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News: Biologisches Wettrüsten

Nicht immer ist das Werben der Männchen um die Gunst der Angebeteten von Erfolg gekrönt - oftmals verweigern die wählerischen Damen eine Paarung. Für diesen Fall sind die Wasserläufer-Herren mit "Waffen" gewappnet, mit denen sie die Partnerin kurzerhand einfangen. Doch die Weibchen sind ihren Artgenossen keineswegs wehrlos ausgeliefert: Ausgestattet mit Dornen halten sie sich die liebestollen Männer vom Leib. Offenbar hat sich dieser Kampf der Geschlechter im Laufe der Evolution zu einem "biologischen Wettrüsten" hochgeschaukelt.
Jene Männchen im Tierreich, die ihrer Partnerin nicht lebenslänglich treu sind, verfolgen nur ein Ziel: Ihre Erbanlagen sollen so oft und so weit wie möglich gestreut werden. Um dies zu erreichen, versuchen sie die Angehörigen des anderen Geschlechts mit einem vielfältigen Repertoire von Tricks zu verführen – doch mitunter ohne Erfolg. Nicht immer sind die Damen leicht zu beeindrucken, denn sie sind bestrebt, den besten Vater für ihren Nachwuchs auszuwählen. Und sind ihre Jungen gerade auf der Welt, sind weitere Paarungen aus ihrer Sicht vorerst überflüssig.

Augenscheinlich existiert bezüglich der Fortpflanzung ein Interessenkonflikt zwischen den Geschlechtern, der möglicherweise in einem biologischen Aufrüsten gipfelt: Während die Männchen danach trachten, die Weibchen mit immer raffinierteren Strategien zur Paarung zu zwingen, könnten letztere ihrerseits Maßnahmen ersinnen, um derartige Annäherungen zu vereiteln. So lautete bislang die Theorie der Wissenschaftler – allein gestaltete es sich äußerst schwierig, in der Natur Beweismaterial für einen derartigen Rüstungswettlauf zu sammeln.

Doch nun wurden Göran Arnqvist von der University of Uppsala und Locke Rowe von der University of Toronto im Insektenreich fündig. Im Brennpunkt ihrer Studie standen 15 verschiedene Arten des Wasserläufers, deren "Kampfausrüstung" sie genauer inspizierten. So verfügen beispielsweise die Männchen von Rheumatobates rileyi mit gut ausgebildeten Antennen über spezielle "Greifarme", mit denen sie die Weibchen in der Nähe des Auges packen und im Zweikampf zu unterwerfen versuchen. Und die Weibchen haben diesen ungewollten Annäherungen durchaus etwas entgegenzusetzen: Sie wehren die Angriffe ihrer männlichen Artgenossen unter anderem mit Dornen ab, die aus ihrem Hinterleib herausragen.

Als die Forscher jene spezifischen Strukturen der Arten mit der Anzahl an erfolgreichen Paarungen verglichen, fiel das Ergebnis eindeutig aus. Abhängig vom "Waffenarsenal" setzte sich entweder das eine oder andere Geschlecht mit seinem Ansinnen durch: So siegten die männlichen Wasserläufer mit starken Vorderbeinen und einem flachen Bauch bei ihren Paarungsbestrebungen. Hingegen gewannen die Weibchen in derartigen Auseinandersetzung die Oberhand, wenn sie durch Stacheln leicht im Vorteil waren. Die Paarungsrate variierte dabei zwischen einem Mal im Zeitraum von zwei Tagen, wenn die weiblichen Insekten das Sagen hatten, und 20 Mal am Tag, wenn die Männchen federführend waren.

Demnach hat der Kampf der Geschlechter im Laufe der Evolution tatsächlich zu einem "biologischen Wettrüsten" der Wasserläufer geführt und die äußere Gestalt der Tiere beeinflusst: Während die Männchen neue Strukturen entwickelten, um Weibchen zur Paarung zu bewegen, versuchten diese wiederum für einen Ausgleich zu sorgen, indem sie mit besonderen Anpassungen ihrerseits derartige Pläne zunichte machten. Vermutlich können jene sexuellen Konflikte auch die Entstehung neuer Arten vorantreiben, spekulieren die Forscher.

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