Zoologie: Bevölkerungsexplosion durch Gruppendynamik
Räuber-Beute-Beziehungen sind recht einfach: Steigt die Anzahl der Beutetiere an, vermehren sich entsprechend die Räuber. Dachte man. Doch ganz so einfach liegen die Verhältnisse nicht.
Hier und da bewegt sich das hohe Savannengras, ab und zu schimmert ein sandbrauner Fleck hindurch: Ein Rudel Löwinnen schleicht sich an eine Herde Gnus heran. Noch ahnen die weidenden Tiere nichts vor der drohenden Gefahr, der Wind steht günstig für die Angreifer. Nach und nach kreisen die Großkatzen ein etwas abseits der Herde grasendes Tier ein. Kaum haben sie sich auf rund 30 Meter Entfernung angepirscht, springt eine der Löwinnen mit riesigen Sätzen auf ihre Beute zu, diese versucht zu fliehen, stößt aber in alle Richtungen auf weitere Angreiferinnen. Schon bald fällt das Gnu dem gewaltigen Biss einer Löwin zum Opfer.
Im Serengeti-Nationalpark gab es seit den 1960er Jahren meist genau so viel Nachwuchs, dass die Löwenpopulation recht konstant blieb – abgesehen von überraschenden sprunghaften Bevölkerungsanstiegen, wobei das neue Niveau wieder für etliche Jahre gleich blieb. Gängige Modelle zur Populationsdynamik von Räuber-Beute-Beziehungen können solch abrupte Veränderungen nicht erklären. Üblicherweise geht man davon aus, dass eine allmähliche Zunahme von Beutetieren zu einem ebenso graduellen Anstieg der Räuber führt. Wie es zu den ungewöhnlichen Vermehrungsschüben der Löwen kam, ergründete nun ein multinationales Team um Craig Packer von der Universität Minnesota.
Packer und Kollegen fanden mehrere Faktoren, die sich auf die Populationsentwicklung der Löwen auswirkten. Ganz klar spielen eine Rolle: die Beutetiere. Von den 1960er Jahren bis Mitte der 1970er Jahre vermehrten sich die Büffel und die Gnus der Serengeti besonders stark – 1973 gab es den ersten Sprung in der Bevölkerungentwicklung der Löwen. Fehlende Buschfeuer in den 1980er Jahren ließen die Bäume sprießen, sodass die Löwen auf der Jagd besser Deckung fanden – 1983 vermehrten sich die Großkatzen wieder abrupt. 1994 litten die Gnus unter der außergewöhnlichen Trockenheit und ihr Bestand brach ein. Das Gras der Steppe profitierte vom verminderten Fraß und schoss in den folgenden Jahren in die Höhe. Den Löwen war dies recht, bot es doch beste Bedingungen für die Pirsch. Der nächste Populationsanstieg ließ auch nicht lange auf sich warten: 1997 vermehrten sich die Großkatzen rapide.
Erstaunlich an diesen Verbindungen zwischen guten Jagdbedingungen und Bevölkerungsanstieg der Löwen ist aber, dass sich die ökologischen Bedingungen langsam und über mehrere Jahre hinweg änderten, die Löwenpopulation explodierte aber stets mit etwas Verzögerung innerhalb eines einzigen Jahres. Wie lassen sich also diese extremen Sprünge erklären? Den Grund dafür fanden die Wissenschaftler im Sozialverhalten der Großkatzen.
Normalerweise bleiben Löwenrudel über mehrere Generationen zusammen, neue Rudel bilden sich nur dann, wenn mehrere miteinander verwandte Weibchen gemeinsam die Gruppe verlassen und ein neues Rudel in einem neuen Revier gründen. Ein reichliches Nahrungsangebot fördert die Aufteilung eines Rudels, denn unter solch günstigen Voraussetzungen ziehen die Löwen mehr Junge auf. Sehr schnell wird dann aber die Gruppe so groß, dass wieder weniger Nachwuchs geboren wird. Diesem Druck entziehen sich einige Weibchen, verlassen ihr Rudel und bilden mit herumstreifenden Männchen ein neues.
Steigt nun durch optimale Umweltbedingungen die Zahl von Rudeln schnell an, kann der Bestand sprunghaft zunehmen. Genau dieses Muster hatten die Forscher bei den afrikanischen Löwen beobachtet: Bei allen Vermehrungsschüben der Löwen hatten ungewöhnlich viele Rudel außergewöhnlich viele Junge großgezogen.
