News: Berüchtigtes Rauchgift
Krebserregende Dioxine fallen bei allerlei industriellen Verbrennungsprozessen an - was leider erst nach furchtbaren Unfällen zur Vorsicht anregte. Nun zeigt sich, dass die Menschheit offenbar schon seit längerer Zeit mit den vermeintlich hausgemachten Giften leben musste.
Im romantisierenden Rückblick aus unseren behaglichen Arbeitszimmern mag eine Szene wie aus dem Film Highlander – schottenberockte, langhaarige Gestalten, die einen Kreis um ein qualmendes Torffeuer im Nebel bilden – durchaus etwas Anheimelndes haben. Ziemlich sicher aber hätte der Clan der McLeods, wie alle übrigen Bewohner der kargen irischen und schottischen Heidelandschaften vergangener Zeiten, einer Zentralheizung einiges abgewinnen können.
Das einzig leicht zugängliche Brennmaterial in den baumlosen Küstenlandstrichen der britischen Inseln aber war bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein Torf. Dieser machte als Existenzgrundlage das harte Leben in High- und Lowlands auf verschiedene Arten erträglich: Torffeuer spendeten lebensnotwendige Wärme ebenso wie die Hitze zum Trocknen der keimenden Gerstenkörner, aus denen schottischer Whisky mit seiner charakteristischen Torfnote gebrannt wurde.
Andy Meharg und Kenneth Lilham von der der University of Aberdeen untersuchten nun, ob noch ganz andere und wesentlich giftigere Nebenprodukte beim Torfbrennen anfallen können. An der Küste ist Torf – hauptsächlich ein buntes Gemisch mehr oder minder verrotteter Pflanzenteile – meerwassergetränkt und damit salz-, also chlorhaltig. Verbrennt man aber chlorhaltige Kohlenstoffmaterialien, dann können stabile und extrem giftige Organochlorverbindungen entstehen: Dioxine. Produzierten also nicht nur die organochemischen Fabriken des Industriezeitalters diese hochgiftigen Verbindungen – sondern schon lange vor dem Seveso-Skandal die torfbrennende Bevölkerung Schottlands?
In Laborversuchen der Wissenschaftler entstanden beim klassischen Torfbrennen tatsächlich Dioxine. Um zu prüfen, ob dies auch früher schon in freier Natur geschehen war, sammelten die Forscher daraufhin Bodenproben auf der seit 1930 von ihren Bewohnern verlassene schottische Insel Hirna. Das abgelegene Eiland liegt außerhalb der Reichweite jeglicher Fabrikemissionen. Dioxine sollten hier demnach nicht zu finden sein – dennoch wurden die Forscher fündig. Sie wiesen Dioxinkonzentrationen nach, die denen entsprachen, die sie nach ihren Torffeuer-Laborvorversuchen auch erwartet hatten.
Dioxine sind demzufolge nicht nur ein Abfallprodukt der industriellen Neuzeit, sondern entstanden in unserer Umwelt wohl auch schon, seit Menschen – in Ermangelung anderer Möglichkeiten – zum ersten Mal auf das Torfverbrennen verfielen. Tatsächlich können in holzarmen Regionen so im Laufe der Zeit erhebliche Mengen an Dioxinen anfallen, wie die Wissenschaftler errechneten: Wenn jede Familie im vorindustriellen Schottland typischerweise etwa 20 Tonnen Torf pro Jahr verbrannte, entstand – trotz der damals nur geringen Siedlungsdichte – jährlich rund ein Kilogramm Dioxin. McLeod und Co hätten damit immerhin ein knappes Zehntel der Menge hinterlassen, die in ganz Großbritannien bei organochemischen Chemieprozessen, etwa zur Produktion von Pestiziden, noch heute jährlich unvermeidbar scheint.
Das einzig leicht zugängliche Brennmaterial in den baumlosen Küstenlandstrichen der britischen Inseln aber war bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein Torf. Dieser machte als Existenzgrundlage das harte Leben in High- und Lowlands auf verschiedene Arten erträglich: Torffeuer spendeten lebensnotwendige Wärme ebenso wie die Hitze zum Trocknen der keimenden Gerstenkörner, aus denen schottischer Whisky mit seiner charakteristischen Torfnote gebrannt wurde.
Andy Meharg und Kenneth Lilham von der der University of Aberdeen untersuchten nun, ob noch ganz andere und wesentlich giftigere Nebenprodukte beim Torfbrennen anfallen können. An der Küste ist Torf – hauptsächlich ein buntes Gemisch mehr oder minder verrotteter Pflanzenteile – meerwassergetränkt und damit salz-, also chlorhaltig. Verbrennt man aber chlorhaltige Kohlenstoffmaterialien, dann können stabile und extrem giftige Organochlorverbindungen entstehen: Dioxine. Produzierten also nicht nur die organochemischen Fabriken des Industriezeitalters diese hochgiftigen Verbindungen – sondern schon lange vor dem Seveso-Skandal die torfbrennende Bevölkerung Schottlands?
In Laborversuchen der Wissenschaftler entstanden beim klassischen Torfbrennen tatsächlich Dioxine. Um zu prüfen, ob dies auch früher schon in freier Natur geschehen war, sammelten die Forscher daraufhin Bodenproben auf der seit 1930 von ihren Bewohnern verlassene schottische Insel Hirna. Das abgelegene Eiland liegt außerhalb der Reichweite jeglicher Fabrikemissionen. Dioxine sollten hier demnach nicht zu finden sein – dennoch wurden die Forscher fündig. Sie wiesen Dioxinkonzentrationen nach, die denen entsprachen, die sie nach ihren Torffeuer-Laborvorversuchen auch erwartet hatten.
Dioxine sind demzufolge nicht nur ein Abfallprodukt der industriellen Neuzeit, sondern entstanden in unserer Umwelt wohl auch schon, seit Menschen – in Ermangelung anderer Möglichkeiten – zum ersten Mal auf das Torfverbrennen verfielen. Tatsächlich können in holzarmen Regionen so im Laufe der Zeit erhebliche Mengen an Dioxinen anfallen, wie die Wissenschaftler errechneten: Wenn jede Familie im vorindustriellen Schottland typischerweise etwa 20 Tonnen Torf pro Jahr verbrannte, entstand – trotz der damals nur geringen Siedlungsdichte – jährlich rund ein Kilogramm Dioxin. McLeod und Co hätten damit immerhin ein knappes Zehntel der Menge hinterlassen, die in ganz Großbritannien bei organochemischen Chemieprozessen, etwa zur Produktion von Pestiziden, noch heute jährlich unvermeidbar scheint.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.