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Hirnforschung: Bewegungsillusion per Stromstoß

Mittels elektrischer Hirnreize lässt sich bei Probanden der Eindruck willentlicher Bewegungen wecken - obwohl sich deren Körper gar nicht regt.
Bewegungssteuerung und -wahrnehmung im Hirn
Was kommt zuerst – der bewusste Entschluss zu einer Bewegung oder das Hirnsignal, das die Muskelkontraktion vorbereitet? Mehrere Experimente sprechen für letzteres: erst die Bewegung, dann die Absicht. Neurowissenschaftler vom Centre de Neuroscience Cognitive in Bron (Frankreich) untersuchten nun genauer, wo im Gehirn überhaupt solche bewussten Intentionen entstehen.

Die Forscher um Michel Desmurget nutzten die Tatsache, dass Patienten bei der Entfernung von Hirntumoren häufig wach bleiben, um dem Chirurgen Rückmeldung etwa über Taubheitsgefühle geben zu können. Bei sieben solcher Patienten stimulierten die Wissenschaftler vor der Operation am geöffneten Schädel verschiedene Stellen des Gehirns mit feinen Elektroden. Reizten sie mit leichten Stromstößen die prämotorische Rinde, in der Bewegungsbefehle ihren Anfang nehmen, so öffneten die Probanden unwillkürlich ihren Mund, hoben ein Bein oder führten komplexe Gebärden mit den Armen aus. Sie stritten jedoch kategorisch ab, sich überhaupt bewegt zu haben! Offenbar nahmen sie selbst diese Regungen also gar nicht wahr.

Stimulierten die Forscher dagegen den unteren Parietalkortex, berichteten die Patienten über den starken Drang, sich zu bewegen. Etwas stärkere Stromreize an derselben Stelle ließen die Versuchspersonen sogar tatsächlich glauben, sie hätten sich bewegt – ohne dass sie sich geregt hatten.

Bewegungen und die bewusste Absicht, sie auszuführen, entspringen demnach verschiedenen Gehirnregionen. Welche von beiden bei willkürlichen Handlungen zuerst aktiv wird, konnte die Studie allerdings nicht klären. Dafür ist laut den Forschern nun klar: Ob man eigene Bewegungen wahrnimmt, hängt weniger vom tatsächlichen Tun als vom bewussten Vorsatz ab. (sc)


Desmurget, M. et al.: Movement Intention After Parietal Cortex Stimulation in Humans. In: Science 334, S. 811-813, 2009.

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