News: Besserer Schutz vor Osteoporose bei weniger Nebenwirkungen
Nach Ansicht von Genant haben die neuen Erkenntnisse möglicherweise weitreichende Folgen für die prophylaktische Behandlung von Osteoporose und Herzerkrankungen bei Frauen nach der Menopause, da die Risiken verringert und die Verträglichkeit der Medikamentenbehandlung verbessert werden könnte. Die Mehrheit der Frauen, die eine Östrogen-Ersatztherapie beginnen, beenden diese nach ein oder zwei Jahren wegen der Nebenwirkungen wieder. Dadurch kommen die langfristigen Schutzwirkungen des Östrogens für Knochen und gegen kardiovaskuläre Krankheiten nicht zum Tragen.
„Östrogen ist die beste Therapie zur Verhinderung von Osteoporose”, sagt Genant. „Damit es jedoch wirkt, muß es langfristig eingenommen werden. Viele Frauen beenden die Therapie nach einer kurzen Zeit, weil sie die Nebenwirkungen nicht vertragen.”
An der zweijährigen Studie nahmen 406 Frauen nach den Wechseljahren teil. Die Ergebnisse zeigen, daß Frauen, die verestertes Östrogen auf Pflanzenbasis mit einem täglichen Zusatz von 1 g Calcium – einem Standardbestandteil der Östrogentherapie – einnahmen, eine erhöhte Knochenmineraldichte im Rückgrat, in der Hüfte und dem gesamten Körper aufwiesen. Bei Patientinnen, die ein Placebo erhielten, verringerte sich die Knochenmineraldichte weiter.
Die Östrogen-Ersatztherapie soll den Mangel an Östrogen, das die Eierstöcke ab der Menopause nicht mehr produzieren, kompensieren. Die Unterversorgung mit Östrogen führt zu einem beschleunigten Verlust an Knochensubstanz, so daß Frauen einem höheren Risiko ausgesetzt sind, Knochenbrüche zu erleiden und an Osteoporose zu erkranken. Auch die Gefahr von Herzerkrankungen steigt.
Bei der bisherigen Osteoporose-Vorbeugung nahmen die Frauen täglich 0,625 mg Östrogen aus Tieren zu sich. Dosen von nur 0,3 mg schützten nicht eindeutig vor dem Verfall der Knochen. Die neue Studie weist dagegen nach, daß Östrogene auf Pflanzenbasis bei einer täglichen Menge von 0,3 mg einen statistisch signifikanten Einfluß auf den Erhalt der Knochen haben, sagt Genant. „Wie bei den meisten Medikamenten gibt es weniger Nebenwirkungen, je geringer die Dosis”, erklärt er.
Die Studie weist auch auf die Möglichkeit hin, daß dem Hormon Progestin eine geringere therapeutische Rolle zukommt. Progestin ist ein ergänzender Bestandteil der Östrogen-Ersatztherapie bei Frauen mit einem intakten Uterus. Dieses Hormon wird verabreicht, um das Risiko von endometrialem Krebs zu verringern. Bei der Östrogentherapie auf Pflanzenbasis wird dieses Hormon möglicherweise nicht oder nur in geringeren Dosen benötigt. Da jedoch diese Erkenntnisse nur auf zweijährigen Beobachtungen beruhen, sind für eine verläßliche Aussage größere und längere Studien erforderlich.
Eine Verminderung des Progestin könnte vorteilhaft sein, da es oft unerwünschte Nebenwirkungen verursacht, einschließlich Blutungen, Brustschmerzen, Schwellungen, Krämpfe und Depressionen.
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.