Nun überprüften die Wissenschaftler ihre Beobachtungen noch mit einem mathematischen Modell. Tatsächlich ergab sich nur dann eine sprunghafte Bevölkerungsentwicklung, wenn die Rudel weder eine Grenze nach ober noch nach unten überschritten und zusätzlich besondere äußere Umstände hinzu kamen. Die Bevölkerungsentwicklung einer Tiergruppe hängt also – anders als bisher angenommen – nicht nur von der Geburten- und Sterberate sowie dem Nahrungsangebot ab, sondern wird zudem vom Sozialverhalten beeinflusst.
Jagen ist Frauensache bei den Löwen, die Männer müssen das Revier verteidigen und werden dafür durchgefüttert. Optimal sind Rudel mit etwa sechs Weibchen – sind es weniger, haben sie Schwierigkeiten bei der Jagd, sind es mehr als zehn (bis zu 18 sind möglich), gibt es zu viel Reibereien innerhalb der Gruppe. Beide Extreme haben deswegen weniger Junge als Rudel mäßiger Größe.
Im Serengeti-Nationalpark gab es seit den 1960er Jahren meist genau so viel Nachwuchs, dass die Löwenpopulation recht konstant blieb – abgesehen von überraschenden sprunghaften Bevölkerungsanstiegen, wobei das neue Niveau wieder für etliche Jahre gleich blieb. Gängige Modelle zur Populationsdynamik von Räuber-Beute-Beziehungen können solch abrupte Veränderungen nicht erklären. Üblicherweise geht man davon aus, dass eine allmähliche Zunahme von Beutetieren zu einem ebenso graduellen Anstieg der Räuber führt. Wie es zu den ungewöhnlichen Vermehrungsschüben der Löwen kam, ergründete nun ein multinationales Team um Craig Packer von der Universität Minnesota.
Packer und Kollegen fanden mehrere Faktoren, die sich auf die Populationsentwicklung der Löwen auswirkten. Ganz klar spielen eine Rolle: die Beutetiere. Von den 1960er Jahren bis Mitte der 1970er Jahre vermehrten sich die Büffel und die Gnus der Serengeti besonders stark – 1973 gab es den ersten Sprung in der Bevölkerungentwicklung der Löwen. Fehlende Buschfeuer in den 1980er Jahren ließen die Bäume sprießen, sodass die Löwen auf der Jagd besser Deckung fanden – 1983 vermehrten sich die Großkatzen wieder abrupt. 1994 litten die Gnus unter der außergewöhnlichen Trockenheit und ihr Bestand brach ein. Das Gras der Steppe profitierte vom verminderten Fraß und schoss in den folgenden Jahren in die Höhe. Den Löwen war dies recht, bot es doch beste Bedingungen für die Pirsch. Der nächste Populationsanstieg ließ auch nicht lange auf sich warten: 1997 vermehrten sich die Großkatzen rapide.
Erstaunlich an diesen Verbindungen zwischen guten Jagdbedingungen und Bevölkerungsanstieg der Löwen ist aber, dass sich die ökologischen Bedingungen langsam und über mehrere Jahre hinweg änderten, die Löwenpopulation explodierte aber stets mit etwas Verzögerung innerhalb eines einzigen Jahres. Wie lassen sich also diese extremen Sprünge erklären? Den Grund dafür fanden die Wissenschaftler im Sozialverhalten der Großkatzen.
Normalerweise bleiben Löwenrudel über mehrere Generationen zusammen, neue Rudel bilden sich nur dann, wenn mehrere miteinander verwandte Weibchen gemeinsam die Gruppe verlassen und ein neues Rudel in einem neuen Revier gründen. Ein reichliches Nahrungsangebot fördert die Aufteilung eines Rudels, denn unter solch günstigen Voraussetzungen ziehen die Löwen mehr Junge auf. Sehr schnell wird dann aber die Gruppe so groß, dass wieder weniger Nachwuchs geboren wird. Diesem Druck entziehen sich einige Weibchen, verlassen ihr Rudel und bilden mit herumstreifenden Männchen ein neues.
Steigt nun durch optimale Umweltbedingungen die Zahl von Rudeln schnell an, kann der Bestand sprunghaft zunehmen. Genau dieses Muster hatten die Forscher bei den afrikanischen Löwen beobachtet: Bei allen Vermehrungsschüben der Löwen hatten ungewöhnlich viele Rudel außergewöhnlich viele Junge großgezogen.
Nun überprüften die Wissenschaftler ihre Beobachtungen noch mit einem mathematischen Modell. Tatsächlich ergab sich nur dann eine sprunghafte Bevölkerungsentwicklung, wenn die Rudel weder eine Grenze nach ober noch nach unten überschritten und zusätzlich besondere äußere Umstände hinzu kamen. Die Bevölkerungsentwicklung einer Tiergruppe hängt also – anders als bisher angenommen – nicht nur von der Geburten- und Sterberate sowie dem Nahrungsangebot ab, sondern wird zudem vom Sozialverhalten beeinflusst.
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