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Riesiger Wal: Colossus ist das schwerste Tier der Erdgeschichte

Der bereits ausgestorbene Wal war laut einer Analyse des Skeletts wohl zwei- bis dreimal so schwer wie ein heute lebender Blauwal. Der Fund verändert das Verständnis der Walevolution.
Rekonstruktion der bereits ausgestorbenen Walart Perucetus colossus
Die Walart mit dem Namen Perucetus colossus könnte dem Blauwal den Rang als schwerstes jemals existierendes Tier ablaufen (künstlerische Rekonstruktion).

Ein bereits seit 39 Millionen Jahren toter Wal ist ein heißer Anwärter auf den Titel »Schwerstes Tier aller Zeiten«. Der Koloss könnte es zu Lebzeiten auf ein Gewicht von bis zu 340 Tonnen gebracht haben. Damit wäre er möglicherweise zwei- bis dreimal so schwer gewesen wie ein durchschnittlicher rezenter Blauwal. Davon berichtet eine internationale Forschungsgruppe um Eli Amson vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart im Fachmagazin »Nature«. Die Art mit dem Namen Perucetus colossus könnte somit dem Blauwal den Rang als schwerstes Tier ablaufen, von dessen Existenz man bislang weiß. Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass der Trend zum Gigantismus bei Meeressäugern früher eingesetzt haben könnte als bisher angenommen.

»Der Fund verändert das Verständnis der Walevolution«, schreiben die Autoren. Die neue Studie zeige erstmals, »dass die gigantischen Körpermassen der Wale bereits 30 Millionen Jahre früher erreicht wurden als bisher angenommen.« Zuvor sei der evolutionäre Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen wie den modernen Bartenwalen als ein relativ junges Ereignis vor etwa zehn Millionen Jahren angesehen worden.

Zusätzliches Gewicht habe den im Ozean lebenden Tieren im Lauf der Evolution geholfen, ihren Auftrieb zu regulieren und sich unter Wasser zu halten, ähnlich wie der Bleigürtel bei Tauchern. Das enorme Gewicht der Walart Perucetus colossus sei mit der Anlagerung zusätzlicher Knochenmasse an der Außenseite der Skelettelemente und mit einer höheren Knochendichte zu erklären.

Gigantismus | Die Paläontologen brauchten einen Kran, um die Knochen des riesigen, urzeitlichen Wals aus der peruanischen Wüste zu bergen.

Das Tier wurde anhand eines Teilskeletts modelliert, das im Jahr 2010 an der Südküste Perus entdeckt worden war. Es besteht aus 13 Wirbeln, 4 Rippen und einem Hüftknochen. Jeder Wirbel des Funds wiegt mehr als 100 Kilogramm, die Rippen des Urzeitwals sind bis zu 1,4 Meter lang. Mit geschätzten fünf bis acht Tonnen sei das 20 Meter lange Skelett damit insgesamt zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals, das in der Hintze Hall des Natural History Museums in London ausgestellt ist.

Da weder Schädel noch Zähne vorliegen, seien alle Hypothesen über die Ernährung und die Ernährungsstrategie von Perucetus colossus spekulativ. Angesichts der möglicherweise langsamen Schwimmgeschwindigkeit und küstennahen Lebensweise, die man angesichts des Skeletts annehmen könne, sowie der riesigen Nahrungsmenge, die für die Ernährung eines so großen Tiers erforderlich ist, sei es jedoch unwahrscheinlich, dass die Walart sich von Seegras oder Tang ernährt habe. Alternativ könnten die Kolosse Krebstiere und kleine Fische gefressen haben oder aber auf den Grund des Meeres gesunkene Wirbeltierkadaver, wie es heutige Grundhaie tun.

© Nature NPG Press
Das schwerste Tier aller Zeiten?
Mit geschätzten fünf bis acht Tonnen ist das 20 Meter lange Skelett von Perucetus colossus insgesamt zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals.

Um das Gewicht von Perucetus colossus zu schätzen, wurden die geborgenen und präparierten Knochen gescannt und ihr Volumen bestimmt. Mit Hilfe von Kernbohrungen beurteilten die Forscher die innere Knochenstruktur. Zur Rekonstruktion der Körpermasse verwendete das Team das bei lebenden Meeressäugern bekannte Verhältnis von Weichteil- zu Skelettmasse. Perucetus colossus kombiniere eine gigantische Größe mit einem extrem hohen Knochengewicht, schlussfolgert die Forschungsgruppe. »Dieser Wal verschiebt die bisher bekannte Obergrenze der Skelettmasse bei Säugetieren und im Wasser lebenden Wirbeltieren drastisch.«

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