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Überbevölkerung: Bereits 2040 könnte das Bevölkerungswachstum gestoppt werden

Bildung, Gleichberechtigung und der Kampf gegen Armut sind Stellschrauben, an denen gedreht werden müsste, um das Bevölkerungswachstum abzubremsen. Kommt die Trendwende schon 2040?
Homo sapiens überbevölkert die Erde
Im Jahr 0 lebten etwa 190 Millionen Menschen auf der Erde, im Jahr 1928 bereits rund 2 Milliarden. Bis zu den heutigen 8 Milliarden Menschen brauchte es dagegen keine 100 Jahre.

Einer neuen Prognose zufolge könnte die Weltbevölkerung schon um das Jahr 2040 einen Höchststand von 8,5 Milliarden Menschen erreichen und bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa 6 Milliarden zurückgehen. Voraussetzung dafür sei allerdings ein »Riesensprung« bei den Investitionen in wirtschaftliche Entwicklung, Bildung und Gesundheit, teilte die internationale Initiative Earth4All mit. Die Vereinten Nationen (UN) gehen von einem Höchststand von rund 10,4 Milliarden Menschen erst im Jahr 2080 aus, wie es in einem Bericht vom Sommer 2022 hieß.

Im November hatte die Weltbevölkerung nach UN-Angaben die 8-Milliarden-Marke geknackt. Einen Stand von 6 Milliarden Menschen hatte die Weltbevölkerung zuletzt um die Jahrtausendwende, um 1960 waren es erst halb so viele. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Welt ein immenses Bevölkerungswachstum: Zwischen 1950 und 2020 hat sich die Weltbevölkerung nach UN-Daten mehr als verdreifacht.

Die Earth4All-Forscherinnen und -Forscher zeichnen in ihrem Arbeitspapier »People and Planet« nun zwei mögliche Szenarien für die Zukunft. Im ersten entwickelt sich die Welt wirtschaftlich ähnlich weiter wie in den vergangenen 50 Jahren. Dann erreiche die Bevölkerung bis 2050 ihren Höchststand, heißt es in der Analyse. Im zweiten Szenario könnte dieser sogar schon 2040 erreicht sein, wenn es unter anderem größere Investitionen in die Bekämpfung von Armut gäbe. In anderen prominenten Bevölkerungsprognosen werde die Bedeutung einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung oft unterschätzt, sind die Earth4All-Experten überzeugt.

Die Initiative Earth4All steht unter Federführung des Club of Rome, der Norwegian Business School und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Ihr Ziel ist, transformative politische und wirtschaftliche Lösungen für das 21. Jahrhundert zu erarbeiten, mit denen eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der planetaren Grenzen erreicht werden kann.

In ihrer ersten Prognose »Too Little Too Late« (»Zu wenig, zu spät«) werden die Bevölkerung und die Wirtschaft bis 2050 langsamer wachsen, etwa im Jahr 2046 ihr Maximum von rund 8,6 Milliarden erreichen und bis 2100 auf 7,3 Milliarden Menschen schrumpfen. »Die derzeitigen wirtschaftlichen Wachstumspfade reichen bereits aus, um das globale Bevölkerungswachstum bis zur Mitte des Jahrhunderts zum Stillstand zu bringen«, erklärte Beniamino Callegari, Mitglied des Earth4All-Modellierungsteams.

Werde sich mehr darauf konzentriert, Armut zu bekämpfen und die Geschlechtergerechtigkeit zu verbessern, könne die Bevölkerung sogar schon 2040 ihr Maximum erreichen, bei dann etwa 8,5 Milliarden Menschen. Nach diesem »Giant Leap« (Riesensprung) genannten Szenario leben im Jahr 2100 nur noch etwa 6 Milliarden Menschen auf der Erde.

Wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auf Geburtenzahl aus

»Vor allem in diesem Szenario untermalt die Prognose, an welchen Stellschrauben man drehen muss, um die Lebensbedingungen auf der Welt besser zu machen«, sagte Catherina Hinz, geschäftsführende Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Es stelle sozusagen eine Beschleunigung des ersten Szenarios dar. Wann die Weltbevölkerung an ihr Maximum gelange, hänge vor allem davon ab, wie sich die Länder mit besonders hohen Geburtenzahlen entwickeln. Wenn sich die Lebensbedingungen dort verbesserten, schrumpfe die Zunahme.

»Wir wissen, dass eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen enorme Auswirkungen auf die Fruchtbarkeitsziffern hat«, sagte Per Espen Stoknes, Leiter des Earth4All-Projekts. »Die Fruchtbarkeitsziffern sinken, wenn Mädchen Zugang zu Bildung erhalten und Frauen wirtschaftlich gestärkt werden und Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung haben.«

Zwar wächst die Zahl der Menschen auf unserem Planeten seit einiger Zeit insgesamt immer langsamer, jedoch nicht in allen Regionen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden dem UN-Bericht zufolge etwa dreimal so viele Menschen in Afrika leben wie heute, knapp 4,3 Milliarden – etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die größten Treiber sind dabei vor allem zehn Länder, aus denen 2050 mehr als die Hälfte aller neugeborenen Menschen stammen werden, darunter Nigeria, Äthiopien und Sudan. Immer mehr einkommensstarke Länder werden hingegen – wie heute bereits Japan – in eine negative Bevölkerungsentwicklung rutschen. Für eine Stabilisierung wären Länder wie Deutschland auf Migration angewiesen. (dpa/kmh)

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