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News: Betrogene Eizellen

Forscher haben die Tür zu einer ganz neuen Generation von Verhütungsmitteln aufgestoßen. Sie fanden einen Rezeptor an der Oberfläche von Eizellen, an den ein bestimmtes Protein von Samenzellen andockt. Gelingt es, diesen Rezeptor gezielt zu aktivieren, 'glaubt' die Eizelle sie sei schon befruchtet und gibt anderen Spermien keine Chance mehr.
Alle derzeitigen Verhütungsmethoden , seien es mechanische oder hormonelle, haben ihre Nachteile. Deshalb haben die Forscher ihr Interesse auf die biochemischen Wechselwirkungen zwischen Spermien und Eizellen gerichtet. Hemmt man diese Interaktionen, könnte man eine Befruchtung verhindern. Bisher haben die Wissenschaftler schon drei Bindungsproteine von Samenzellen identifiziert.

Jedoch war es viel schwieriger, ihre korrespondierenden Rezeptoren an den Eizellen zu finden, was zum Teil daran lag, daß Eizellen erheblich seltener sind. Jetzt haben Nicole Sampson und Hui Chen von der State University of New York zum ersten Mal einen Rezeptor für ein kritisches Oberflächenprotein von Samenzellen namens Fertilin-beta gefunden. Bei Mäusen mit einem defekten Fertilin-beta-Gen kam es nur selten zu Vereinigungen von Ei- und Samenzellen. Die Forschergruppe hat dann den Teil des Samenproteins künstlich hergestellt, von dem man annahm, daß er für die Bindung verantwortlich ist. Dieses Eiweiß wurde radioaktiv markiert und mit Eizellen von Mäusen gemischt (Chemistry & Biology , Vol.6)

Das markierte Fragment band ausschließlich an den Rezeptor alpha-6/beta-1-Integrin. "Die Integrine sind ein wirklich faszinierendes Ziel", sagt Sampson. Bei Froscheiern gibt es Hinweise darauf, daß ein Integrin-Rezeptor eine Eizelle so aktivieren kann, daß sie ihre äußere Hülle verändert und damit verhindert, daß mehr als eine Samenzelle sich mit ihr vereinigt.

Falls das bei Menschen genauso ist, könnte der Integrin-Rezeptor ein Ziel für ein neues Verhütungsmittel sein, das die Eizelle "betrügt". "Es wäre großartig, wenn man eine Eizelle vorzeitig aktivieren könnte", sagt Janice Evans von der John Hopkins School of Public Health in Baltimore. Bisher ist das aber bei Säugetieren noch nicht gelungen.

Evans fügt hinzu, daß es wahrscheinlich einige Wege gibt, wie ein Spermium ins Ei gelangt. so daß die Forscher möglicherweise einen ganzen Cocktail von Substanzen entwickeln müssen, der alle möglichen Wechselwirkungen verhindert. "Gäbe es für die Samenzelle nur einen Weg, in die Eizelle zu gelangen, wäre keiner von uns hier", sagt die Forscherin.

Andere Wissenschaftler befürchten bei dieser Methode Nebenwirkungen, da der alpha-6/beta-1-Integrin-Rezeptor auch auf anderen Zellen zu finden ist. Sie befürworten eher das Ausschalten der für das Andocken verantwortlichen Proteine der Samenzelle. Kommt also doch die Pille für den Mann?

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