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Kosmologie: Beteigeuze eher ein Scheinriese

Der Rote Riese wird uns irgendwann ein kosmisches Spektakel bescheren. Doch nun wurde er erstmal neu vermessen, was auch gleich eine Überraschung brachte.
Beteigeuze im Infrarotlicht

Kurzzeitig hatten Astronomen die Hoffnung auf ein kosmisches Feuerwerk: Der Rote Riese Beteigeuze zeigte merkwürdige Helligkeitsschwankungen, was als Anzeichen für eine kurz bevorstehende Supernova gedeutet wurde. Mittlerweile halten viele Wissenschaftler das für unwahrscheinlich, doch richteten sich in der Zwischenzeit viele Teleskope auf den rund 700 Lichtjahre entfernten Stern. Ein überraschendes Ergebnis dieser Beobachtungen legten Meridith Joyce von der Australian National University in Canberra und ihr Team im »Astrophysical Journal« vor.

Die Gruppe um Joyce hatte die Größe von Beteigeuze vermessen, dessen Radius ungefähr der Umlaufbahn des Jupiters um unsere Sonne entsprechen sollte: Er wäre damit 1300-mal größer als die Sonne. Tatsächlich scheint der Rote Riese aber deutlich kleiner zu sein. Der Radius wäre laut den Daten zwar 750-mal größer als der unseres Zentralgestirns, er würde jedoch bloß zwei Dritteln des Jupiterorbits entsprechen.

Prinzipiell lässt sich der Stern nur schwer vermessen, weil er stark pulsiert. Einer dieser Pulse hat nach Angaben von Joyce auch für eine der kleineren Helligkeitsschwankungen gesorgt, welche Astronomen in Aufregung versetzt hatten. Ihre Gruppe hat anhand von eigenen Daten sowie jenen des weltraumbasierten Solar Mass Ejection Imager ein Modell entwickelt, mit dem sie die Aktivität Beteigeuzes simulierte. Das Ergebnis dämpft die Erwartungen weiter. »Der Rote Riese verbrennt in seinem Kern Helium. Das heißt, er ist weit davon entfernt zu explodieren«, sagt Joyce in einer Mitteilung: »Es kann noch 100 000 Jahre bis dahin dauern.«

Gleichzeitig haben Joyce und Co auch noch mal nachgemessen, wie weit der Rote Riese tatsächlich von der Erde entfernt ist. Sie kommen nun auf »nur« noch 530 Lichtjahre, was deutlich näher wäre als die bisherige Schätzung. Allerdings hat die Gruppe die Entfernung nur relativ grob bestimmt. Im Rahmen der Messungenauigkeit ist der neue Wert noch knapp mit alten Schätzungen kompatibel. Sorgen müssten wir uns dennoch nicht machen, sollte Beteigeuze wider Erwarten doch schon in kosmisch sehr naher Zukunft explodieren: Selbst bei einer geringeren Entfernung wäre die Erde noch in sicherer Distanz.

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