Klimawandel: Besondere Wetterkonstellation ermöglichte Mega-Staubsturm
Vom 14. bis 19. Juni 2020 wehte ein gigantischer Sturm über der Sahara. Der aufgewirbelte Staub reiste anschließend über 8000 Kilometer weit über den Atlantik und trübte den Himmel über der Karibik und großen Teilen Nordamerikas. Die Staubwolke war so groß, dass sie bisweilen als »Godzilla-Wolke« bezeichnet wurde. Diana Francis von der Khalifa University in Abu Dhabi und ihr Team haben analysiert, wie dieser Extremsturm entstanden ist und was wir in Zukunft erwarten könnten; ihre Ergebnisse sollen in den »Geophysical Research Letters« erscheinen, wie der »NewScientist« berichtet.
Nachdem Francis und Co verschiedene Wetter- und Satellitendaten aus der Region ausgewertet hatten, machten sie ein außergewöhnlich starkes Hoch vor der Westküste der Sahara als Schlüsselfaktor aus. Es beschleunigte den Nordostpassat über der Region, dessen Winde schließlich auf einen der Subtropenjets in diesem Bereich trafen und in diesem aufgingen. Das kräftige Hoch sorgte dafür, dass der Jetstream in seiner Position blockiert wurde und seine Lage nicht mehr ändern konnte. Fünf Tage trieb er konstant Staub aus der Sahara westwärts und sorgte für die Lufttrübung auf der anderen Seite des Atlantiks.
Konstante Blockaden des Westwind-Jets in den mittleren Breiten sorgten in den letzten Jahren immer wieder für extremes Wetter über Europa und Nordamerika, etwa ausgedehnte Hitzewellen und starke Kaltlufteinbrüche aus der Arktis. Viele Klimaforscher bringen diese Ereignisse mit dem Klimawandel und vor allem mit der erwärmten Arktis sowie dem zurückgehenden Meereis dort in Zusammenhang: Schwindende Temperaturunterschiede sorgen dafür, dass der Jetstream stärker mäandriert und extrem nach Norden und Süden ausbeult. Diese Wellen wandern sehr langsam weiter oder verharren teils wochenlang vor Ort – mit entsprechenden Folgen bei dauerhaftem Hoch oder Tief.
Da das arktische Meereis weiter abnimmt und sich die Region dauerhaft erwärmt, rechnet Francis mit weiteren Ereignissen wie diesen Sommer. Welche Folgen dies haben wird, ist noch nicht abzusehen. Bislang überwiegt der positive Nutzen des Staubtransports: Mit ihm überqueren Nährelemente den Ozean, die dem Amazonasregenwald oder karibischen Riffen zugutekommen.
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