spektrumdirekt unterwegs: Bewegt in Pirmasens
Mitmachmuseen mit wissenschaftlichem Anspruch - neudeutsch Science Center genannt - haben Konjunktur. An den Erfolg des Konzeptes der Wissenschaft zum Anfassen will jetzt auch die Stadt Pirmasens anknüpfen, in der jetzt in historischen Räumlichkeiten das Dynamikum offiziell die Pforten öffnete.
"Dynamikum" – der Name ist Programm: "Bewegung" lautet das Motto dieses neuen Science Centers in den Hallen der ehemaligen Schuhfabrik Rheinberger in Pirmasens, und es packt auf zwei Etagen Kinder, Jugendliche und Junggebliebene aller Altersklassen vor allem beim Spieltrieb.So widmet sich die untere Ebene bewegten Dingen allgemein, und das bedeutet vor allem klassische Mechanik mit Spaßfaktor. Neben Hebel und Flaschenzug verblüffen die Seilschleuder oder das Kreisel-Rodeo: Nimmt der Proband auf den mit dem rotierenden Schwungrad verbundenen Sitz Platz, beginnt das Karussell sich zu drehen und zu schaukeln wie eine Jahrmarktattraktion.
Historische Bezüge zur Schuhindustrie
Die alte Schuhfabrik – Industriedenkmal und Wahrzeichen der Stadt Pirmasens – findet sich nicht nur im Thema Bewegung wieder, das Schuh-Motiv zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Reibung etwa wird nicht nur anhand diverser Schuhsohlen-Experimente, sondern auch mit einem muskelgetriebenen Luftkissenfahrzeug in Schuhform demonstriert. Und am Ende des Rundganges laden musikalische Schuhe zum Tanzen ein.
Der Mensch bewegt (sich)
Die Exponate sollen vor allem Neugier wecken und zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema ermutigen, erklärt Kehrer. Die Erläuterungen zu den einzelnen Experimenten sind dementsprechend knapp gehalten. "Wir möchten mit den Versuchen Fragen aufwerfen, die dann in der Schule genauer behandelt werden können."
Leuchtende Kinderaugen
Die Fülle der Experimente und Ausstellungsstücke zusammen mit der Konzentration machen das Dynamikum zu einer Mischung aus Abenteuerspielplatz und Entdeckungsreise und zieht auch einschlägig vorgebildete Besucher in ihren Bann. Mit physikalischen Experimenten Begeisterung zu erzeugen, beschreibt Geschäftsführer Rolf Schlicher als zentrales Anliegen: "Das Versprechen und die Erwartung, Kinderaugen – und auch die Augen großer Kinder –, zum Leuchten zu bringen, das ist der grundlegende Gedanke des Dynamikums."
Das ist durchaus gelungen.
Einige der Exponate plagen allerdings noch Kinderkrankheiten: Ein Schallrohr, in dem kleine Styroporkügelchen Knoten und Bäuche der Schallwellen nachzeichnen sollen, demonstriert beispielsweise derzeit vor allem die Tücken der statischen Elektrizität: Die Kugeln kleben unverrückbar an der Wand, trotz aller Versuche von Dynamikum-Mitarbeitern, die Ladungen abzuleiten. Vielleicht sollten die Ausstellungsmacher einfach eine zusätzliche Hinweistafel aufstellen und so tun, als sei der Effekt von Anfang an beabsichtigt. Die anderen schwingenden Exponate funktionieren dagegen einwandfrei: Schaukeln, Pendel, Wellen, Federn und musikalische Metallplatten, auf denen Sand Töne sichtbar macht – vertreten ist fast alles, was effektvoll oszilliert.
