Direkt zum Inhalt

Ökosysteme: Biodiversität schützt vor Infektionen

Kröte
Hilfe vom Konkurrent | Kröten und Frösche leben häufig in den gleichen Feuchtgebieten und konkurrieren bisweilen miteinander. Gelangen jedoch Trematoden ins Ökosystem, nützt der Kröte die Anwesenheit weiterer Arten: Das Immunsystem des Laubfrosches tötet die Parasiten und verhindert so, dass sie sich ausbreiten.
Amerikanische Kröten (Bufo americanus), die mit Grauen Laubfröschen (Hyla versicolor) im gleichen Ökosystem leben, infizieren sich seltener mit Parasiten. Eine hohe Biodiversität von potenziellen Wirten verhindert laut Wissenschaftlern um Pieter Johnson von der University of Colorado in Boulder im Fall dieser Amphibien, dass Individuen von Schmarotzern befallen werden und sich eine Krankheit ausbreitet.

Die Amerikanische Kröte leidet unter Trematoden – kleine Würmer, deren Larven sich in die Schenkelregion ihrer Kaulquappen bohren und so deren normales Wachstum stören. Schon zwölf Larven des Parasiten genügen, um bei einer Kaulquappe fehlende Schenkel und andere Missbildungen zu bewirken.

Froschfang | Pieter Johnson von der University of Colorado fängt Kröten und Frösche in einem Feuchtgebiet nahe Santa Clara. Im Experiment stellte er Veränderungen im Infektionsrisiko durch Parasiten bei den Amphibien fest, je nachdem mit welchen anderen Arten sie aufgezogen wurden.
In Experimenten zeigten 40 Prozent des Krötennachwuchses Deformationen, wenn sie in einem Becken mit Trematoden aufgezogen wurden. Lebten im gleichen Behälter ebenfalls Laubfrösche, gingen die Infektionen um etwa die Hälfte zurück. Laubfrösche funktionieren als eine Art Schwamm für die Parasiten: Sie locken sie zwar auch an, doch tötet ihr Immunsystem die Würmer ab. Dies funktioniert allerdings nicht bei jedem Froschlurch. Schreifrösche (Rana clamitans) schützen die Kröte zum Beispiel nicht, die Wirkung ist also artspezifisch und nicht per se auf höhere Artenvielfalt zurückzuführen.

Im Lebenszyklus der Trematoden ist die Kröte nur ein kleiner Teil. Ihre Larven gelangen durch Wirtsschnecken ins Wasser und infizieren dort Amphibien. Die deformierten Kröten überleben nicht lange, da Vögel sie leicht erbeuten. Diese verdauen die infizierten Tiere und geben die Würmer über ihre Ausscheidungen wieder in Feuchtgebiete ab, wo diese erneut Schnecken infizieren. Die Überdüngung von Gewässern verstärkt den Befall, da sich dadurch die Zahl der Weichtierwirte erhöht.

Nicht nur bei Amphibien besteht ein Zusammenhang zwischen Biodiversität und der Ausbreitung von Krankheiten. Geht die Zahl an Säugetierarten in einem Gebiet zurück, steigt das Übertragungsrisiko für Borreliose von Zecken auf Menschen. Ähnliche Zusammenhänge entdeckte man zudem beim West-Nil-Virus, der Enzephalitis sowie der Beulenpest. (mh)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.