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Ozeane: Biologen beschreiben neue Lebenszone im Meer

Willkommen in der Schattenzone: So bezeichnen Meeresforscher eine bislang nicht besonders beachtete Lebenszone im Meer. Sie ist voll mit unbekannten Arten.
Haptoclinus dropi - ein Fisch aus der Schattenzone

Verglichen mit anderen Ökosystemen sind die Meere relativ schlecht erforscht. Nur so lässt es sich erklären, dass Biologen eine komplett neue Lebenszone im Ozean ausweisen können, die ihnen bislang weitgehend entgangen ist. Carole Baldwin vom Smithsonian National Museum of Natural History und ihr Team beschreiben in »Scientific Reports« die rariphotische Zone, in der es nicht nur von Fischen allgemein wimmelt, sondern auch zahlreiche bislang unbekannte Arten leben. Sie schließt sich an die mesophotische Zone an, die bisher als unterste belichtete Schicht der Gewässer galt, die direkt in die lichtlose Tiefsee übergeht. Dazwischen verbirgt sich aber offensichtlich das »Schattenreich« in einer Tiefe von 130 bis 309 Metern.

Ursprünglich wollten die Meeresbiologen diese Region daraufhin untersuchen, ob sie einen Rückzugsort für Riffbewohner höherer Lagen darstellen könnte – wenn steigende Wassertemperaturen die Lebensbedingungen verschlechtern. Dabei bemerkten sie, dass sich die rariphotische Zone vor der karibischen Insel Curaçao deutlich von den beiden angrenzenden Gebieten unterscheidet und etwas Eigenes ist. Ihre Einstufung basiert auf der Beobachtung von mehr als 4500 Fischen aus 71 Arten, von denen 30 wissenschaftlich noch nicht beschrieben waren. Prinzipiell sind diese Spezies enger mit typischen Rifffischen aus den lichtdurchfluteten Arealen verwandt als mit den Tiefseebewohnern, die zu anderen evolutionären Linien gehören.

In große Teile des Schattenreichs dringt kein Lichtstrahl mehr. Somit ist es zu dunkel für die Algen, die mit Korallen in Symbiose leben. Dennoch entwickeln sich hier ebenfalls Riffe aus Schwämmen und angepassten Korallenarten. Ihre Artenvielfalt und Bedeutung entging der wissenschaftlichen Erforschung bislang, weil die Zone für Taucher zu tief liegt und von Tauchbooten nur selten angesteuert wurde. »Riffökosysteme unterhalb der mesophotischen Zone sind weltweit kaum erforscht – weil man dachte, dass diese Region einfach schleichend in die Tiefsee übergeht. Doch das stimmt nicht: Es handelt sich um einen einzigartigen Bereich«, so Baldwin.

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