Mit dem Science Center verbindet die Region Pirmasens, die nach dem Zusammenbruch der Schuhindustrie schwere Zeiten durchmachte, auch die Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung. Die Ausstellung ist deswegen kein reines Science Center, sondern enthält immer wieder Bezüge zur historischen Fabrik, der Stadt Pirmasens und ihren Bürgern: Zahnräder schlagen den Bogen zur industriellen Vergangenheit der Räumlichkeiten – ob als Getriebe zum Selberbauen, oder zusammen mit Ketten, Riemen, Ritzeln als spielerische Hommage an das Zeitalter der Mechanisierung.
Historische Bezüge zur Schuhindustrie
Die alte Schuhfabrik – Industriedenkmal und Wahrzeichen der Stadt Pirmasens – findet sich nicht nur im Thema Bewegung wieder, das Schuh-Motiv zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Reibung etwa wird nicht nur anhand diverser Schuhsohlen-Experimente, sondern auch mit einem muskelgetriebenen Luftkissenfahrzeug in Schuhform demonstriert. Und am Ende des Rundganges laden musikalische Schuhe zum Tanzen ein.
Aber wir greifen vor. Das zweite Stockwerk steht unter dem Motto "Sich bewegen", was hier zuerst einmal Tiere tun. Zumindest legen das die Spuren nahe, die man in einem Sandkasten findet. Kurze Filme zeigen die Bewegung verschiedener Tierarten – bei Bedarf auch in Zeitlupe und durchaus mit überraschenden Erkenntnissen: Den Galopp eines Elefanten nachzuahmen ist, bei genauerer Betrachtung, schwieriger als man denkt.
Der Mensch bewegt (sich)
Erst anschließend wendet sich die Ausstellung dem bewegenden Menschen zu, dann aber gründlich: Gehen, Hüpfen, Fahrrad fahren, Gleichgewicht und Kraft sind ebenso Thema wie Hand-Auge-Koordination und, als besonderes Zuckerstück, ein Wettrennen mit einem virtuellen Spermium. "Das Spermium ist natürlich für das Spektakel. Wir haben uns überlegt, womit wir Jugendliche in der Pubertät begeistern. Die werden sich anstoßen und fragen: ‚Hast du das schon gemacht?' und das ist genau das, was wir wollen." sagt Bernhard Kehrer von der Berliner Agentur Studio klv, die das Dynamikum konzipiert und umgesetzt hat. Aber es ist auch eine Anspielung: Den Antrieb des Spermiums besorgt ein biologischer Motor, der auf dem Protein Dynein basiert. "Damit verweisen wir auf den Namen Dynamikum und schlagen außerdem die Brücke zur Biologie."
Die Exponate sollen vor allem Neugier wecken und zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema ermutigen, erklärt Kehrer. Die Erläuterungen zu den einzelnen Experimenten sind dementsprechend knapp gehalten. "Wir möchten mit den Versuchen Fragen aufwerfen, die dann in der Schule genauer behandelt werden können."
Gegen Ende geht der Ausstellung leider ein bisschen der rote Faden verloren. Unter der Überschrift "Denken in Bewegung" verwandelt sich das Mitmachmuseum in ein immerhin charmantes Kuriositätenkabinett aus Spiegeltricks, optischen Täuschungen, Knobelaufgaben und absurden Erfindungen, bevor es zum Abschluss noch einmal mit Rhythmus, Musik und Tanz zum bewährten Bewegungs-Motiv zurückfindet.
Leuchtende Kinderaugen
Die Fülle der Experimente und Ausstellungsstücke zusammen mit der Konzentration machen das Dynamikum zu einer Mischung aus Abenteuerspielplatz und Entdeckungsreise und zieht auch einschlägig vorgebildete Besucher in ihren Bann. Mit physikalischen Experimenten Begeisterung zu erzeugen, beschreibt Geschäftsführer Rolf Schlicher als zentrales Anliegen: "Das Versprechen und die Erwartung, Kinderaugen – und auch die Augen großer Kinder –, zum Leuchten zu bringen, das ist der grundlegende Gedanke des Dynamikums."
Das ist durchaus gelungen.
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