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Toxine: Blaualgengift kann Hirnkrankheit auslösen

Algenblüte
Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung unbekannter Ursache, bei der das motorische Nervensystem allmählich zerstört wird. An einer Variante davon namens ALS/PDC, die zusätzlich zur Demenz führt, litten um 1950 ungewöhnlich viele Bewohner der Insel Guam im Westpazifik. Als wahrscheinlichste Ursache gilt in diesem Fall ein Gift namens BMAA, das symbiotische Cyanobakterien in den Wurzeln von Palmfarnen produzieren. Von dort gelangt es in die Samen der Pflanzen, die den Inselbewohnern zur Mehlproduktion dienen.

Algenblüte in der Ostsee | In der Vergrößerung wird die Artenvielfalt des Phytoplanktons sichtbar: Im Sommer dominieren zwei Arten von Cyanobakterien: die zylindrisch aufgewickelte Nodularia spumigena und die bündelartige Aphanizomenon sp..
Jetzt untersuchten Forscher um Sara Jonasson von der Universität Stockholm Cyanobakterien, die in der Ostsee vorkommen und dort gelegentlich "Algenblüten" verursachen. Dabei zeigte sich, dass auch bei ihnen die BMAA-Produktion weit verbreitet ist. Zwar liegt die Giftkonzentration deutlich niedriger als bei den landlebenden tropischen Arten, über die Nahrungskette reichert sich das Nervengift jedoch immer weiter an. Insbesondere in Muscheln und in bestimmten Fischarten fanden die Forscher große Mengen davon. Wie sich BMAA genau auf die marine Fauna auswirkt, wissen sie jedoch noch nicht.

Zu den verseuchten Fischen zählten auch Speisefische. Allerdings befindet sich das meiste Gift in den Gehirnen der Tiere, die üblicherweise nicht verzehrt werden. Doch da es durch menschliche Eingriffe in die Ökosysteme immer häufiger zur massenhaften Vermehrung der Blaualgen kommt, steigt möglicherweise auch das Vergiftungsrisiko, geben die Forscher zu bedenken. Tatsächlich scheint die Zahl der neuen ALS-Fälle in Schweden zuzunehmen.

Julia von Sengbusch

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