Impfstoffmangel: Besiegt geglaubtes Poliovirus in Pakistan aufgetaucht
Spuren eines seit zehn Jahren in freier Wildbahn ausgerotteten Poliovirus sind in der Kanalisation der pakistanischen Stadt Quetta gefunden worden. Die Entdeckung macht Seuchenfachleuten Sorgen, denn vor diesem Poliovirus Typ 2 schützt die verbreitete Schluckimpfung nicht mehr. Die pakistanische Regierung hat jetzt eine Impfkampagne für etwa 400 000 Kinder in der Region um Quetta gestartet, um einem Ausbruch des Erregers bei Menschen vorzubeugen. Nach Angaben von Experten ist seit einiger Zeit nur ein Teil der gegen Polio geimpften Kinder vollständig immun: Der zweite Impfstoff aus abgetöteten Viren, der auch vor einer Typ-2-Polio schützt, wird derzeit nicht in ausreichender Menge hergestellt.
Die Schluckimpfung wurde im April dieses Jahres auf eine neue Vakzine umgestellt, die Typ 2 nicht mehr enthält. Die abgeschwächten Erreger im Impfstoff vermehren sich und können so auch Kontaktpersonen geimpfter Kinder quasi immunisieren. Allerdings hat das Impfvirus Typ 2 die unangenehme Neigung, sich in seltenen Fällen wieder in ein krank machendes Virus zurückzuverwandeln. Etwa die Hälfte aller jährlichen Poliofälle gehen derzeit auf den Lebendimpfstoff zurück.
Der neue Schluckimpfstoff sollte dieses Risiko minimieren, gleichzeitig aber den Vorteil der Lebendimpfung bewahren. Damit in der Zwischenzeit kein mutierter Typ-2-Erreger Ausbrüche verursacht, spritzt man seither einen zweiten Impfstoff, der abgetötete Viren enthält und vor allen drei Poliotypen schützt. Doch von den etwa 110 Millionen Impfdosen, die dieses Jahr benötigt werden, können die beiden Hersteller der Vakzine nur etwa die Hälfte liefern – derzeit erhalten nur Kinder in Ländern mit Poliofällen den vollen Impfschutz. Erst 2018 soll wieder genug Impfstoff produziert werden. In der Zwischenzeit müssen Fachleute darauf hoffen, dass kein Poliovirus Typ 2 die Lücke im Impfschutz ausnutzt.
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