steckt: Kommt die Hilfe insbesondere dem eigenen Nachwuchs zugute, greift wieder der ewige Spruch vom alles beherrschenden Ziel des erfolgreichen Fortbestandes der eigenen Sippe. So lautet zumindest die nüchtern und hart anmutende Erklärung von Verhaltensbiologen, die jenen Ansatz aus zahlreichen Studien an Tieren kennen. Und auch Psychologen können der Theorie vom Sippendenken einiges abgewinnen, offenbart sie sich doch von der Fürsorge für Kinder über die Verteilung von Leckerbissen bis hin zur häuslichen Gewalt und vielem mehr auch beim Tier Homo sapiens immer wieder.
Sollte es daher auch die finanzielle Unterstützung von fernen Familienangehörigen bestimmen? Samuel Bowles vom Santa-Fe-Institut in New Mexico und und Dorrit Posel von der Universität von Kwazulu-Natal in Durban analysierten eine zur Beantwortung der Frage wie geschaffene Datenbasis: 1993 gab es in Südafrika eine umfangreiche nationale Studie zu Migranten, ihren Einkommens- und Familienverhältnissen und die Höhe der Gelder, die sie an ihre Familien schickten. Wenn sich hier kein Muster finden sollte, dann dürfte es wohl keines geben.
Also machten sich Bowles und Posel daran, die einzelnen Nutzensaspekte für den fernen Unterstützer aufzudecken. Und dabei stellte sich schnell heraus, dass der Grad der Verwandtschaft allein noch lange nicht die Höhe der finanziellen Unterstützung erklären konnte. Denn aus Sicht des Verdienenden ist sein Geld erst nach Berücksichtigung verschiedener Faktoren gut angelegt.
So sind beispielsweise Vater und Sohn eines Mannes zwar gleich eng mit ihm verwandt. Investiert er aber in den Vater, bringt ihm das aus Sicht des eigenen Zieles – den gesunden Fortbestand von Trägern der Sippengene – vergleichsweise wenig. Ganz anders der Sohn: Er hat sein Leben samt möglicher Nachkommen noch vor sich. Allerdings darf er nicht zu jung sein, damit das Risiko der Kindersterblichkeit nicht den Aufwand zunichte macht.
Ein ähnlicher Gedanke gilt beim Blick auf die Frauen im Haushalt: Die Ehefrau und damit Mutter der eigenen Kinder ist in der Regel mit dem Migranten nicht verwandt – sie dürfte also, bestimmte allein der Verwandtsschaftsgrad die Höhe der Zuwendung, sogar leer ausgehen. Aber: Sie kann vorhandene Kinder aufziehen und gegebenfalls noch weitere bekommen – und das zählt. Je jünger sie ist, desto mehr lohnt sich damit sogar die Investition in ihre Person.
Andererseits sollte der Spender umso mehr abgeben, je älter er selbst ist, schließlich fällt auch sein eigener Wert für die Weitergabe der Gene mit den Jahren. Dies lässt sich nur ausgleichen, indem er alle anderen Risikofaktoren möglichst entschärft: seiner Familie also eine ausreichende und gesunde Lebensweise bietet, mit seinem Geld Arztbesuche ermöglicht und vieles mehr.
Dies und noch mehr in Formeln gepresst zeigte schließlich: Knapp dreißig Prozent der beobachteten Spanne von Zuwendungen lässt sich mit solchen Faktoren erklären. Oder anders gesagt: Zu fast einem Drittel fließt demnach die biologische Sucht nach dem Fortbestand der eigenen Gene in die Entscheidung ein, wie viel Geld die eigene Familie aus der Ferne bekommt – sagt die nüchterne Auswertung der Wissenschaftler. Das klingt viel. Andererseits aber hängen damit siebzig Prozent von weiteren Einflüssen ab, die sich vielleicht gar nicht derart rational fassen lassen. Wäre doch schön, wenn dahinter beispielsweise ein Gefühl für soziale Verantwortung steckt – ohne verborgenen, wenn auch unbewussten sippenverhafteten Eigennutz.
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