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Zeugenaussagen: Besser sofort betrunken als später nüchtern

Die Aussage eines alkoholisierten Zeugen gilt als wenig verlässlich. Trotzdem lohnt es sich nicht, mit der Vernehmung zu warten.
Ganz so betrunken sollte man doch nicht sein

Augenzeugen von Verbrechen oder Unfällen sind nicht selten betrunken. Der Alkohol beeinflusst das Einprägen ebenso wie die Erinnerungen an das Erlebte – nur wie genau, ist noch nicht im Detail geklärt. Polizisten stehen vor einem Problem: Sollten sie sofort mit der Vernehmung beginnen oder warten, bis die Zeugen ausgenüchtert sind?

Diese Frage untersuchten Forscher um die deutsche Rechtspsychologin Nadja Schreiber Compo von der Florida International University in Miami. Sie teilten rund 250 Probanden zufällig verschiedenen Gruppen zu, die unter Einfluss von Alkohol oder einem Placebopräparat ein Scheinverbrechen beobachteten und darüber entweder kurz darauf oder eine Woche später Auskunft gaben.

Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe von "Law and Human Behavior" berichten, machten die betrunkenen Probanden direkt nach dem Geschehen genauere Angaben als eine Woche später im nüchternen Zustand. Es half auch nichts, die Probanden eine Woche später erneut in einen alkoholisierten Zustand zu versetzen. Allerdings waren die Probanden lediglich mäßig betrunken; für Menschen im Vollrausch gelten die Befunde demnach womöglich nicht. Moderat betrunkene Zeugen hingegen, so empfehlen Schreiber Compo und Kollegen, sollte man besser sofort vernehmen.

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