Angemerkt!: Besser als nichts
Wieder endete ein Gipfel der Vereinten Nationen mit "eingefrorenen" Uhren, Überstunden und dramatischen Appellen. Doch im Gegensatz zur gescheiterten Kopenhagener Veranstaltung zum Klimaschutz im letzten Jahr (auf dem über ein Nachfolgeabkommen zum Kioto-Protokoll zum Klimaschutz verhandelt werden sollte) endete die Verhandlungsrunde im mexikanischen Badeort nun zumindest mit einem kleineren Erfolg: Nach zweiwöchigen Verhandlungen hat die Staatengemeinschaft "im Konsens" die Fundamente für einen neuen Klimaschutzvertrag gegossen – wenn alles nach Plan läuft, könnte dann 2011 in Südafrika tatsächlich eine neue internationale Übereinkunft gegen die übermäßige Erwärmung des Erdklimas verabschiedet werden.
Positiv hervorheben muss man vor allem, dass sich dieses Mal auch die USA und China nicht verweigert haben – die beiden größten Produzenten von Treibhausgasen. Nur Bolivien wehrte sich bis zum Schluss gegen das Konsenspapier, doch die energische Verhandlungsführung der mexikanischen Außenministerin Patricia Espinosa nahm diesen Protest "zur Kenntnis", winkte die Übereinkunft ansonsten durch.
Ein zentraler Punkt des so genannten Cancún Agreement besteht aus finanziellen Hilfen, die die Industrieländer – als wichtigste Kohlendioxiderzeuger der letzten Jahrzehnte – an ärmere Länder leisten sollen, um dort die schlimmsten Folgen der Erderwärmung abzumildern und ihnen die Entwicklung einer "sauberen" Wirtschaft mit reduzierten Emissionen zu ermöglichen: Bis 2012 wollen sie dem Süden jährlich 30 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung stellen, danach steigt die Summe auf bis 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Gleichzeitig bekannten sich die Industriestaaten zu einer "substanziellen Reduzierung" ihres Treibhausgasausstoßes bis 2050 um 25 bis 40 Prozent. Die Entwicklungsländer reduzieren ihre Treibhausgase dagegen nur im Vergleich zum Wirtschaftswachstum auf Basis freiwilliger Zusagen – China bliebe damit weiterhin von bindenden Zielen zur Senkung seiner Treibhausgasproduktion verschont.
Eine Möglichkeit böte der Emissionshandel, mit dem marktwirtschaftliche Anreize zur Einsparung von Kohlendioxid geschaffen werden könnten und der in der Europäischen Union bereits angelaufen ist. Da das Kioto-Protokoll jedoch 2012 ausläuft, ergibt sich eine Pause zwischen dem alten und dem neuen Vertragswerk, denn der Ratifizierungsprozess in den teilnehmenden Staaten wird zu viel Zeit in Anspruch nehmen, als dass es zu einem direkten Anschlussabkommen langen wird. Das dürfte dann vor allem diesem Emissionshandel Schwierigkeiten bereiten, der rechtlich stark auf dem Kioto-Abkommen basiert: Experten fürchten einen Zusammenbruch des CO2-Zertifikatemarkts, der in der EU einigermaßen funktioniert.
Fortschritte gab es auch beim Schutz der Wälder, deren weit verbreitete Abholzung zum einen eine der größten Quellen von Treibhausgasen bildet und die zum anderen eine wirkungsvolle Kohlenstoffsenke sein können – wenn man sie denn erhält. In Cancún wurden nun erste Pflöcke dazu eingeschlagen, dass REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) tatsächlich funktionieren kann. Wem es gelingt, die Zerstörung von Wäldern auf seinem Staatsgebiet zu verringern, und ausgedehnte Waldökosysteme erhält, bekommt dafür einen finanziellen Ausgleich – lebende Wälder bekommen damit erstmals einen Wert, der hoffentlich höher ist als der kurzfristige Profit aus Rinderweiden, Sojafeldern oder Ölpalmenplantagen.
Erstmals anerkannt wird der Wert der Artenvielfalt und die Rechte indigener Völker, die in den Wäldern leben. Damit soll verhindert werden, dass Wälder trotzdem gerodet und anschließend mit Plantagen aufgeforstet werden, die sich findige Firmen dann als Klimaschutzmaßnahme anrechnen lassen. Zudem werden die Waldflächen nun auf Staatenebene betrachtet: Damit soll gewährleistet sein, dass sich die Abholzung nicht einfach nur innerhalb eines Landes verlagert, weil Gebiet A unter REDD geschützt wird, Gebiet B aber noch nicht. Aber auch bei REDD+, wie der Mechanismus nach Cancún bezeichnet wird, lauern noch viele Fallstricke, blieben Hintertüren offen und ist strittig, ob das Geld für den Schutz von staatlicher Hand aufgebracht werden soll oder ob die Industrie sich hier in gewissem Grad von Einsparungen freikaufen kann.
Das Cancún Agreement ist daher vor allem eine wachsweiche Absichtserklärung, mehr gegen die Erderwärmung zu tun. Sie muss in den nächsten Verhandlungsrunden gehärtet werden. Hoffnung macht jedenfalls, dass nicht wieder ein Klimagipfel scheiterte wie in Kopenhagen und der Ton zwischen den Nationen konzilianter wurde – auch dank des Verhandlungsgeschicks der Mexikaner. Und Hoffnung machen auch die strikteren Vorgaben zum Klimaschutz, die sich die Nationen selbst in der Präambel der Cancúner Vereinbarung gesetzt haben. Doch noch ist das ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft – 2011 in Durban muss er umgewandelt und eingelöst werden.
