Paläontologie: Bewahrten Samen Vögel vor Massenaussterben?
Nachdem vor rund 65 Millionen Jahren ein riesiger Asteroid auf der Erde einschlug und den Chicxulub-Krater an der Küste des heutigen Mexiko schuf, brach ein langer Winter über die Erde herein: Aufgewirbelte Staubteilchen verdunkelten die Sonne und ließen die Temperaturen abstürzen. Die Folge war ein gewaltiges Massenaussterben, welches das Schicksal der Dinosaurier endgültig besiegelte. Neben den Säugetieren profitierte von dieser Katastrophe noch eine zweite Gruppe von Tieren, die nahe mit den Dinosauriern verwandt sind: die Vögel. Sie breiteten sich nach diesem Ereignis stark aus und entwickelten zahlreiche neue Arten. Derek Larson von der University of Toronto und sein Team legten eine Erklärung vor, was zumindest einen Teil des damaligen Federviehs über die Runden brachte. Die Forscher hatten 3000 fossile Zähne vogelartiger Dinosaurier aus der Gruppe der Maniraptora untersucht, zu der letztlich auch die heutigen Vögel gehören.
Mit dem Kälteeinbruch verkümmerte die Vegetation weltweit, weswegen viele große Pflanzenfresser verhungerten – und das wiederum brachte räuberische Arten und nach längerer Zeit auch Aasverwerter in Schwierigkeiten. Durch Kettenreaktionen im Ökosystem verschwanden viele Spezies. Leichter überlebten hingegen Tiere, die auf Samen spezialisiert waren. Denn diese konnten im und am Boden teilweise Jahre überdauern und stellten so eine langfristig vorhandene Nahrungsquelle dar, so die These von Larson. Besonders profitierten davon unter den Vögeln jene, die keine Zähne im Schnabel aufwiesen – weshalb diese Linie damals überlebte, während ihre zahntragenden Verwandten ausgelöscht wurden. Mit Blick auf heutige Spezies rekonstruierten die Wissenschaftler dann einen Prototyp der damaligen Vögel, die überwiegend Samen gefressen haben müssen. Daneben überlebten wohl noch wenige Insektenjäger.
Dass tatsächlich die Chicxulub-Katastrophe das Massenaussterben ausgelöst hat, schließen die Paläontologen auch aus der Vielfalt der Zahnformen, die sie untersucht haben. Ihre Funde umfassen einen Zeitraum von 18 Millionen Jahren bis zum Ende der Kreidezeit. Ein schleichender Niedergang hätte sich in abnehmender Zahndiversität im Lauf der Zeit niedergeschlagen – ein Zeichen dafür, dass mehr und mehr spezialisierte Arten verschwunden wären. Doch bei den Maniraptora war dies nicht der Fall: Bis zum finalen Einschlag erfreuten sie sich einer guten Entwicklung, die sehr abrupt endete.
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