Direkt zum Inhalt

Kindermedizin: Beruhigen Tablet-Computer Kinder so gut wie Medikamente?

Ein französischer Forscher meint, Computerspiele wirkten bei Kindern so gut gegen Angst wie ein Beruhigungsmittel. Wichtige Fragen bleiben allerdings offen.
Lachendes Kind liegt im Krankenbett, Vater und Ärztin stehen daneben

Eine der am meisten belastenden Erfahrungen bei einem chirurgischen Eingriff ist die Zeit zwischen den ersten Vorbereitungen und der Narkose selbst – in der man nicht viel mehr tun kann, als zu warten. Besonders für Kinder ist diese Zeit schwer, zumal sie währenddessen auch von den Eltern getrennt werden. Deswegen kriegen sie – und viele Erwachsene – schon in der Vorbereitungsphase ein Beruhigungsmittel. Ein Team um den Anästhesisten Dominique Chassard vom Hôpital Femme-Mère-Enfant in Lyon kommt nun zu dem Schluss, dass es auch ohne pharmakologische Hilfe genauso gut gehe: In seiner Studie beruhigen altersgerechte Computerspiele auf einem handelsüblichen Tablet nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern genauso gut wie das gängige Sedativ Midazolam. Die Untersuchung stützt ältere Befunde mit verschiedenen Arten von digitalen Spielen.

Von den insgesamt 115 Kindern zwischen vier und zehn Jahren bekamen 60 ein Tablet des Herstellers Apple und durften altersgerechte Computerspiele spielen. Der Rest der Gruppe erhielt das Beruhigungsmittel. Insgesamt dreimal befragte Chassards Gruppe die kleinen Patientinnen und Patienten und ihre Eltern nach ihren Ängsten und dem Wohlbefinden. Außerdem bewertete das Anästhesieteam den Verlauf der Narkose.

Bei allen Befragungen schnitten die Tabletspiele und das Beruhigungsmittel in Bezug auf den Angst-Score sowohl bei Kindern als auch bei Eltern im Rahmen der Messgenauigkeit gleich ab. Unklar bleibt allerdings, ob die Studie wirklich die Effekte von Technik und Medikament gemessen hat, oder ob vielmehr Eltern und Kinder bei all den Befragungen gar keine Zeit und Muse hatten, sich Sorgen zu machen. Auch darüber, welche Bedeutung die Befragungsergebnisse der Eltern haben, macht die Studie keine Aussagen. Ein Effekt dagegen ist wohl real: So bekam der Verlauf der Narkose selbst sogar signifikant bessere Noten, wenn die Kinder in der Tablet-Gruppe waren – und damit voll ansprechbar.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.