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Neurochirurgie: Bestätigt: Tiefenhirnstimulation wirkt gegen Depression

Mit Hilfe der so genannten Tiefenhirnstimulation lassen sich psychische Störungen wie Depression behandeln. Eine neue Studie bestätigt die Wirksamkeit der bislang nur experimentell eingesetzten Methode.

Bei der Tiefenhirnstimulation werden bestimme Hirnareale über implantierte Elektroden gereizt. Diese "Hirnschrittmacher" werden schon seit etlichen Jahren bei motorischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson erfolgreich verwendet. Im Jahr 2005 hatten die Psychiaterin Helen Mayberg und der Neurochirurg Andres Lozano von der University of Toronto das Verfahren auch bei sechs Patienten eingesetzt, die unter schwerer Depression litten.

Die Forscher haben nun 14 weitere Patienten hinzugezogen und bei ihnen Elektroden in die Großhirnwindung Gyrus subcallosus eingepflanzt. Ein halbes Jahr nach der Operation ging es 12 der insgesamt 20 Patienten deutlich besser, 7 Betroffene zeigten sich fast symptomfrei. Die Verbesserung hielt mindest ein Jahr an; Nebenwirkungen traten so gut wie keine auf.

Auf Grund dieser Ergebnisse planen die Wissenschaftler bis zu 200 Patienten in eine langjährige Phase-III-Studie namens BROADEN (Brodmann Area 25 Deep Brain Neuromodulation) einzubeziehen. Bei der Hälfte der Patienten soll die eingepflanzte Elektrode unmittelbar nach der Operation, bei der anderen Hälfte erst ein halbes Jahr später eingeschaltet werden. Weder die Patienten selbst noch die behandelnden Ärzte werden wissen, zu welcher Gruppe die Betroffenen zählen.

In Deutschland liegen ebenfalls bereits erste Erfahrungen mit der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen per Tiefenhirnstimulation vor. Dabei verpflanzen Neurochirurgen wie Volker Sturm von der Universität Köln die Elektroden nicht in den Gyrus subcallosus, sondern in den Nucleus accumbens, das Belohnungszentrum des Gehirns. (aj)

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