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Beringmeer: Extreme Umwälzungen ließen Krabbenbestand zusammenbrechen

Das Beringmeer ist Teil des Arktischen Ozeans, doch die Bedingungen sind inzwischen nicht mehr arktisch - mit dramatischen Folgen für die Fischerei.
Eine rostbraune Schneekrabbe sitzt auf dem braunen Meeresboden und führt ihre Scheren zum Mund
Eine Schneekrabbe sitzt auf dem Meeresboden. Ihr Bestand vor Alaska ist seit 2018 massiv eingebrochen.

In den Jahren 2018 und 2019 kam es zu einem katastrophalen Zusammenbruch der Schneekrabbenbestände (Chionoecetes opilio) im Beringmeer vor Alaskas Küste: Zehn Milliarden Schneekrabben verschwanden; die Fischerei musste in den Folgejahren aussetzen, was wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe zur Folge hatte. Verursacht wurde der Kollaps durch eine marine Hitzewelle in der Region, die den Krabben zusetzte. Der Klimawandel habe derartige Katastrophen wahrscheinlicher gemacht und dafür gesorgt, dass sich die ökologischen Bedingungen im Meer stark verändert haben, schreibt ein Team um Emily Ryznar vom NOAA Alaska Fisheries Science Center in Kodiak in »Nature Climate Change«: Wo bislang der arktische Zustand herrschte, dominieren inzwischen subantarktische Faktoren, was das Ökosystem entsprechend verändert.

Die Datenauswertung und Modellierungen der Arbeitsgruppe zeigen, dass wärmere, eisfreie Bedingungen im Beringmeer inzwischen 200-mal wahrscheinlicher sind als vor Beginn der Industrialisierung: Der Klimawandel hat dafür gesorgt, dass sich gemäßigtere Gefilde in Richtung arktische Gewässer ausgebreitet haben, schreiben Ryznar und Co. Durchschnittlich könnten zukünftig nur noch in jedem zwölften Jahr arktische Bedingungen in der Region auftreten, in denen sehr kaltes Wasser sowie Meereis an der Oberfläche vorherrschen.

Schneekrabben gedeihen am besten bei Wassertemperaturen unter zwei Grad Celsius. Wird es wärmer wie 2018/19, erhöht sich ihr Stoffwechsel zu stark und sie verhungern teilweise – oder sie sind gezwungen, in kältere Bereiche abzuwandern. Gleichzeitig drangen in diesem Jahr Fischarten wie der Pazifische Kabeljau in das Beringmeer vor, wo es ihnen normalerweise zu kalt ist. Dort fraßen sie dann einen Teil der überlebenden Schneekrabben und reduzierten den Bestand weiter. Zudem beobachteten die Wissenschaftler eine stärkere Ausbreitung tödlicher Krankheiten unter den Krabben: Sie profitierten vom wärmeren Wasser, aber auch vom Zusammenrücken der Krebse in verbliebenen Kaltwassernischen.

»Es ist wirklich eine Kombination von Faktoren, die zusammen den Zusammenbruch der Schneekrabbenbestände verursacht haben«, sagt der Biologe Michael Litzow vom NOAA Alaska Fisheries Science Center. »Sie sind das Ergebnis des Klimawandels und deuten darauf hin, dass während dieser warmen Jahre im Südosten des Beringmeers ein umfassender Übergang zu borealen Bedingungen stattgefunden hat.« Die Wissenschaftler gehen nicht davon aus, dass sich dies in der nahen Zukunft wieder ändern werde.

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  • Quellen
Nature Climate Change 10.1038/s41558–024–02093–0, 2024

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