Ökologie: Beschwichtigung am Rande des Abgrunds
Der Job eines Putzerfisches ähnelt dem einer Gazelle beim Hausieren von Löwengrube zu Löwengrube. Wer sich beruflich in solche Gefahren begibt, sollte schon ein paar Tricks zur Raubtier-Besänftigung kennen.
Würden im Tierreich Spezialisten zum Thema "Gefahr am Arbeitsplatz" gesucht – die Putzerfische kämen sicher in die engere Auswahl. Immerhin verdienen sie ihr tägliches Brot in den Zahn-Zwischenräumen hungriger Raubfische: Sie ernähren sich von allerlei lästigen Parasiten, die sich im Maul, auf den Schuppen und in den Kiemen größerer Fische angesiedelt haben. Dadurch leisten sie den Großfischen gleichzeitig wertvolle sanitäre Dienste – und kaufen sich so offenbar von der Gefahr frei, flugs im Magen des Raubfisches zu enden.
Ein schönes, ökonomisches Erklärungsmodell, das aber irgendwie ziemlich theoretisch erscheint, sobald man sich einen einzelnen, sehr hungrigen Raubfisch anschaut: Reine Nachhaltigkeitseinsichten werden diesen wohl kaum vom Zuschnappen im konkreten Fall abhalten, Putzhilfe hin oder her. Vielmehr sollten eigentlich handfestere, naturwissenschaftlich beobachtbare Mechanismen zu entdecken sein, welche die Symbiose zwischen einzelnen Raub- und Putzerfisch-Individuen in der Balance halten, meinte nun Alexandra Grutter von der Universität Queensland – und begann am Aquarium zahllose penible Beobachtungsstunden der Interaktionen von Plectropomus-leopardus-Korallenraubfischen und ihren Labroides-dimidiatus-Putzern.
Dazu dient offenbar das typische "taktile Antanzen" der Putzer – ein ebenso charakteristisches oszillierendes Körperwippen mit gelegentlicher Kontaktaufnahme zur Raubfisch-Körperoberfläche. Je geringer die Parasitenlast der Räuber und je größer ihr Hunger, desto häufiger werden die Tanzbemühungen der Putzfische, beobachtete die Forscherin: Das taktile Tanzverhalten, erklärt Grutter, fungiert eindeutig als Signal des Putzfisches an seinen Symbiosepartner.
Verstärkte Marketingbemühungen der Putzfische eben bei sinkender Nachfrage? Biologisch gesehen, so die Wissenschaftlerin, eher der experimentelle Nachweis einer sinnvollen, präventiven Konflikvermeidungsstrategie innerhalb eines komplexen sozialen Gefüges zweier unterschiedlicher Spezies – nicht schlecht, für simple Fische. Andererseits nicht verwunderlich: Bei einem Leben am Abgrund des Raubfischmauls ist besonders umsichtiges Gefahrenmanagement eben auch besonders lebensnotwendig.
Ein Handel mit beiderseitigem Nutzen eben; eine symbiotische Beziehung zweier Arten, die sich auf dem freien Markt der Natur entwickelt hat. Reiner Raubtierkapitalismus zahlt sich, Grundregel der Nachhaltigkeit, für die hungrigen Großfische auf Dauer nicht aus: Verspeist man einfach alle näher kommenden Fische inklusive des eigentlich willigen Reinigungspersonals, dann wird dieses bald mehr und mehr ausbleiben. In der Folge werden aber die vom Putzteufel-Tun verschonten Ektoparasiten ungestört blühen, gedeihen und den unreinlichen Räuber zunehmend stören und schwächen – am Ende verlieren so alle Beteiligten.
Ein schönes, ökonomisches Erklärungsmodell, das aber irgendwie ziemlich theoretisch erscheint, sobald man sich einen einzelnen, sehr hungrigen Raubfisch anschaut: Reine Nachhaltigkeitseinsichten werden diesen wohl kaum vom Zuschnappen im konkreten Fall abhalten, Putzhilfe hin oder her. Vielmehr sollten eigentlich handfestere, naturwissenschaftlich beobachtbare Mechanismen zu entdecken sein, welche die Symbiose zwischen einzelnen Raub- und Putzerfisch-Individuen in der Balance halten, meinte nun Alexandra Grutter von der Universität Queensland – und begann am Aquarium zahllose penible Beobachtungsstunden der Interaktionen von Plectropomus-leopardus-Korallenraubfischen und ihren Labroides-dimidiatus-Putzern.
Wie sich zeigte, läuft auch auf dem Markt der Fischdienstleistungen tatsächlich alles nach Angebot und Nachfrage. Steigende Nachfrage, den verstärkten Wunsch also nach externer Putzdienstleistung auf Grund einer höheren Parasitenbelastung, signalisierten die Räuber dabei recht eindeutig: durch vermehrtes "Posing"-Verhalten, einem charakteristisches Erstarren und Stillhalten der Räuber, welches die Putzarbeit eindeutig erleichtert. Wie aber bewerben die Reinigungsdienstleister ihr Angebot, und dies auch bei eher mäßiger Nachfrage?
Dazu dient offenbar das typische "taktile Antanzen" der Putzer – ein ebenso charakteristisches oszillierendes Körperwippen mit gelegentlicher Kontaktaufnahme zur Raubfisch-Körperoberfläche. Je geringer die Parasitenlast der Räuber und je größer ihr Hunger, desto häufiger werden die Tanzbemühungen der Putzfische, beobachtete die Forscherin: Das taktile Tanzverhalten, erklärt Grutter, fungiert eindeutig als Signal des Putzfisches an seinen Symbiosepartner.
Verstärkte Marketingbemühungen der Putzfische eben bei sinkender Nachfrage? Biologisch gesehen, so die Wissenschaftlerin, eher der experimentelle Nachweis einer sinnvollen, präventiven Konflikvermeidungsstrategie innerhalb eines komplexen sozialen Gefüges zweier unterschiedlicher Spezies – nicht schlecht, für simple Fische. Andererseits nicht verwunderlich: Bei einem Leben am Abgrund des Raubfischmauls ist besonders umsichtiges Gefahrenmanagement eben auch besonders lebensnotwendig.
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