Gesichtserkennung: Beruhigende Gesellschaft
Gesellige Tiere wie Schafe mögen es gar nicht, von ihrer Herde getrennt zu sein. Passiert es doch einmal, äußern sie ihr Unbehagen durch verzweifeltes Blöken. Mit einem einfachen Trick kann man sie in Geborgenheit wiegen – auch ohne die Herde.
Sie prägen das Landschaftsbild der nordfriesischen Küste: Schafe über Schafe grasen auf den Deichen und im Vorland – aber immer schön in Gruppen. Denn die wolligen Vierbeiner brauchen die Geborgenheit der Herde, um sich wohl zu fühlen, Einsamkeit bereitet ihnen Stress. Darin unterscheiden sich Schafe gar nicht so sehr vom Menschen – auch er lebt gesellig. Und muss sich jemand mal von seinen Lieben trennen, nimmt er gerne Fotos mit, um sich jederzeit mit einem Blick auf die Familie trösten zu können.
Schafe verarbeiten Gesichter mit den gleichen Gehirnsystemen wie der Mensch, und sie können sich über Jahre hinweg mehr als fünfzig Schafsgesichter und zehn menschliche Gesichter merken. Die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, ist sehr wichtig für soziale Interaktionen. Sollten womöglich auch für Schafe Portraits ihrer Artgenossen tröstlich wirken, wenn sie von ihrer Herden getrennt sind? Dieser Frage gingen Keith Kendrick und seine Kollegen vom Babraham Institute in Cambridge nach.
Wie erwartet stresste die Isolation die Schafe: Sie liefen unruhig umher und protestierten lautstark gegen die unangenehme Situation. Ihr Puls begann zu rasen und die Stresshormone Adrenalin und Kortisol schnellten in die Höhe. Das Dreieck würdigten sie kaum eines Blickes.
Allein schon ein Portrait eines Artgenossen vermittelt Schafen demnach ein Gefühl von Geborgenheit. Bauern, die am psychischen Wohlergehen ihrer wolligen Vierbeiner interessiert sind, sollten ihnen also stets eine kleine Galerie präsentieren, wenn sie vorübergehend einzelne Schafe von der Herde trennen müssen.
Schafe verarbeiten Gesichter mit den gleichen Gehirnsystemen wie der Mensch, und sie können sich über Jahre hinweg mehr als fünfzig Schafsgesichter und zehn menschliche Gesichter merken. Die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, ist sehr wichtig für soziale Interaktionen. Sollten womöglich auch für Schafe Portraits ihrer Artgenossen tröstlich wirken, wenn sie von ihrer Herden getrennt sind? Dieser Frage gingen Keith Kendrick und seine Kollegen vom Babraham Institute in Cambridge nach.
Um den Zusammenhang von Gesichtserkennung und Emotionen zu analysieren, brachten die Forscher Schafe in eine Stresssituation, indem sie die Tiere für dreißig Minuten von ihrer Herde separierten. Während der ersten Viertelstunde präsentierten sie den Vierbeinern ein stilisiertes Gesicht, nämlich ein helles, auf der Spitze stehendes Dreieck. Für die verbleibende Zeit ließen es entweder als Kontrolle stehen, oder sie tauschten es gegen das Portrait eines Schafes oder das einer Ziege aus.
Wie erwartet stresste die Isolation die Schafe: Sie liefen unruhig umher und protestierten lautstark gegen die unangenehme Situation. Ihr Puls begann zu rasen und die Stresshormone Adrenalin und Kortisol schnellten in die Höhe. Das Dreieck würdigten sie kaum eines Blickes.
Wurde dieses dann aber durch das Konterfei eines anderen Schafes ersetzt, änderte sich die Situation schlagartig. Die Testtiere kamen zusehends zur Ruhe und verweilten vor dem Bild und betrachteten es. Entsprechend beruhigte sich der Herzschlag und auch der Stresshormonspiegel sank deutlich ab. Das Bild einer Ziege hingegen blieb wirkungslos.
Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler die Vorgänge im Gehirn der Tiere. Die Aktivität zweier Gene zeigte, dass das Foto eines Schafes nicht nur Hirnbereiche aktivierte, die an der Erkennung von Gesichtern beteiligt sind, sondern auch solche, die positive Emotionen integrieren. Die Areale, in denen Stress und Furcht verarbeitet wird, waren angesichts eines Schafsgesichtes hingegen weniger aktiv als in der Kontrollgruppe. Sowohl die Gesichtserkennung als auch deren emotionale Bewertung war dabei – wie beim Menschen – auf die rechte Hirnhälfte begrenzt.
Allein schon ein Portrait eines Artgenossen vermittelt Schafen demnach ein Gefühl von Geborgenheit. Bauern, die am psychischen Wohlergehen ihrer wolligen Vierbeiner interessiert sind, sollten ihnen also stets eine kleine Galerie präsentieren, wenn sie vorübergehend einzelne Schafe von der Herde trennen müssen.
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