Notfallmedizin: Biopolymer soll gefährliche Blutungen stoppen
Ein injizierbares Biopolymer soll in Zukunft Notfallmedizinern und Traumapatienten helfen: Es stoppt innere und äußere Blutungen, indem es einen Blutgerinnungsfaktor simuliert, Blutplättchen rekrutiert und so Wunden provisorisch schließt. Vor allem kann damit ein massiver Blutverlust verhindert werden – die häufigste Todesursache nach schweren Verletzungen –, hoffen die Bioingenieure, welche das neue Material erfolgreich an Ratten getestet hatten.
Das Polymer PolySTAT ähnelt dem körpereigenen fibrinstabilisierenden Faktor XIII, der die kurzen, beim Wundverschluss entscheidenden Fibrinmoleküle im Blut zu einem Netzwerk verknüpft und so die Blutgerinnung vorantreibt: In dem entstehenden Fibrinfasernetz verfangen sich nun Blutplättchen und sorgen für die Wand nach außen. Gerade bei schwer verletzten Traumapatienten funktioniert dies aus verschiedenen Gründen aber nicht mehr in hinreichendem Maß: Vor allem können hier defekte Blutplättchen den Verschluss stören, zudem zirkulieren häufig größere Mengen an Blutverdünnungsfaktoren, die den Prozess verlangsamen oder umkehren. Der Körper schüttet diese als Notfallmaßnahme selbst aus, um bei abfallendem Blutdruck gegenzusteuern und ein mögliches Verklumpen in Gefäßen zu verhindern – eben das ist bei großen Wunden, die sich nicht mehr schließen, aber am Ende manchmal tödlich. Die Injektion des neuen Polymers arbeitet diesem Prozess entgegen und sorgt dafür, dass der Wundverschluss wieder beschleunigt wird.
Das Polymer hat zudem Vorteile gegenüber gängigen Alternativen – etwa gereinigten Blutkonserven oder mühsam extrahierten natürlichen Gerinnungsfaktoren: So kann es zum Beispiel viel länger und einfacher tiefgefroren gelagert werden. Im Versuch in Nagern bewährte sich PolySTAT und wirkte sogar besser als eine Injektion des natürlichen Faktors XIII. Zudem bindet das Polymer im Kreislauf nicht an die größeren Vorläufer von Fibrin, weshalb es wohl nicht die Gefahr erhöht, das Blut an falschen Stellen verklumpen zu lassen. Dies müsse sich aber erst noch in weiteren Tests bestätigen. Auch ist noch nicht ganz klar, wie schnell die Partikel wieder aus dem Körper entfernt werden – viele Nanopartikel enden in der Leber, sie könnten aber sowohl zu langsam abgebaut werden und vielleicht Schaden anrichten oder aber zu schnell aus dem Blut gefiltert werden, um überhaupt ausreichend Wirkung zu erzielen. Auch hier können nur weitere Studien Gewissheit bringen.
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