Positiv hervorheben muss man vor allem, dass sich dieses Mal auch die USA und China nicht verweigert haben – die beiden größten Produzenten von Treibhausgasen. Nur Bolivien wehrte sich bis zum Schluss gegen das Konsenspapier, doch die energische Verhandlungsführung der mexikanischen Außenministerin Patricia Espinosa nahm diesen Protest "zur Kenntnis", winkte die Übereinkunft ansonsten durch.
Ein zentraler Punkt des so genannten Cancún Agreement besteht aus finanziellen Hilfen, die die Industrieländer – als wichtigste Kohlendioxiderzeuger der letzten Jahrzehnte – an ärmere Länder leisten sollen, um dort die schlimmsten Folgen der Erderwärmung abzumildern und ihnen die Entwicklung einer "sauberen" Wirtschaft mit reduzierten Emissionen zu ermöglichen: Bis 2012 wollen sie dem Süden jährlich 30 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung stellen, danach steigt die Summe auf bis 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Gleichzeitig bekannten sich die Industriestaaten zu einer "substanziellen Reduzierung" ihres Treibhausgasausstoßes bis 2050 um 25 bis 40 Prozent. Die Entwicklungsländer reduzieren ihre Treibhausgase dagegen nur im Vergleich zum Wirtschaftswachstum auf Basis freiwilliger Zusagen – China bliebe damit weiterhin von bindenden Zielen zur Senkung seiner Treibhausgasproduktion verschont.
Darüber hinaus legte sich die Weltgemeinschaft darauf fest, dass die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius gehalten werden soll – eine Grenze, die Klimaforscher gerade noch als tolerabel für die Umwelt halten. Wie die Nationen das allerdings erreichen sollen und wollen, bleibt vorerst völlig unklar: Die dafür notwendigen Richtlinien sollen erst 2011 in Durban festgelegt werden. Außerdem reichen die bislang von den Staaten selbst vorgeschlagenen Reduktionsziele nicht aus, um das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten: Bislang werden erst 60 Prozent der nötigen Einsparungen (auf dem Papier) gewährleistet. Da sich Japan gegen neue, feste Klimaziele sperrt und die USA sowie China nur unverbindliche Zusagen zum Klimaschutz geben wollen, bleibt zweifelhaft, ob dieses klaffende Loch überhaupt geschlossen werden kann.
Eine Möglichkeit böte der Emissionshandel, mit dem marktwirtschaftliche Anreize zur Einsparung von Kohlendioxid geschaffen werden könnten und der in der Europäischen Union bereits angelaufen ist. Da das Kioto-Protokoll jedoch 2012 ausläuft, ergibt sich eine Pause zwischen dem alten und dem neuen Vertragswerk, denn der Ratifizierungsprozess in den teilnehmenden Staaten wird zu viel Zeit in Anspruch nehmen, als dass es zu einem direkten Anschlussabkommen langen wird. Das dürfte dann vor allem diesem Emissionshandel Schwierigkeiten bereiten, der rechtlich stark auf dem Kioto-Abkommen basiert: Experten fürchten einen Zusammenbruch des CO2-Zertifikatemarkts, der in der EU einigermaßen funktioniert.
Fortschritte gab es auch beim Schutz der Wälder, deren weit verbreitete Abholzung zum einen eine der größten Quellen von Treibhausgasen bildet und die zum anderen eine wirkungsvolle Kohlenstoffsenke sein können – wenn man sie denn erhält. In Cancún wurden nun erste Pflöcke dazu eingeschlagen, dass REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) tatsächlich funktionieren kann. Wem es gelingt, die Zerstörung von Wäldern auf seinem Staatsgebiet zu verringern, und ausgedehnte Waldökosysteme erhält, bekommt dafür einen finanziellen Ausgleich – lebende Wälder bekommen damit erstmals einen Wert, der hoffentlich höher ist als der kurzfristige Profit aus Rinderweiden, Sojafeldern oder Ölpalmenplantagen.
Erstmals anerkannt wird der Wert der Artenvielfalt und die Rechte indigener Völker, die in den Wäldern leben. Damit soll verhindert werden, dass Wälder trotzdem gerodet und anschließend mit Plantagen aufgeforstet werden, die sich findige Firmen dann als Klimaschutzmaßnahme anrechnen lassen. Zudem werden die Waldflächen nun auf Staatenebene betrachtet: Damit soll gewährleistet sein, dass sich die Abholzung nicht einfach nur innerhalb eines Landes verlagert, weil Gebiet A unter REDD geschützt wird, Gebiet B aber noch nicht. Aber auch bei REDD+, wie der Mechanismus nach Cancún bezeichnet wird, lauern noch viele Fallstricke, blieben Hintertüren offen und ist strittig, ob das Geld für den Schutz von staatlicher Hand aufgebracht werden soll oder ob die Industrie sich hier in gewissem Grad von Einsparungen freikaufen kann.
Das Cancún Agreement ist daher vor allem eine wachsweiche Absichtserklärung, mehr gegen die Erderwärmung zu tun. Sie muss in den nächsten Verhandlungsrunden gehärtet werden. Hoffnung macht jedenfalls, dass nicht wieder ein Klimagipfel scheiterte wie in Kopenhagen und der Ton zwischen den Nationen konzilianter wurde – auch dank des Verhandlungsgeschicks der Mexikaner. Und Hoffnung machen auch die strikteren Vorgaben zum Klimaschutz, die sich die Nationen selbst in der Präambel der Cancúner Vereinbarung gesetzt haben. Doch noch ist das ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft – 2011 in Durban muss er umgewandelt und eingelöst werden.
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