News: Bienen im Flugtraining
"Man stelle sich vor, für sein halbes Erwachsenenlebens in den Mauern einer dunklen Burg eingeschlossen zu sein, und dann muss man sich hinauswagen in eine Welt voll Sonnenschein, um Nahrung zu finden, die man nach Hause bringen soll", sagt Beth Capaldi von der University of Illinois. "Das wäre eine riesige Veränderung für das sensorische System, und es bräuchte eine Menge Zeit, sich daran zu gewöhnen. Und genau so ist es für die Bienen."
Capaldi und ihre Kollegen Susan Fahrbach und Gene Robinson wollten aus den Testflügen der Tiere lernen, wie Bienen navigieren – immerhin eine enorm anspruchsvolle Leistung für ein Insekt mit einem Gehirn von der Größe eines Grassamens. Die Wissenschaftler verwendeten dazu ein Oberton-Radarsystem, eine 1996 an der University of Greenwich entwickelte Methode. Mit dieser Technik kann man den Flug einzelner Bienen verfolgen. Jedes untersuchte Tier trägt eine winzige Marke, die einen speziellen Oberton einer bestimmte Radiofrequenz reemittiert. Wenn die Biene fliegt, kann ihr Signal von anderen Radar-Reflektionen unterschieden werden, da nur sie in dieser spezifischen Frequenz antwortet (Nature vom 3. Februar 2000).
Die Wissenschaftler berichten, dass die Insekten durch ihre Trainingsflüge einen ständig wachsenden Bereich ihrer Umgebung kennen lernen. Wobei diese größere Erkundung der Landschaft nicht auf längere Flüge, sondern auf immer schnelleres Fliegen zurückzuführen ist.
Die Wissenschaftler wollen nun klären, warum einige Bienen nur einen einzigen, andere dagegen bis zu 17 Orientierungsflüge benötigen, bevor sie der Nahrungssuche gewachsen sind – vielleicht sind individuelle Flugqualitäten der einzelnen Tiere dafür verantwortlich? Außerdem interessiert Capaldi, was genau im Gehirn einer Biene während der Probeflüge passiert.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 7.2.2000
"Kilometerzähler der Honigbienen entdeckt"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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