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Metall in Tampons: Mini, normal, super, aber nicht bleifrei

Tampons enthalten teils giftige Metalle, darunter Blei, Arsen oder Kadmium. Grenzwerte dazu existieren für die Hygieneprodukte nicht, systematische Analysen sind ebenfalls Fehlanzeige.
Monatshygiene
Tampons bestehen zum Großteil aus Baumwolle. Ob sie neben ihren Hauptbestandteilen Spuren weiterer Stoffe enthalten, ist überraschend wenig untersucht.

Eigentlich absurd, dass das bislang niemand untersucht hat: Ein Team um die Umweltmedizinerin Jenny A. Shearston hat erstmals Tampons auf ihre Metallgehalte hin analysiert. Wie es im Fachjournal »Environment International« schreibt, enthalten die Hygieneprodukte häufig verschiedene Metalle, darunter giftige wie Blei, Arsen oder Kadmium.

Für seine Untersuchung zog das Team von der Columbia University Mailman School of Public Health und der University of California in Berkeley 30 Tamponarten aus den USA, der EU und UK von verschiedenen Herstellern heran und testete diese auf 16 Metalle. Alle getesteten Tampons enthielten die als giftig geltenden Stoffe Arsen, Kadmium, Chrom, Blei sowie Vanadium. Dagegen fand das Forschungsteam insgesamt nur geringe Mengen an Quecksilber oder Chrom. Welches Metall jeweils dominierte, unterschied sich je nach Land, Hersteller und Produktlinie. Bio-Tampons waren im Durchschnitt nicht weniger belastet als konventionelle Produkte, allerdings mit anderen Metallen.

Unter den giftigen Metallen erreichte Blei mit durchschnittlich 120 Nanogramm pro Kilogramm die höchsten Konzentrationen. Das ist laut den Autorinnen und Autoren Besorgnis erregend: »Es gibt keinen sicheren Grenzwert für die Belastung mit Blei«, schreiben sie in ihrer Veröffentlichung. Das Schwermetall kann sich in den Knochen ansammeln und dort für viele Jahre im menschlichen Körper überdauern. Es kann zahlreiche Erkrankungen wie beispielsweise neurologische Störungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Bereits kleinste Mengen im Blut können sich auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken. Deshalb können auch geringe Mengen, die aus Tampons in den Körper gelangen, Probleme verursachen.

Tampons, die als Bio-Produkte gekennzeichnet waren, enthielten mehr Arsen als andere. Dafür enthielten sie weniger Blei, Kadmium und Zink. Das könnte daran liegen, dass solche Tampons aus reiner Baumwolle bestehen, im Gegensatz zu konventionellen Produkten, bei denen auch synthetische Materialien beigemischt sind. Baumwollpflanzen nehmen das Arsen vermutlich aus dem Boden auf, so dass sich das Halbmetall in der Pflanze und schließlich in der Baumwolle ansammelt. Arsen ist giftig und erwiesenermaßen Krebs erregend.

Während manche Stoffe also bereits durch die Baumwollpflanze aufgenommen werden, könnten andere während der Herstellung in die Produkte gelangen. So fand das Team einige Metalle, die auch in gefärbten Textilien zu finden sind, allerdings in deutlich geringeren Mengen. Zink wiederum war in den Tampons in höheren Konzentrationen enthalten als in Kleidung – ein Hinweis darauf, dass es zu einem bestimmten Zweck zugesetzt wird. Überhaupt sind hier viele Einsatzmöglichkeiten metallhaltiger Verbindungen in Tampons denkbar: zum Bleichen, als antimikrobielle Wirkstoffe, als Geruchshemmer, Schmiermittel oder auch Farbstoffe. Ganz genau ist aber nicht bekannt, wie die einzelnen Hersteller ihre Tampons produzieren und was sie zusetzen. Anders als bei Lebensmitteln oder Medikamenten ist bei Tampons nicht vorgeschrieben, die Inhaltsstoffe auf der Packung aufzulisten.

Keine Grenzwerte, keine systematischen Tests

Auf diesen Punkt weisen die Autoren der Studie ausdrücklich hin: Die Qualität von Tampons wird weltweit so gut wie gar nicht überwacht. Weder in den USA noch in der EU oder in UK müssen die weit verbreiteten Hygieneprodukte standardmäßig auf Inhaltsstoffe getestet werden. Mitautorin Kathrin Schilling, Assistenzprofessorin an der Columbia University, sagte dazu gegenüber »Spektrum.de«: »Es war überraschend zu sehen, dass die Auflistung von Zusatzstoffen nicht detaillierter sein muss.« Für Hygieneprodukte wie Tampons gibt es zwar Herstellungsvorschriften, jedoch keine regelmäßigen unabhängigen Tests. Für Kleidung gibt es hingegen klare Regeln bezüglich schädlicher Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Arsen oder Chrom (VI): Maximal ein Milligramm darf ein Kilogramm Textilien davon jeweils enthalten. Für Tampons fehlen solche Vorschriften – obwohl die Produkte direkt mit der Schleimhaut in Kontakt sind.

So gibt es also nicht einmal Höchstwerte für Metalle oder andere chemische Stoffe in einem Hygieneprodukt, das die halbe Menschheit potenziell zumindest zeitweise in ihrem Leben gebraucht. Eine Frau, die Tampons nutzt, kommt in ihrem Leben auf durchschnittlich 7400 Tampons, rechnet das Autorenteam anhand von Modellannahmen vor. Währenddessen sind die Produkte mehrere Stunden lang mit der Schleimhaut der Vagina in Kontakt.

Zur Frage von »Spektrum.de«, ob die in der Studie gefundenen Mengen an Schwermetallen Besorgnis erregend seien, schrieb das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): »Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Nutzung von Tampons sind nach Einschätzung des BfR nicht zu erwarten.« Die gefundenen Mengen bewegten sich »im Spurenbereich« und seien gegenüber der Belastung aus anderen Quellen »vernachlässigbar«. Schilling räumt ein, dass die Belastung gegenüber anderen Quellen gering sei. Trotzdem seien die Hygieneprodukte eine vermeidbare Quelle«: »Warum soll ich mit dem aussetzen, wenn ich es vermeiden kann?« Schilling betont außerdem, dass bestimmte Stoffe bereits in sehr niedrigen Konzentrationen zu chronischen Gesundheitsschäden führen können, etwa Arsen und Blei. Auch das BfR betont, dass »die Schwermetallgehalte weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis abgesenkt werden« sollten. Derzeit befasst sich eine Arbeitsgruppe mit der Sicherheit von Menstruationsprodukten.

Unklar ist, ob die Metalle aus den Tampons tatsächlich in die Schleimhaut wandern und in den Körper aufgenommen werden. Wie gut die vaginale Schleimhaut potenziell enthaltene Metalle oder überhaupt Stoffe aus Tampons aufnehmen kann, wurde bislang nämlich nicht untersucht. Seine Studie sei daher nur ein erster Schritt, um ein Schlaglicht auf das Problem zu werfen, betont das Autorenteam. In einer Folgearbeit untersuchen die Fachleute daher derzeit, wie sich diese Metalle aus Tampons lösen und vom Körper aufgenommen werden könnten.

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  • Quellen

Shearston, J. A. et al.:Tampons as a source of exposure to metal(loid)s. Environment International 190, 2024

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