News: Bleiernes Gedächtnis
Doch das Schwermetall sorgt nicht nur für körperliche Beschwerden, offenbar beeinträchtigt es auch ganz erheblich die Gedächtnisleistung. Brian Schwarz von der Johns Hopkins School of Hygiene and Public Health in Baltimore hat 535 Personen untersucht, die früher in der chemischen Industrie mit organischen Bleiverbindungen gearbeitet haben. Im Durchschnitt kamen sie acht Jahre mit den Substanzen in Berührung, doch der letzte Kontakt mit dem giftigen Schwermetall lag durchschnittlich 16 Jahre zurück. Zu Anfang maß der Wissenschaftler die Bleiwerte im Blut. Über vier Jahre hinweg verfolgte er dann mittels Röntgenfluoreszenz den Gehalt im Knochenmark. Die Werte verglich er mit denen von 118 Menschen aus derselben Gegend, die nicht beruflich mit Blei in Berührung kamen. Zusätzlich führte er eine Reihe von psychologischen Tests durch.
Und bei denen schnitten die ehemaligen Arbeiter deutlich schlechter ab als ihre unbeeinträchtigten Nachbarn. So konnten sich die Versuchspersonen beispielsweise nicht so gut an Bilder oder Worte erinnern oder lernen, und sie waren weniger geschickt mit den Händen. "Wir wissen, dass die Gedächtnisleistung nachlässt, wenn wir älter werden – üblicherweise bezeichnen wir das als 'normales Altern'", erklärt Schwarz. Doch das Blei habe auf die Betroffenen denselben Effekt wie ein Altern um fünf Jahre, fügt er hinzu. Je höher der Bleigehalt in den Knochen war, desto stärker ließ auch die Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit nach (Neurology vom 24. Oktober 2000).
Vielleicht sind daher noch ganz andere Symptome, die oft als Teil des Älterwerdens angesehen werden, Folgen von gesundheitsschädlichen Chemikalien oder anderen Wirkstoffen, meint Schwarz. Und da sich dahinter womöglich ein großes Gesundheitsproblem verbirgt, wären dringend auch für andere Substanzen Langzeitstudien über die Wirkung auf Erwachsene nötig.
Siehe auch
"Eine starke Lösung?"
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"Nicht schlechter, nur anders"
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