Ornithologie: Wiedersehen nach 75 Jahren
Unter strengster Geheimhaltung suchten Ornithologen seit 2015 nach einer brasilianischen Vogelart, die letztmals 1941 gesichtet worden war – mit Erfolg: Rafael Bessa vom Instituto Butantan und sein Team beobachteten und fotografierten während der letzten Monate mehrfach Blauaugentäubchen (Columbina cyanopis), die seit 75 Jahren als vermisst gegolten hatten. Obwohl die Art mit dem blauen Augenring, den blauen Flügelflecken und dem rostbraunen Gefieder relativ auffällig ist, entging sie lange Zeit den Nachforschungen von Vogelbeobachtern und Ornithologen. Doch das ist sehr wahrscheinlich ihrer extremen Seltenheit geschuldet, denn trotz intensiver Suche konnten die Biologen bislang nur insgesamt zwölf Exemplare sicher feststellen. Der genaue Standort der kleinen Population im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais wie auch die Tonaufnahmen der arteigenen Rufe wurden deshalb geheim gehalten, um die Art nicht zusätzlich zu gefährden.
Wahrscheinlich sind die Tauben Lebensraumspezialisten im Cerrado, einer artenreichen Baumsavanne in Brasilien, die ebenfalls stark bedroht ist: Sie wird großflächig abgeholzt, um Nutzflächen für den Sojaanbau zu gewinnen; die Abholzungsraten sind hier sogar noch höher als im Amazonasraum, der stärker im Blick der Naturschutzorganisationen und Politik ist. Zusammen mit verschiedenen Naturschutzorganisationen wie Birdlife International und dem Rainforest Trust versuchen Bessa und Co deshalb einen sofortigen Schutzplan für die Art umzusetzen. Das Gebiet, in dem die Vögel nachgewiesen wurden, soll möglichst rasch als privates Naturreservat ausgewiesen werden. Zudem versuchen die Wissenschaftler mit Hilfe von Satellitenbilddaten geeignete Cerrado-Habitate in der Region ausfindig zu machen, wo die Tauben ebenfalls existieren könnten. Bislang allerdings ohne Erfolg, denn momentan liegen nur in zwei eng benachbarten Gebieten Sichtungen vor.
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