Erster Eindruck: Blau und Grün färben ab
Fürs Bewerbungsfoto ein knallblaues Oberteil? Oder doch ein dezentes Grau? Über solche Fragen kann man sich durchaus den Kopf zerbrechen. Zu Recht, wie zwei US-Psychologen festgestellt haben. In der Fachzeitschrift »Personality and Individual Differences« berichten sie, dass Blau- und Grüntöne eine Person auf den ersten Blick etwas extravertierter und offener erscheinen lassen als Grautöne.
Adam Pazda von der University of South Carolina und Christopher Thorstenson von der University of Rochester hatten in einer Versuchsreihe Porträtfotos von Frauen und Männern in verschiedenfarbigen Oberteilen oder mit verschiedenfarbigen Rahmen um die Bilder präsentiert. Fünf Sekunden lang konnten die Versuchspersonen – im Ganzen rund 700 Studierende – das Foto betrachten, dann sollten sie die abgebildete Person beurteilen: Wie neurotisch, extravertiert, offen, verträglich oder gewissenhaft wirkte sie? Den Probanden erschienen jene im blauem Oberteil extravertierter, und bei Grün und Rot zeigte sich derselbe Effekt, wenn auch etwas schwächer. Außerdem wirkten sie in Grün oder Blau im Schnitt etwas offener, das heißt intellektueller und kulturinteressierter, sowie ein wenig verträglicher.
Eine Farbe erzeuge nicht nur einen sensorischen Eindruck, schließen die beiden Psychologen aus ihren Experimenten. »Sie kann psychische Prozesse auf subtile Art beeinflussen.« Extravertierte Menschen bevorzugten tatsächlich bunte Farben, wie die Autoren schon 2018 beobachtet hatten. Eine mögliche Erklärung: Bei ihnen ist das Erregungsniveau in der Großhirnrinde niedriger als bei Introvertierten, weshalb sie stärkere Reize beispielsweise durch eine laute Umgebung vertragen.
Pazda und Thorstenson wollen ihre Befunde allerdings nicht verallgemeinern, unter anderem da sie sich auf Versuchspersonen westlich-europäischer Herkunft beschränkten. Bunte Farben zu tragen, könne in anderen Kulturen als Verstoß gegen soziale Normen empfunden werden und das Urteil negativ einfärben.
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