Schiaparelli: Bereit machen zur Marslandung!
Aus Sicht der ESA ist der Lander Schiaparelli zwar "nur" ein Technologiedemonstrator, trotzdem wird morgen im Kontrollzentrum der ESOC in Darmstadt die Spannung mit Händen greifbar sein: Sechs Minuten dauert die eigentliche Landephase, dann soll die Sonde von der Größe eines Smarts im tief gelegenen Meridiani Planum des Mars aufsetzen.
Mit Hilfe von Schiaparelli will die Europäische Raumfahrtagentur vor allem die hausintern und mit Industriekunden entwickelte Landetechnik erproben. Nach nur zwei bis vier Tagen wird der Sonde die Energie ausgehen. Einige Sensoren haben ihr die Ingenieure dennoch mitgegeben, sie sollen während und kurz nach der Landung Umgebungstemperatur, Feuchtigkeit, Atmosphärendruck, Windrichtung und Windgeschwindigkeit messen. Warum das Modul nur den Abstieg fotografieren, aber auf der Oberfläche selbst keine Aufnahmen mehr machen wird, erklärt der Leiter des Teams "Descent Cam", Detlef Koschny, im Interview mit "Spektrum.de".
Schiaparelli ist im Rahmen der Mission ExoMars zum Roten Planeten gereist und hat sich am Sonntag erfolgreich von seiner Muttersonde abgetrennt, die als Trace Gas Orbiter in der Umlaufbahn verbleibt und dort Spurengase der dünnen Marsatmosphäre misst. Bei der Mission kooperiert die ESA mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos.
Ablauf der Landung
Während der "sechs Minuten des Schreckens" können die Ingenieure in Darmstadt nur noch hoffen, dass alles funktioniert wie geplant – ein Eingreifen ist auf Grund der langen Signallaufzeiten unmöglich. Der Ablauf der Landung laut Plan ist wie folgt:
- Um 16:52 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit tritt die Sonde auf einer Höhe von rund 100 Kilometern in die Marsatmosphäre ein.
- Um 16:55 Uhr öffnet sich in elf Kilometer Höhe der Fallschirm, der Schiaparellis Geschwindigkeit von über 1100 Stundenkilometern auf knapp 300 Kilometer pro Stunde reduzieren soll.
- Eine Minute später ist der Lander langsam genug, um seinen Hitzeschild abzuwerfen; die Höhe beträgt zu diesem Zeitpunkt rund sieben Kilometer.
- Nach weiteren 60 Sekunden trennt sich auch der zweite Teil der Verkleidung mit dem Fallschirm ab. 1,3 Kilometer über dem Boden hat der Lander nun eine Geschwindigkeit von 240 Kilometer pro Stunde.
- Um 16:57 Uhr zünden die Schubdüsen und bremsen den Lander innerhalb von 60 Sekunden auf den letzten 1000 Metern zum Marsboden ab.
Die Landung können Sie im Livestream der ESA mitverfolgen: livestream.com/ESA/marsarrival
Mehr Informationen und viele Details über die Mission und die Landung gibt es auf den SciLogs: "Leaving Orbit" und "Go for Launch"
Der Chefredakteur von "Sterne und Weltraum", Uwe Reichert, ist für Sie vor Ort im Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt und twittert über die neuesten Entwicklungen.
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